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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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durch ein Portal. Dabei verlassen wir den Kreis nur einen Lidschlag lang. Schließen Sie jetzt alle die Augen. Wir haben Gesellschaft.«
    Oben wurde die Vordertür aufgebrochen, gleich darauf folgte das Klirren von zerbrochenem Glas. Gus stöhnte, Bobby wimmerte. Für Levi klang es, als wäre soeben jedes Fenster im Haus implodiert. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass wirklich alle ihre Augen geschlossen hielten, legte er die Hand auf den Knauf und öffnete die Tür zur Abstellkammer. Verschwunden waren die Fächer, die Brettspiele und die Winterkleidung. Statt des Regals befand sich ein langer, schnurgerader Flur dahinter, der kein Ende zu nehmen schien. Zu beiden Seiten des Ganges reihten sich Türen aneinander, so endlos wie der Flur selbst.
    »Jetzt haben wir dich, kleiner Magus! Keine Spielchen mehr.« Die Tür am Kopf der Kellertreppe wurde mit einem mächtigen Schlag aus den Angeln gehoben. Schritte polterten die Stufen herab. Levi spürte, wie Jean seine Hand fest umklammerte.
    Er holte tief Luft, trat aus dem Kreis und führte die anderen in den Gang.
    »Es kommt jemand.«
    Erschrocken schoss Marsha in die Höhe. Es ärgerte sie, dass sie in dieser kritischen Situation beinahe auf der Couch weggedöst wäre. Sie hatte an Donny gedacht und daran, wie wütend sie auf ihn war, weil er Levi begleitet hatte. Die Trennung erschien ihr typisch für ihre Beziehung. Trotz allem hoffte sie, dass es Donny gut ging. Dann hatte die Stimme ihres Bruders sie aufgeschreckt. Randy, Myrtle und Esther hockten in der Dunkelheit – Randy direkt neben ihr auf dem weichen Polster, Esther und Myrtle auf Stühlen mit hohen Rückenlehnen gegenüber. Auf der Straße herrschte Stille.
    »Woher weißt du das?« Esther beugte sich vor und starrte Randy eindringlich an.
    »Keine Ahnung«, antwortete der. »Ich habe nur plötzlich das Gefühl, dass jemand kommt.«
    »Die Mörder?« Marsha ergriff seine Hand und drohte sie fast zu zerquetschen.
    Randy erwiderte die Geste. »Weiß ich nicht. Vergiss es. Scheiße, ich weiß ja gar nicht, wovon ich rede … ups. Tut mir leid, Mrs. Laudry. Ich wollte nicht fluchen.«
    »Schon gut.«
    »Du könntest genauso gut recht haben«, meinte Myrtle. »Vielleicht bist du empfänglich für solche Dinge. Levi scheint ohnehin zu glauben, dass du verborgene Fähigkeiten besitzt.«
    Esther verdrehte die Augen. »Der Junge ist ohne Levis Einfluss wesentlich besser dran.«
    Myrtle schenkte ihr keine Beachtung. »Ist dir vor heute Nacht je irgendetwas aufgefallen, Randy?«
    »Was zum Beispiel?«
    »Gefühle? Intuition? Wusstest du vielleicht schon mal im Voraus, welche Fragen bei einem Test in der Schule vorkommen würden? Oder hat mal jemand in deiner Familie etwas verloren und du wusstest genau, wo man danach suchen muss?«
    Randy glotzte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Nein. Ich bin bloß … ich … glaube nicht an solchen Kram, verstehen Sie?«
    »Es spielt keine Rolle, ob du daran glaubst. Das ändert nichts.«
    »Ich bin nichts Besonderes. Dieser Amish raucht bestimmt Crack oder so. Ich bin bloß ein ganz normaler Junge. Brinkley Springs ist meine Heimat.«
    Myrtle ließ nicht locker. »Aber vielleicht hast du …«
    »Ich bin nichts Besonderes!«
    Erschrocken über den Tonfall ihres Bruders zuckte Marsha zusammen.
    Er ließ ihre Hand los und sprang auf.
    »Wenn ich verfluchte magische Fähigkeiten besäße, wären Ma und Pa jetzt noch am Leben. Oder Sam und Steph … oh mein Gott, Steph. Ihr habt sie ja nicht gesehen. Sie …«
    Er verstummte und konnte nicht weitersprechen. Marsha stand auf und wollte ihn trösten, doch er stieß sie weg. Einen Moment lang dachte sie, er würde erneut in Tränen ausbrechen, aber stattdessen rannte ihr Bruder ins Badezimmer. Sie hörten ihn in der Dunkelheit umherstolpern. Kurz drauf knallte der Toilettendeckel gegen den Wassertank, und er übergab sich geräuschvoll.
    Marsha warf Myrtle einen finsteren Blick zu. »Ich finde, das reicht, Mrs. Danbury.«
    »Tut mir leid, Marsha. Ich hab mir nichts Böses dabei gedacht.«
    »Ich weiß, aber mein Bruder hat heute Nacht genug durchgemacht. Das haben wir alle. Ich will nicht, dass Sie ihn noch mehr aufregen.«
    »Natürlich, Liebes. Natürlich. Tut mir sehr leid. Ich dachte nur …«
    »Was?«
    »Na ja, falls Levi recht hat, was deinen Bruder betrifft, dann kann Randy uns vielleicht helfen. Uns beschützen, falls Donny und Levi nicht zurückkommen.«
    Marsha hatte Mühe, ihre Emotionen im Griff zu

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