Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
in einem Zug leerte.
»Du bist Asterdivaricatus«, sagte sie, als sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. In ihrem Inneren tobte ein Orkan, und sie war unfähig, einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.
»Ja, ich fürchte, das bin ich, ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage«, entgegnete Alexander und lächelte unsicher. Immerhin schien ihm das Ganze auch peinlich zu sein. Nina bemühte sich, ihre Emotionen in den Griff zu kriegen. Sie wollte auf jeden Fall wissen, weshalb Alexander ihr über Monate diese Schmierenkomödie vorgespielt hatte – denn anders konnte man die Sache kaum bezeichnen –, und dann würde sie gehen. Der Appetit war ihr sowieso vergangen, und alles, was sie jetzt wollte, war, sich das rostrote Kleid vom Leib zu reißen, sich der Jeans und der unbequemen Stiefel zu entledigen und sich ins Bett zu verkriechen. Sie würde alle Decken über sich türmen, deren sie habhaft werden konnte, und für den Rest ihres Lebens dort bleiben.
»Es tut mir leid, dass ich dir nicht eher die Wahrheit gesagt habe …«, begann Alexander zaghaft.
»Das ist eine sehr milde Formulierung für das, was du mit mir getrieben hast«, fauchte Nina zurück und überlegte, ob sie noch einen Martini bestellen sollte. Wenn sie sich schon nicht in ihr Bett verkriechen konnte, brauchte sie zumindest Alkohol-Nachschub.
»Ich weiß, und es tut mir wirklich unendlich leid«, sagte Alexander zerknirscht. »Ich hätte dir schon viel früher sagen sollen, dass ich dir all diese Mails geschickt habe. Das Ganze hat als harmloser Spaß begonnen, und als es ernst wurde, wusste ich plötzlich nicht mehr, wie ich aus dieser Sache herauskommen sollte. Ich hatte Angst, dass du nichts mehr von mir wissen wolltest.«
Nina sah mit Genugtuung, wie sich Alexander vor Verlegenheit wand. Das geschieht dir recht, dachte sie grimmig. Sie war unglaublich wütend auf ihn. All die Monate hatte er sie zum Narren gehalten und schamlos mit ihren Gefühlen gespielt. Immerhin hatte sie ihm ihre intimen Sorgen und Nöte anvertraut! Andererseits jedoch berührte es sie, diesen sonst so souveränen Mann derart verunsichert zu sehen. Sie entschied sich, abzuwarten, was er noch zu seiner Verteidigung vorbringen würde.
»Deine Angst war ganz berechtigt. Kannst du mir mal bitte verraten, was du dir dabei gedacht hast, dir mit mir, wie hast du es so schön genannt, einen harmlosen Spaß zu erlauben?«, fragte Nina erbost.
»Okay, jetzt hör mir mal bitte zu!«, sagte Alexander nervös, und nun war es an ihm, seinen Cocktail in einem Zug auszutrinken.
»Eigentlich hat alles mit meiner Mutter Wilma angefangen. Sie lebte am Rande von Hamburg, hatte einen wunderschönen Garten, war aber irgendwann zu krank, um sich selbst um die Bepflanzung zu kümmern. Deshalb hatte ich euren Lieferservice ausfindig gemacht und unter ihrem Namen Blumen für sie bestellt.«
Aha, deshalb also das W auf der Lieferadresse, dachte Nina.
»Bald konnte meine Mutter gar nichts mehr im Garten erledigen, und ich war leider ebenfalls vollkommen überfordert. Bis dato hatte ich nie etwas mit Pflanzen zu tun gehabt. Das war der Moment, in dem ich dir zum ersten Mal geschrieben habe. Du warst immer so kompetent und hilfsbereit und hast mir in dieser Zeit sehr geholfen. Und obendrein bist du auch noch witzig und eloquent. Unser Mail-Kontakt hat mir großen Spaß gemacht. Ehrlich gesagt war es irgendwie aufregend, dich samstags in echt im Laden stehen zu sehen und den Rest der Zeit inkognito mit dir zu kommunizieren. Dann allerdings …« Alexanders Augen wurden feucht, und seine Stimme zitterte.
Nina schluckte, denn sie wusste, was jetzt kommen würde.
Alexander räusperte sich.
»Dann ist meine Mutter gestorben.«
Nina schwieg. Sie konnte sich kaum vorstellen, was Alexander durchgemacht hatte. Es war schon schwer genug, die Trennung von der eigenen Frau zu überstehen. Aber dann auch noch die Mutter zu verlieren …
»Das tut mir sehr leid«, entgegnete sie und beschloss, das Thema zu wechseln, um Alexander ein wenig von seinem Kummer abzulenken.
»Und wie kommst du zu dem Nachnamen Wagenbach?«
»Wagenbach ist der Name meiner Frau«, erwiderte Alexander knapp. »Bist du jetzt überrascht?«
Nina nickte.
»Es kommt nicht besonders häufig vor, dass Männer den Namen ihrer Frau annehmen. Weshalb eigentlich nicht? Ich persönlich würde meinen Namen zwar behalten wollen, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.«
»Ich mochte den Namen Wagenbach, und
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