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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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erlernte, aber ich sah das anders. Ich lernte sie, um Gottes Willen zu verrichten. Letztlich brachte meine Beharrlichkeit mich zu Fall. Ich wurde aus der Gemeinschaft verstoßen, von meiner Familie verleugnet und gezwungen, das einzige Zuhause zu verlassen, das ich je gekannt hatte. Man schickte mich fort, um in der Außenwelt zu leben. Als es geschah, war ich etwa so alt wie Randy.«
    »Als was geschah? Hat man Sie verstoßen, weil Sie Magie erlernt haben?«
    »Nein. Jedenfalls nicht allein deshalb. Es fiel noch etwas anderes vor.«
    »Was denn?«
    Levi antwortete nicht.
    »Levi, warum hat man Sie rausgeworfen?«
    »Da war ein Mädchen. Sie hieß Rebecca. Ich …«
    »Ja?«
    »Ich habe sie geliebt. Ich kannte sie schon mein ganzes Leben. Wir wuchsen zusammen auf, ähnlich wie Sie und Marsha. Sie war … von etwas betroffen, das ich tat. Von etwas entschieden Dunklerem als Powwow. Von etwas, das ich versehentlich entfesselte. Und als ich es rückgängig machen wollte, da … Rebecca … sie …«
    »Reden Sie weiter«, drängte ihn Donny. »Ich höre Ihnen zu.«
    »Vergessen Sie’s. Dafür haben wir keine Zeit.«
    Levi schritt auf die Tür zu, die Miene verkniffen und entschlossen. Donny wollte ihm im Vorbeigehen an die Schulter fassen, doch Levi schüttelte ihn unwirsch ab. Als er die Tür erreichte, hielt er inne und legte den Kopf schief, dann öffnete er die Tür und eilte hinaus. Donny folgte ihm.
    »Hey.« Er packte Levi am Ellbogen. »Es tut mir leid, wenn ich Sie verärgert habe.«
    Levi lächelte traurig. »Das haben Sie nicht. Es ist nur sehr lange her, seit ich zuletzt darüber gesprochen habe – über Rebecca und alles andere. Es fühlt sich an, als reiße man den Schorf von einer noch nicht verheilten Wunde. Verstehen Sie?«
    »Ja, sehr gut. Glauben Sie mir, ich kenne das Gefühl. Und auch, wenn’s vielleicht nicht viel wert ist, es tut mir leid, dass Sie Ihr Zuhause verloren haben, Levi.«
    »Tja, dann lassen Sie uns dafür sorgen, dass wir zumindest Ihr Zuhause retten. Ich weiß, dass Sie Brinkley Springs nicht für Ihre Heimat halten, aber stellen Sie sich folgende Frage: Wenn dies nicht Ihr Zuhause ist, warum kämpfen Sie dann dafür? Wenn Sie nicht für die Stadt kämpfen, für wen dann? Tun Sie es für Marsha? Falls ja, ist vielleicht sie Ihre Heimat.«
    Donny öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, doch Levi hob den Finger und kam ihm zuvor. »Nein«, sagte er. »Antworten Sie nicht. Denken Sie einfach darüber nach. Es ist wie in dem alten Sprichwort – Zuhause ist dort, wo sich das Herz am wohlsten fühlt. Die Frage, die Sie sich stellen müssen, Donny, lautet: Wo fühlt sich Ihr Herz wohl?«
    In der relativen Sicherheit von Axels Keller hatten Greg, sein Bruder und Paul alles erzählt, was sie wussten, wobei sie Jeans Sohn die grausigeren Einzelheiten ersparten. Danach war Stille eingekehrt. Greg rechnete ständig damit, dass Paul sie drängen würde, wieder aufzubrechen, aber er schien seinen Plan, Hilfe zu holen, aufgegeben zu haben. Seine Hartnäckigkeit schien der Entscheidung gewichen zu sein, an Ort und Stelle zu bleiben. Und das taten sie. Bobby kauerte auf dem Schoß seiner Mutter. Jean hatte einen Arm schützend um ihn gelegt. Axel summte eine unmelodische Version von Big Rock Candy Mountain . Gus starrte geradeaus an die Wand. Paul atmete schwer durch die Nase und schien fast einzuschlafen.
    Schließlich brach Greg das Schweigen. »Ich denke, die Mountaineers werden dieses Jahr eine gute Saison hinlegen. Vielleicht schaffen sie es sogar ganz nach vorn.«
    Er verstummte und wartete auf eine Erwiderung, aber Gus, Paul, Axel, Jean und Bobby glotzten ihn wortlos an. Besonders gut konnte er sie in der Dunkelheit nicht erkennen, denn nach ihrer Ankunft hatte Paul Axel dazu gedrängt, die Kerzen auszublasen. Allerdings brauchte Greg sie auch nicht zu sehen, um zu wissen, dass sie ihn anstarrten. Er spürte ihre Blicke auf sich lasten. Plötzlich kam er sich ungeheuer albern vor und räusperte sich.
    »Na ja, ich glaube das jedenfalls. Sie haben einen neuen Spieler aus New Jersey. Ein anständiger Christ. Kommt aus dem Getto in Newark und hat einen verdammt kräftigen Wurfarm. Nebenher lernt er Gartenbau oder so was Ähnliches.«
    Gus rührte sich. »Was zum Geier ist los mit dir?«
    »Mit mir? Ich plaudere ein bisschen über College-Football. Was zum Geier ist los mit dir? «
    »Wie kannst du zu einem solchen Zeitpunkt über Sport reden? Hältst du das wirklich für angemessen?«
    Greg

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