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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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als hätte Levi ihr Batteriesäure ins Gesicht gespritzt. Er grinste, als sein Widersacher die klauenbewehrten Hände in die Luft riss und kreischte – der lange, schrille Laut glich dem eines Teekessels kurz vor dem Siedepunkt, schwoll schier unaufhörlich an und schien nicht verstummen zu wollen. Die dunkle Gestalt taumelte rückwärts, stieß mit ihren Brüdern zusammen und schüttelte heftig den Kopf hin und her.
    Levi bewaffnete sich mit einer weiteren Portion Salz. »Kommt schon. Es ist genug für alle da.«
    Die Kreaturen wichen nicht von der Stelle und starrten ihn mit unverhohlenem Hass an.
    Levi wich langsam zurück, ohne den Blick auch nur eine Sekunde von ihnen abzuwenden. Als er Donny erreichte, blieb er stehen. Er flüsterte: »Kommen Sie mit mir zum Haus. Keine Panik. Solange Sie das Buch nicht verlieren, können sie Ihnen nichts anhaben.«
    »Ich mache mir nicht um mich Sorgen, Kumpel, sondern um Sie.«
    »Mir geht es gut. Kommen Sie.«
    Donny und er setzten sich gleichzeitig in Bewegung und spurteten auf das Haus zu. Die drei Männer an der Tür – Levi konnte sich nicht erinnern, ob Donny ihre Namen erwähnt hatte – beobachteten das Geschehen mit wachsendem Entsetzen, als könnten sie nicht recht glauben, was sie da sahen. Levi und Donny rückten langsam vor und beschrieben einen Bogen um ihre Feinde. Die dunklen Gestalten ließen sie nicht aus den Augen. Als Levi und Donny fast an ihnen vorbei waren, griffen alle fünf gleichzeitig an und stürzten sich auf die Männer.
    »Laufen Sie!« Levi stieß Donny weiter. Der jüngere Mann stolperte, fiel jedoch nicht hin. Eine schreckliche Sekunde lang glaubte Levi, der andere würde bleiben und kämpfen, dann jedoch rannte er gehorsam in Richtung Haus – wie ein Soldat, der Befehle befolgte.
    Hitze flammte über Levis Rücken, als einer der Angreifer nach ihm ausholte. Die Klauen zerfetzten Kleidung und Haut. Levi reagierte, indem er Salz über seine Schulter warf, und verspürte einen Anflug wilder Befriedigung, als die Kreatur in offensichtlicher Qual aufschrie. Ein Hieb traf seine linke Schulter, und Levis gesamter Arm wurde taub. Rasch ergriff er mit der heilen Hand eine weitere Portion Salz, drehte sich im Kreis und schleuderte sie in weitem Bogen um sich. Die Angreifer wichen zurück.
    »Du hast keinen unbegrenzten Vorrat«, krächzte eine der Gestalten. »Die Ausbuchtung in deiner Tasche wird bereits kleiner.«
    »Ich habe mehr als genug«, presste Levi zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und bemühte sich, die Schmerzen in seinem Rücken und seiner Schulter zu ignorieren. In seinem linken Arm hatte er nach wie vor kein Gefühl. Schlaff und nutzlos baumelte er an der Seite herab. »Stellt mich doch auf die Probe, wenn ihr wollt.«
    »Pah.« Der Größte der Fünf spuckte auf den Boden. Wo sein Speichel landete, verwelkte das Gras. Vorsichtig machte die Kreatur einen Schritt auf Levi zu, der den Wurf einer Salzladung antäuschte. Sein Gegner hielt inne.
    »Du bist ein wertloser Widersacher«, schmähte ihn sein Gegenüber. »Vorbei sind die Zeiten, in denen deinesgleichen uns vor würdige Herausforderungen stellen konnte.«
    »Oh, ich bin sicher, dass euch viele meiner Art mühelos besiegen könnten. Wir Menschen sind ungemein einfallsreich.«
    »Nur die roten Menschen. Ihre Schamanen sind würdige Gegner. Und dennoch zogen sie sich zurück, als wir den Namen unseres Meisters in einen Baum schnitzten, um ihm die Ehre zu erweisen. Weil sie uns – und ihn – fürchten.«
    Die roten Männer! Levi musste seine gesamte Willenskraft aufbringen, um nicht hämisch zu grinsen. Das Wesen meinte eindeutig Indianer. Ein weiterer wichtiger Hinweis und zugleich ein wichtiges Teil für sein mittlerweile fast vollständiges Puzzle.
    »Ihr kommt aus Roanoke.« Er formulierte es nicht als Frage. »Der wahre Namen eures Meisters lautet Meeble.«
    Die Kreatur klang überrascht. »Gut gemacht, kleiner Magus. Du kennst Croatoans wahren Namen, und daher muss ich davon ausgehen, dass du weißt, wozu er in der Lage ist – und wozu wir als seine getreuen Diener fähig sind. Dennoch stellst du dich uns in den Weg. Vielleicht haben wir dich doch unterschätzt.«
    Nun ergab alles einen Sinn. Ein Gefühl von Frustration überkam Levi. Wie hatte er es zuvor übersehen können? Fünf Schattengestalten – die fünf Kolonisten aus Roanoke, die Meeble angebetet hatten und sich mittlerweile in so etwas wie Vampire verwandelt hatten, die Lebenden die Seelen aussaugten

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