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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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verbarg.
    Wieder tänzelte sie außer Sichtweite, und Levi rief ihren Namen. Ihr Gelächter trieb in der sommerlichen Brise zu ihm heran. Die Getreidehalme rings um ihn wogten im Wind. Grinsend setzte Levi die Verfolgung fort.
    Als er sie schließlich einholte, sah er, dass etwas anderes sie zuerst erreicht hatte. Sie lag auf dem Boden, die Augen geöffnet, aber blicklos, die Beine gespreizt, das Kleid zerrissen, ihre Haut cremefarben … und da war Blut. So viel Blut. Zu viel …
    Jäh schlug Levi die Augen im selben Moment auf, als der Strom ausfiel. Er brüllte nicht, er schrie nicht. Tatsächlich gab er keinen Laut von sich. Aber der Name der jungen Frau lag ihm auf den Lippen, und die Erinnerung an sie hatte ihn erschüttert und schweißgebadet zurückgelassen.
    Benommen setzte er sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Bis zu diesem Traum hatte er gut geschlafen, wenngleich nicht annähernd lang genug. Er war den ganzen Tag unterwegs gewesen und acht Stunden lang über die Nebenwege von West Virginia kutschiert – mit dem Pferdewagen konnte er unmöglich auf eine größere Landstraße oder Fernstraße ausweichen. Levi fühlte sich abgespannt und ihm taten alle Knochen weh. Für sein Pferd Dee galt dasselbe. Er war dankbar gewesen, als er bei der Fahrt durch Brinkley Springs diese Pension entdeckt hatte, und bestimmt ging es Dee genauso.
    Ihm wurde bewusst, dass draußen Hunde heulten. Gähnend sah sich Levi in dem unvertrauten Zimmer um und versuchte, sich in der Dunkelheit zu orientieren. Mrs. Laudry, die darauf bestand, Esther genannt zu werden, hatte ihm dem digitalen Wecker auf dem Nachttisch gezeigt. Jetzt war das Display erloschen. Draußen im Flur hatte eine Lampe gebrannt. Er erinnerte sich an ihren matten Schein, der kurz vor dem Einschlafen unter der Türritze hindurchgeschimmert hatte. Auch dieses Licht brannte nicht mehr.
    Unten hörte er das undeutliche Gemurmel von zwei Stimmen, beide weiblich. Nach einigen Augenblicken identifizierte er eine davon als Mrs. Laudrys. Er vermutete, dass es sich bei der anderen um ihre Freundin Mrs. Danbury handelte. Levi beschloss, dass es besser war, die alten Damen im Glauben zu lassen, dass er noch schlief. Für ihn bestand kein Zweifel daran, dass Mrs. Danbury die erstbeste Gelegenheit nützen würde, ihn mit Fragen über seinen angeblichen Glauben zu löchern.
    Wie die meisten Menschen war sie automatisch davon ausgegangen, er sei ein Amish, obwohl er es abstritt. Levi hatte solche Unterstellungen schon immer als störend empfunden. Er hatte den Menschen immer wieder klarzumachen versucht, dass er kein Amish mehr war, doch sie bestanden darauf, ihn weiter als solchen einzustufen. Sie begriffen nicht, dass er den langen Bart seiner früheren Religionsgemeinschaft einfach gerne trug und sich aus demselben Grund nach wie vor an deren Kleiderordnung hielt – schwarze Hosen und Schuhe, ein weißes Hemd mit geknöpftem Kragen, Hosenträger und schwarzer Frack, dazu ein breitkrempiger Strohhut. Warum spielten diese Aufmachung und die Art der Fortbewegung eine so entscheidende Rolle für die Einschätzung von Fremden? Warum empfanden andere Menschen beides in seinem Fall als ungewöhnlich? Er benutzte einen Pferdewagen, weil er deutlich ökonomischer als ein benzinhungriger SUV war. Und weil er Dee als einen seiner engsten ständigen Gefährten betrachtete – neben seinem treuen Hund Crowley, den er zu Hause gelassen hatte.
    Ja, er war einst ein Amish gewesen, doch das war schon lange her. Levi dachte nicht allzu gerne an diese Zeit zurück. Tatsächlich kratzte seine Exkommunikation aus der Kirche und der Glaubensgemeinschaft selbst nach all den Jahren noch an seinem Stolz. Als er verbannt worden war, hatte er alles verloren – seine Liebe, seine Freunde und seine Gemeinde. Dennoch war ihm keine andere Wahl geblieben. Er tat, was der Herrgott von ihm erwartete, und setzte dafür die Talente ein, die dieser ihm geschenkt hatte. Wenn die Kirche das nicht nachvollziehen konnte, dann war es eben so. Er wünschte nur, es würde nicht so sehr schmerzen.
    Levi hatte versucht, sich in die »zivilisierte Welt« – wie er sie insgeheim häufig bezeichnete – einzugliedern, musste jedoch bald feststellen, dass er dort als Außenseiter galt. Abseits der Amish stellte er kaum mehr als eine Kuriosität dar. Einen schrägen Vogel. Man zeigte mit dem Finger auf ihn und tuschelte hinter seinem Rücken über seine Erscheinung. Er passte nicht zu den »English«, womit

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