Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
dankbar, dass er sich so fürsorglich und zuverlässig um sie kümmerte. Es konnte ihr genau genommen vollkommen egal sein, mit wem er seine Nächte verbrachte. Wenn ihm danach war, mit dieser Marina herumzuturteln, war es mit seinen Gefühlen für sie voraussichtlich nicht weit her. Was wusste sie schon, was wirklich in ihm vorging?
Natürlich hatte es an Weihnachten den Anschein gehabt, als wäre er verliebt in sie gewesen. Aber hatte man das wirklich ernst nehmen können? Oder handelte es sich, nach den vielen Gläsern Rotwein, nicht vielmehr um eine kleine emotionale Entgleisung am Fest der Liebe?
»So, jetzt reicht’s! Ich gehe jetzt ins Bett!«, ermahnte sie sich mit energischer Stimme. »Zeit für die Gedankenpolizei!« Die Gedankenpolizei war eine imaginäre kleine Schutztruppe, die sie vor unnützen, quälenden und ausufernden Überlegungen bewahren sollte, das hatte sie in der Klinik gelernt.
Als sie sich dann allerdings endlich hingelegt hatte und fortwährend an Robert denken musste, war klar, dass die Gedankenpolizei heute Nacht Stella ihren Dienst versagte. Mit offenen Augen lag sie hellwach in ihrem Bett …
Am darauffolgenden Tag stand Leonie im La Lune und schrieb die Gerichte, die sie zusammen mit Gaston Mercier kreiert hatte, an die Tafel. Heute Mittag wurde eine größere Gruppe zum Essen erwartet, also gab es noch einiges vorzubereiten und zu erledigen.
Als sie einen Blick in das schwarze, ledergebundene Reservierungsbuch warf, stutzte sie einen Moment. »Traumreisen, acht Personen« stand da.
Ach herrje, auch das noch, dachte Leonie. Was, wenn ausgerechnet Doris Möller hier aufkreuzte? Oder, schlimmer noch, Thomas Regner? Im Nachhinein war es ihr ein wenig unangenehm, dass sie sein Angebot so brüsk abgelehnt hatte. Doch zum Glück blieb ihr keine Zeit, länger darüber nachzudenken, denn die Tür ging auf, und Lulu kam freudig bellend auf sie zugerannt.
»Halt, stopp!«, rief Leonie und konnte nur mit Mühe das Gleichgewicht halten.
»Sie ist begeistert von dir, so wie ich. Nimm es einfach als Kompliment!«, lachte Alexander und versuchte seinen Hund von Leonie wegzuzerren, die alle Mühe hatte, ihre weiße Bluse in Sicherheit zu bringen.
»Du bist begeistert von mir?«, fragte sie überrascht und musste unwillkürlich an Nina denken. Morgen würde sie die Wahrheit erfahren.
»Ja, natürlich. Hatte ich dir das noch nicht gesagt? Seit du hier das Regiment übernommen hast, kann ich nachts endlich wieder ruhig schlafen. Glaub mir, das ist eine Menge wert!«
Leonie wurde rot und wandte sich verschämt ab. Alexander musste nicht unbedingt sehen, wie gut ihr seine Anerkennung tat. In solch einem Moment trat ihr erneut deutlich vor Augen, dass sie ihren Job bei Traumreisen viel eher hätte aufgeben sollen. Und ihr wurde klar, wie wichtig es war, hin und wieder ein positives Feedback zu bekommen, vor allem, wenn man so mit Leib und Seele bei der Sache war wie sie. Das Restaurant, die Mitarbeiter, ja sogar der grummelige Chefkoch waren ihr ans Herz gewachsen, und sie hatte zum ersten Mal in ihrem Leben das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Sie war Nina unendlich dankbar.
Es war bereits später Nachmittag, und Nina hatte ihren freien Tag genutzt, um ein wenig spazieren zu gehen. Ohne es zu merken, war sie in Richtung Blumenmeer, ihrer alten Arbeitsstätte, gelaufen und starrte nun in das Schaufenster von Dansk Dreams. Würde sie den Laden ohne Wehmut betreten können?
Wie ein Film liefen die Erinnerungen in Ninas Kopf ab, an den Eröffnungstag, als sie mit hochroten Wangen die Tür aufgeschlossen und die ersten Kunden empfangen hatten, an Willem, der zwischen Bergen von Kisten und Holzwolle nach den ultimativen Dekors für das Blumenmeer wühlte. Und sie erinnerte sich an den Tag, als die Homepage www.gruenzeug.net an den Start ging und Nina zum ersten Mal eine E-Mail von Asterdivaricatus bekommen hatte. Heute würde sich der Kreis schließen. Denn genau hier, bei Dansk Dreams, würde sie das Kleid erwerben, das sie zu ihrem ersten Rendezvous tragen würde.
Rendezvous?
Beim Gedanken, wie es sein würde, Waldemar Achternbeck endlich gegenüberzustehen, wusste Nina nicht, ob sie sich freuen oder Angst haben sollte. Natürlich war sie neugierig, aber gleichzeitig fürchtete sie sich davor, dass Asterdivaricatus der Wirklichkeit nicht standhalten und ihr Traum jäh wie eine Seifenblase zerplatzen würde.
»Wollen Sie nicht hereinkommen?«, fragte eine sympathisch wirkende
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