Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene

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Levi verstummte. Mit geneigtem Haupt und verschränkten Händen stellte er sich vor die Regaltür, dann schloss er die Augen. Einen Moment lang verharrte er so und spürte, dass ihn die übrigen Anwesenden nicht aus den Augen ließen.
    »Was um alles in der Welt treibt er da?«, flüsterte Gus.
    »Keine Ahnung«, sagte Paul. »Wenn ihr mich fragt, ist das ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt für ein Nickerchen.«
    »Vielleicht betet er«, schlug Jean vor.
    »Lasst ihn in Ruhe, Leute«, forderte Donny mit strengem Tonfall. »Ich habe ihn heute Nacht Dinge tun sehen … trotz allem, was passiert ist, würdet ihr mir’s nicht glauben, wenn ich euch davon erzähle.«
    »Das scheint mir alles nicht besonders christlich zu sein«, meinte Gus. »Ich dachte, die Amish wären Christen.«
    Donny stöhnte. »Du hörst dich wie Esther an. Sie hat ihm vorhin schon deswegen ins Gewissen geredet.«
    »Oh«, erwiderte Gus. »Ich will damit nicht sagen, dass es was Schlechtes ist. Es überrascht mich nur, das ist alles. Und was Esther betrifft … na ja, sie ist alt. So sind alte Leute nun mal. Festgefahren in ihrer Denke.«
    »Hey«, protestierte Axel. »Was willst du damit andeuten?«
    »Nichts. Ist mir nur so rausgerutscht.«
    Levi öffnete die Augen wieder. Die anderen verstummten.
    Sein Arm fühlte sich nicht länger taub an. Seine Sinne waren wieder geschärft. Wortlos ging er zur Couch, ergriff die rote Decke, die über der Rückenlehne lag, und kehrte damit zur Tür zurück, die in die Abstellkammer führte. Die Decke roch alt und muffig, und er fragte sich beiläufig, wie oft Mr. Perry den Keller vor der heutigen Nacht überhaupt schon benutzt hatte. Levi breitete sie vor der Tür aus und strich sie mit den Händen glatt. Dann fasste er in die Tasche und holte das restliche Salz heraus. Er verstreute es in einem Kreis um die Decke auf dem Boden. Als er fertig war, winkte er die anderen heran.
    »Sie müssen so dicht wie möglich zusammenstehen. Es ist sehr wichtig, dass Sie von jetzt an mit den Füßen auf der Decke bleiben. Was immer auch geschieht – selbst wenn unsere Feinde hier einbrechen –, treten Sie auf keinen Fall aus dem Salzkreis hinaus. Lehnen Sie sich noch nicht einmal mit einem Ellenbogen oder der Schuhspitze über die Begrenzung. Falls wir angegriffen werden, bleiben Sie, wo Sie sind. Flüchten Sie nicht. Wenn Sie niesen müssen, halten Sie sich die Hand vor den Mund. Spucken Sie nicht einmal auf den Boden außerhalb des Kreises.«
    Paul starrte ihn zutiefst verwirrt an. »Warum nicht?«
    »Weil nichts den Bann durchbrechen darf. Haben wir uns verstanden?«
    Einer nach dem anderen nickte.
    Levi fuhr fort. »Ich werde Sie gleich alle auffordern, die Augen zu schließen. Wenn Sie es tun, müssen Sie die Lider geschlossen lassen, bis ich Ihnen sage, dass Sie die Augen wieder öffnen können. Ich kann nicht oft genug betonen, wie wichtig das ist. Es ist sogar noch wichtiger als das Gebot, den Kreis nicht zu durchbrechen. Wir werden gemeinsam laufen und uns dafür an die Hände nehmen. Ich führe Sie. Es wird alles sehr schnell gehen, aber Ihnen wird es möglicherweise nicht so vorkommen. Unter Umständen hören Sie etwas, riechen etwas oder fühlen sogar etwas, was Sie beunruhigt. Ignorieren Sie diese Eindrücke. Was immer auch geschieht, öffnen Sie auf gar keinen Fall die Augen.«
    »Was passiert, wenn wir es doch tun?«, wollte Gus wissen.
    »Erinnern Sie sich an die nachteiligen Auswirkungen, die ich erwähnte, als es darum ging, dass manchmal auch Menschen durch das Labyrinth reisen?«
    Gus nickte.
    »Halten Sie die Augen geschlossen, dann bleibt es Ihnen erspart, die Details am eigenen Leib zu erfahren. Kommen Sie. Ich spüre, dass unsere Angreifer sich fast befreit haben.«
    Sie begaben sich auf die Decke, rückten zusammen und drängten sich aneinander, um alle Platz darauf zu finden. Jean nahm Bobby auf den Arm. Levi überprüfte den Boden und vergewisserte sich, dass sich sämtliche Füße innerhalb des Kreises befanden. Dann suchte er im Raum vier Kerzen zusammen und stellte sie dicht außerhalb der Salzlinie auf, um Norden, Süden, Osten und Westen zu markieren. Das Wachs war noch warm und weich. Er zog ein Feuerzeug aus der Tasche und entzündete die Dochte.
    »Tun Sie das nicht«, warnte Paul. »Die schwarzen Männer werden das Licht sehen.«
    »Das spielt gleich keine Rolle mehr. Für diesen Vorgang sind Kerzen unumgänglich. Eigentlich sollten sie rot wie die Decke sein, aber es wird auch so