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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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wissen.
    »Egal. Fakt ist jedenfalls, dass Marsha immer noch auf Donny steht. Und Liebe bringt einen dazu, die merkwürdigsten Dinge zu tun.«
    »Randy?« Die Stimme kam von unten.
    »Scheiße. Mein Dad.« Er signalisierte Stephanie und Sam, still zu sein. »Was?«
    »Dreh die Musik leiser. Der Bass dröhnt durch die Decke.«
    »Okay«, rief Randy zurück.
    Grummelnd schlurfte er zum Computer. Nach Kanye West stimmten Foxy Brown und Kira gerade When the Lights Go Out an.
    »Oh«, sagte Stephanie. »Ich liebe diesen Song.«
    Und dann gingen die Lichter aus, ebenso der Computer, der Fernseher, die Konsole und alle anderen elektronischen Geräte. Stephanie sog hörbar die Luft ein. Schlagartig herrschte im Zimmer absolute Dunkelheit. Die Fenster standen offen, Nachtluft drang durch die Insektenschutzgitter herein, und eine leichte Brise ließ die Vorhänge tanzen.
    »Oh-oh«, sagte Sam. »Da ist wohl eine Sicherung durchgebrannt.«
    »Hört mal«, forderte Randy die anderen auf und hielt einen Finger an die Lippen. »Seid kurz still.«
    Unten fluchte der Vater von Randy und Marsha, und ihre Mutter wollte wissen, wo die Taschenlampe war. Draußen heulte zuerst ein Hund, dann ein zweiter. Bald war ein ganzes Ensemble aus Kläffern daraus geworden.
    »Kommt mit«, meinte Randy. »Lasst uns mal nachsehen, was da los ist.«
    Sam und Stephanie standen auf und folgten ihm zur Zimmertür. Randy griff nach ihrer Hand und drückte sie. Stephanie erwiderte die Geste, und ihre Zähne blitzten im Dunkeln weiß auf, als sie ihn anlächelte.
    »Könnte aufregender sein, als hier zu hocken und sich die Zeit mit Videospielen zu vertreiben«, flüsterte Randy.
    »Ach, ich weiß nicht«, gab sie zurück. »Hat mir irgendwie Spaß gemacht, Sam aufzumischen.«
    Sam lachte hinter ihnen, und Stephanies Lächeln wurde breiter. Randy ließ ihre Hand los und trat hinaus auf den Flur. Ihm war kaum bewusst, dass sich seine Hände zu Fäusten geballt hatten.
    Vor dem Haus wurde das Kläffen und Winseln immer lauter.
    Fünf schwarze Krähen zogen ihre Kreise über der Stadt, teilten sich auf und steuerten auf die Ränder der Ortschaft zu. Eine schwebte zum nördlichen Ende, eine zum südlichen. Eine flatterte nach Osten, eine nach Westen. Die fünfte Krähe verharrte direkt über dem Zentrum. Als sich alle in Position befanden, warf jeder Vogel wie auf ein stummes Kommando eine einzelne schwarze Feder ab. Sie segelten langsam nach unten. Als sie den Boden erreichten, krächzten die Krähen im Einklang. Ihre Stimmen hörten sich eher menschlich an – beinahe wie ein Sprechgesang.
    Die Luft rings um Brinkley Springs veränderte sich. Kurz legte sich ein Schimmer auf die Stadt, nur um sofort wieder zu verschwinden.
    Als die Lichter erloschen, war Esther Laudry gerade damit beschäftigt gewesen, Wasser in ihrem elektrischen Teekessel zum Kochen zu bringen. Sie hatte seinen Inhalt kaum in zwei zierliche Porzellantassen mit einem kitschigen Muster aus roten und rosa Rosen entleert, als der Strom ausfiel.
    »Ach du liebes bisschen …«
    Sie zog an den Schnüren der Aufgussbeutel und ließ die Tassen auf der Arbeitsfläche in der Küche stehen, damit der Tee eine Weile ziehen konnte. Dann bahnte sie sich den Weg in die Wäschekammer, wobei sie sich langsam bewegte – sie wollte nicht in der Dunkelheit ausrutschen und sich die Hüfte brechen. Im Licht eines Streichholzes überprüfte sie den Sicherungskasten. Alles schien normal zu sein. Keiner der Schalter war nach oben geschnellt.
    »Esther«, rief Myrtle Danbury aus dem Wohnzimmer. »Brauchst du Hilfe, Liebes? Ist alles in Ordnung?«
    »Alles bestens«, erwiderte Esther und kehrte in die Küche zurück. »Es ist lediglich der Strom ausgefallen.«
    »Merkwürdig. Es gewittert gar nicht.«
    »Nein. Vielleicht ist jemand gegen einen Mast gefahren. Oder ein Ast blockiert die Leitung. Lass mich mal eben beim Versorger anrufen.«
    Esther griff nach dem Telefon, doch als sie zu wählen versuchte, stellte sie fest, dass die Leitung ebenfalls tot war. Sie legte den Hörer zurück auf die Gabel, ging zur Küchenschublade und holte eine rosa Taschenlampe daraus hervor. Als sie den Knopf drückte, geschah nichts. Entweder waren die Batterien leer, oder das alte Ding hatte den Geist aufgegeben. Kopfschüttelnd kümmerte sie sich um den Tee. Die Tassen klirrten leise auf den Untertellern, als Esther sie vorsichtig ins dunkle Wohnzimmer trug.
    »Es ist Kamillentee«, erklärte sie ihrem Gast. »Aber ich fürchte, wir

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