Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
fragte Vince. »Er kannte sowohl das Opfer als auch Gina Kemmer.«
»Welches Motiv sollte der denn haben?«, fragte Dixon.
Vince zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist er Haleys Vater. Oder er hat Marissa krumm genommen, dass sie so eine enge Beziehung zu seiner Mutter hatte.«
Dixon war nicht überzeugt. »Darren Bordain ist ein Einzelkind. Er hat immer alles bekommen, was er wollte – die beste Ausbildung, den Einstieg in den Beruf. Im Moment wird ihm der Weg in die Politik geebnet.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass er für all das nicht einen Preis zu zahlen hat«, sagte Vince. Er sah zu Hicks und Mendez. »Hat er euch gegenüber nicht gewitzelt, dass er ein Verhältnis mit Marissa hätte anfangen sollen?«
»Ja«, sagte Mendez. »Er hat sich ziemlich boshaft über seine Mutter geäußert, aber …«
»Aber was?«, fragte Vince. »Ist er zu nett? Sieht er zu gut aus? Ist er zu reich?«
Mendez dachte darüber nach. Er war klug genug, um nicht auf solche Äußerlichkeiten hereinzufallen. »Nein. Es ist nur ein gewaltiger Schritt von Groll auf die Mutter zum Abschneiden von Brüsten, um sie Mom mit der Post zu schicken. Das kann ich mir bei ihm einfach nicht vorstellen.«
»Es gibt gute Gründe dafür, warum das, was sich jemand vorstellen und nicht vorstellen kann, im Gerichtssaal nicht zählt«, sagte Vince. »Wir sollten ihn genauso unter die Lupe nehmen wie alle anderen Männer, die das Opfer kannten. Meinen Sie nicht, Cal?«
Dixon fuhr sich mit der Hand durch seine silbergrauen Haare und seufzte. Bestimmt überlegte er, ob es das wert war, wenn er dafür Milo Bordain am Hals hatte.
»Schaffen Sie ihn her«, sagte er. »Aber machen Sie keine große Sache daraus. Sagen Sie ihm, dass wir versuchen, uns einen Eindruck von Marissas Leben und ihren letzten Tagen und Stunden zu verschaffen. Wir wollen wissen, wer sie wann sah, mit wem sie sprach und wer ein hieb- und stichfestes Alibi hat, damit wir diese Personen von der Liste der Verdächtigen streichen können.«
»Gute Idee«, sagte Mendez. »Das sollten wir bei jedem machen. Steve Morgan können wir uns gleich vorknöpfen, den haben wir ja in Gewahrsam.«
Dixon warf ihm einen scharfen Blick zu. »Wir haben Steve Morgan nicht in Gewahrsam.«
»Aber er hat mich angegriffen!«, rief Mendez und deutete auf seine geschwollene, frisch genähte Lippe.
»Sie haben ihm das Nasenbein gebrochen, und er hat eine Prellung am Jochbein. Er wollte Anzeige wegen Polizeischikane und Körperverletzung erstatten. Das konnte ich ihm gerade noch ausreden.«
»Sie haben einem Anwalt ausgeredet, Anzeige zu erstatten?«, fragte Trammell. »Respekt, Chef. Respekt.«
»Er hat zugegeben, zuerst zugeschlagen zu haben«, erklärte Dixon.
»Dann ist er also nur ein Ehebrecher, aber kein Gewohnheitslügner«, sagte Mendez. »Gut zu wissen, dass es etwas gibt, das für ihn spricht. Wir sollten ihn trotzdem antanzen lassen.«
Dixon deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. »Sie werden sich schön von ihm fernhalten. Haben Sie verstanden?«
»Ja, Sir.«
»Ich meine es ernst.«
»Ja, Sir, das ist mir bewusst, Sir.«
»Halten Sie sich von seinem Haus fern. Halten Sie sich von seiner Familie fern.«
»Ja, Sir.«
»Ich habe heute Nachmittag Zander Zahn besucht«, sagte Vince, um Mendez wieder aus der Schusslinie zu bringen.
Wofür ihm Mendez im Stillen dankte. Er hatte darauf gewartet, dass Dixon noch sagte: »Und halten Sie sich von seiner Frau fern«, und dann wäre er garantiert rot angelaufen, auch wenn er bei Sara Morgan nie eine Grenze überschritten hatte. Wobei ein Teil von ihm das zweifellos gewollt hatte.
»Dass ich über den Tod seiner Mutter Bescheid wusste, hat ihn sehr aufgeregt«, fuhr Vince fort. »Ich habe ihn ein wenig unter Druck gesetzt, und er ist ausgerastet. Totaler Zusammenbruch.« Er erzählte die ganze Geschichte und klärte sie über dissoziative Störungen auf. Demnach könnte Zahn Marissa Fordham umgebracht haben, ohne eine bewusste Erinnerung daran zu haben.
»Hört sich an wie etwas, das sich ein Verteidiger ausdenkt«, sagte Trammell.
»Das ist tatsächlich eine beliebte Verteidigungsstrategie«, sagte Vince. »Dabei ist eine dissoziative Störung sehr selten. Sie ist eine Reaktion auf ein massives psychisches Trauma.«
»Wie den Mord an der eigenen Mutter?«, fragte Hamilton.
»Eher das, was seine Mutter ihm angetan hat, bevor er sie umbrachte. Wenn sie ihm beispielsweise die Fußsohlen mit Zigaretten verbrannt hat. Um solchen
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