Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
nicht.«
»Das hast du nie«, sagte er mit Bitterkeit in der Stimme, die Sara nur noch wütender machte. Er nutzte sein Talent für dramatische Auftritte, um es so hinzudrehen, als wäre er derjenige, der verletzt worden war.
»Was soll das denn heißen?«, fragte sie. »Sind wir jetzt wieder mal bei deiner schrecklichen Kindheit? Ich habe dir vierzehn Jahre lang immer wieder gesagt, wie bemerkenswert ich es finde, dass du das alles durchgestanden hast und zu dem Menschen geworden bist, der du bist – oder zumindest warst. Aber jetzt reicht es, Steve. Du bist ein erwachsener Mann. Hör auf mit deiner Mitleidstour. Hör auf, das Unglück deiner Mutter auszubeuten. Die Verjährungsfrist ist vorbei.«
»Du hast leicht reden«, murmelte er. »Du mit deiner perfekten Familie.«
»Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass meine Mutter nicht drogensüchtig war«, sagte Sara. »Es ist nicht meine Schuld, dass du eine beschissene Kindheit hattest. Du wolltest meine perfekte Familie, wenn du dich vielleicht erinnerst. Du hast meine perfekte Familie geheiratet. Wir hatten eine eigene perfekte Familie. Du bist derjenige, der sie jetzt zerstört.«
»Du bist immer eifersüchtig auf meine Arbeit für das Thomas Center gewesen …«
»Fang nicht damit an«, warnte sie ihn. »Den Schuh ziehe ich mir nicht an. Ich bin nicht die Böse. Du willst ehrenamtliche Arbeit leisten? Prima. Du bist ein Menschenfreund? Wunderbar. Aber nicht auf Kosten deiner Familie. Nicht auf meine Kosten oder die deiner Tochter. Eine Ehe sollte eine Partnerschaft sein. Aber dir ist Don wichtiger.«
»Das stimmt nicht …«
»Ach nein? Wen hast du denn heute Morgen angerufen?«
»Er ist mein Anwalt.«
»Und hast du ihn gebeten, deine Frau anzurufen und ihr zu erklären, warum dein Blut auf der Einfahrt ist und warum du verschwunden bist?«
»Vielleicht war es mir peinlich.«
»Vielleicht war es dir scheißegal«, sagte sie. »Ich weiß nicht, an wem dir überhaupt etwas liegt, Steve, aber Wendy und ich sind es ganz bestimmt nicht.«
»Ich liebe meine Tochter«, sagte er mit Nachdruck und trat einen Schritt auf sie zu.
Dass er nicht von seiner Liebe zu ihr sprach, traf Sara ins Herz. Dabei hätte sie nicht gedacht, dass sie sich noch irgendwelchen Illusionen über ihre Ehe hingab.
»Warum verhältst du dich dann so, Steve?«, fragte sie. »Wendy ist nicht dumm. Sie bekommt es mit, wenn du nachts nicht zu Hause bist. Sie weiß, was das bedeutet. Eine Elfjährige sollte ihrer Mutter nicht erklären, dass sie weiß, was eine Affäre ist, und sie fragen, warum ihr Vater so etwas tut.«
»Und du hast bestimmt nicht versucht, ihr das auszureden«, stieß er hervor.
»Warum hätte ich das tun sollen? Soll ich für dich lügen? Soll ich für dich lügen und mich vor meiner Tochter zum Narren machen? Ich bin auch nicht dumm. Meinst du, ich weiß nicht, dass du voriges Wochenende nicht in Sacramento warst? Meinst du, ich würde mich nicht vergewissern, nachdem du mir das in den vergangenen eineinhalb Jahren mehr als einmal angetan hast?«
»Was glaubst du denn, wo ich war?«, fragte er in provozierendem Ton.
Sara schluckte den Köder nicht. »Ich weiß es nicht.«
»Im Ernst, was glaubst du, wo ich war?« Es war eher eine Verhöhnung als eine Frage. Er lief rastlos vor ihr auf und ab. »Denkst du, dass ich bei Marissa war?«
Sara erwiderte nichts, wich jedoch unwillkürlich einen Schritt zurück.
»Du glaubst, dass ich eine Affäre mit ihr hatte, oder?«, sagte er. »Deshalb hast du dich auf einmal für sie interessiert, hast dich mit ihr angefreundet, sie besucht. Hast du gedacht, dass sie es dir einfach so erzählt? Hast du gedacht, dass sie sich eines Tages zu dir umdreht und sagt: ›Ach übrigens, Sara, ich vögle deinen Mann‹?«
»Hör auf«, sagte sie leise, und ihre Stimme zitterte vor Wut und noch etwas anderem, von dem sie nicht wollte, dass es Angst war. Er lief weiter auf und ab und kam dabei jedes Mal, wenn er die Richtung wechselte, ein paar Zentimeter näher auf sie zu. Sie wich noch einen Schritt bis zu dem hinter ihr stehenden Bücherregal zurück. Mit seinem zerschlagenen Gesicht sah er beängstigend aus, aggressiv.
»Das ist es doch, was du glaubst«, sagte er. »So wie du geglaubt hast, dass ich eine Affäre mit Lisa Warwick hatte.«
Sie sagte nichts darauf. Sie wollte, dass dieses Gespräch ein Ende hatte und er einfach ging.
»Im Ernst, Sara«, drängte er und blieb direkt vor ihr stehen. Vergeblich versuchte sie,
Weitere Kostenlose Bücher