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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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behalten. Am liebsten wäre sie quer durchs Zimmer gerannt, um die alte Frau aus ihrem Stuhl zu reißen und anzubrüllen.
    »Donny wird zurückkommen.« Marsha fiel auf, wie kalt und barsch sie sich anhörte, doch in diesem Augenblick war es ihr egal. »Er wird zurückkommen.«
    »Ich bin sicher, das wird er, Liebes.«
    Vermutlich war Myrtle bewusst, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte, denn sie verstummte wieder. Esther summte unmelodisch vor sich hin und wiegte sich vor und zurück. Ihre Hände spielten am Saum ihrer Bluse herum. Myrtle starrte zu Boden. Marsha setzte sich wieder hin. Die Federn der Couch quietschten. Nach einer weiteren Minute hörten sie, wie Randy das Badezimmer verließ und sich durch die Dunkelheit vortastete.
    »Alles in Ordnung?«, rief Marsha.
    »Ja, es geht mir gut. Ich hab nur … Hey, was ist das für ein Licht in der Küche?«
    Die Frauen sahen sich fragend an. Stirnrunzelnd erhob sich Esther.
    »Was denn für ein Licht, Randy?«
    »Gleich hier.« Seine Stimme klang gedämpft. »Es kommt aus Ihrer Speisekammer. Haben Sie die Lampe angelassen?«
    »Nein. Der Strom ist immer noch ausgefallen.«
    Esther, Myrtle und Marsha bahnten sich einen Weg in die Küche. Randy stand neben dem Kühlschrank. Er zeigte auf die Tür, als sie eintraten.
    »Sehen Sie?«
    Tatsächlich schimmerte unter der Schwelle ein gelblich-weißes Licht hervor, kräftig genug, um den Boden unter ihren Füßen zu erhellen.
    »Du meine Güte«, stieß Esther hervor. »Was um alles in der Welt ist das?«
    Die vier sahen einander besorgt an. Esther tat einen Schritt auf die Speisekammer zu, aber Marsha zog sie zurück, legte einen Finger an die Lippen und schüttelte den Kopf.
    Nicht, formte ihr Mund.
    Sie starrten schweigend auf das Licht. Es wurde heller, kroch unter der Tür hervor und breitete sich wie ein Miniatursonnenaufgang auf dem Linoleumbelag der Küche aus. Marsha fiel auf, dass sie die anderen mittlerweile deutlich erkennen konnte. Die Helligkeit reichte inzwischen sogar aus, um die dunklen Ringe unter den Augen ihres Bruders und das getrocknete Blut auf seiner Haut hervorzuheben. Reflexionen blitzten auf den Haushaltsgeräten und der Löffelsammlung über dem Esstisch.
    Dann hörten sie Schritte – zuerst leise, dann zunehmend lauter. So unmöglich es zu sein schien, es klang, als kämen sie aus der Speisekammer. Esther begann zu zittern. Wimmernd streckte Myrtle die Hand aus und ergriff den Arm ihrer Freundin. Hinter ihnen rückten Randy und Marsha dichter zusammen. Niemand sprach ein Wort.
    Die Schritte näherten sich, und inzwischen konnten sie auch eine murmelnde Stimme hören. Es klang, als dringe sie aus großer Entfernung heran, von der anderen Straßenseite oder aus einem der Nachbarhäuser. Marsha hielt den Atem an und lauschte eingehender.
    Nein, der Sprecher befand sich nicht im Freien. Die Stimme kam definitiv aus der Speisekammer. Bald erkannte sie, dass es sich in Wirklichkeit um mehrere Stimmen handelte.
    Eine davon schrie.
    Mittlerweile waren die Schritte unmittelbar vor der Tür angelangt. Auch die Helligkeit nahm weiter zu.
    »Zurück!«, warnte Randy. Er stellte sich schützend vor die Frauen. »Sie kommen!«
    Der Knauf drehte sich. Die atemlosen Schreie wurden immer lauter. Etwas warf sich gegen das Holz. Marsha, Esther und Myrtle klammerten sich aneinander fest. Randy stand zwar mit geballten Fäusten da, aber Marsha konnte sehen, dass seine Knie zitterten. Die Tür öffnete sich, klatschte gegen die Wand und flutete die Küche mit blendend grellem Licht. Marsha riss eine Hand vor das Gesicht und kniff die Augen zusammen. Im Zentrum des Leuchtens zeichneten sich die Umrisse von Gestalten ab, dahinter ein langer Gang.
    Myrtle kreischte.
    Levi betrat die Küche, gefolgt von einer Gruppe von Leuten. Mit immer noch zu Schlitzen verengten Augen hielt Marsha Ausschau nach Donny. Keine Spur von ihm. Stattdessen erkannte sie überrascht Jean Sullivan mit ihrem Sohn Bobby, den alten Axel Perry und als letzten Paul Crowley. Sie hielten sich an den Händen und hatten die Augen fest geschlossen. Pauls Arm verschwand hinter seinem Rücken, als folge ihm noch jemand.
    »Wo ist Donny?«
    Sofern Levi sie gehört hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Stattdessen drehte er sich zu den Neuankömmlingen um. »Beeilung. Jean, Bobby und Axel, ihr könnt eure Augen schon öffnen. Paul, noch ein paar Schritte, dann dürfen Sie auch.«
    »Ich kann nicht«, jammerte Paul. »Er bewegt sich

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