Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
Schlafzimmer. Und wer war bloß der Hund, der sie so freudig anhechelte und mit dem Schwanz wedelte? Auch der gutgelaunte Mann mit dem Handtuch um die Hüften und dem strahlenden Lächeln im Gesicht passte irgendwie nicht ins Bild.
»Was, was ist passiert? Wo bin ich?«, murmelte Nina schlaftrunken und rieb sich die Augen, in der Hoffnung, das Trugbild von Mann und Hund zu verscheuchen. Doch sosehr sie auch rieb, beide blieben da, wo sie eben noch gestanden hatten. Mit dem Unterschied, dass der Mann sich nun – verführerisch duftend – über sie beugte und auf den Hals küsste. Mit einem spitzen Schrei zog sich Nina die Decke über den Kopf und rollte sich zusammen. Momentan wollte sie gar nicht wissen, was um sie herum vor sich ging. Alles, was sie wollte, war schlafen.
Sie hatte allerdings die Rechnung ohne Alexander und Lulu gemacht.
»Okay, wir beide gehen jetzt los und bringen dir einfach irgendetwas mit. Wenn du es dann nicht magst, bist du selbst schuld!«
Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, schlug Nina stöhnend die Decke zurück und sah sich um. Alexanders Wohnung war freundlich und geschmackvoll eingerichtet und sah gar nicht nach Übergangs-Junggesellenbude aus.
Gegenüber dem breiten Futonbett, in dem sie ganz offensichtlich die Nacht verbracht hatte, stand eine antike Kommode, über der ein Akt von Rodin hing. Nina liebte Rodin, auch wenn sie ihm nicht verzeihen konnte, dass er die begnadete Bildhauerin Camille Claudel durch seine Egozentrik buchstäblich in den Wahnsinn getrieben hatte. Tja, die Liebe und ihre grausamen Folgen, dachte Nina, während sie nach ihrer Kleidung fahndete.
Zu ihrem Entsetzen hatte sie nämlich nichts an. Sie hatte noch nie nackt geschlafen. Und sie war noch nie zuvor mit einem völlig fremden Mann nach nur einem Rendezvous ins Bett gegangen. Na ja, nicht völlig fremd, aber immerhin.
»Seltsam, seltsam«, murmelte sie immer noch benommen vor sich hin, wobei sie sich einen Bademantel überwarf, den sie auf dem Sessel neben dem Bett fand. Danach machte sie sich auf die Suche nach dem Bad.
Zu dumm, dass sie keine Zahnbürste dabeihatte. Doch auch daran hatte Alexander gedacht. Eine in Plastik verschweißte Einwegbürste lehnte am Spiegel, und darauf prangte ein Post-it mit einem Herz darauf. Daneben lag eine rote Rose, offensichtlich ebenfalls für sie bestimmt.
»Hat der Mann gewusst, dass ich hier übernachten werde?«, fragte sie sich mit einer Mischung aus Misstrauen und Freude. Während sie die Zahnpasta aus der Tube quetschte, klingelte das Telefon. Nina hielt inne – sie war neugierig. Wer rief denn an einem Sonntagvormittag bei Alexander an?
Schnell zog sie sich den Bademantel enger um die Schultern und tapste barfuß in Richtung Telefon. Sie hörte, wie der Anrufbeantworter ansprang.
»Bist du zu Hause?«, ertönte eine weibliche Stimme, und für eine Sekunde gefror Nina das Blut in den Adern. »Komm schon, ich bin’s, Isabelle! Geh ran – ich muss dringend mit dir sprechen! Ich habe einen großen Fehler gemacht. Ruf mich bitte, so schnell es geht, zurück!«
Das war zu viel für Nina. Hastig schlüpfte sie in das rostrote Kleid und die Stiefel, stopfte Jeans und Gürtel in ihre Tasche und floh aus Alexanders Wohnung. Sie konnte es nicht fassen. Anscheinend bereute Isabelle ihren Entschluss, ihren Mann verlassen zu haben, und wollte wieder zu ihm zurück. Und so sehr, wie er an seiner Frau hing, war es sicherlich nur eine Frage von Stunden, bis die beiden sich wieder in den Armen lagen. Aber sie würde nicht tatenlos abwarten, wie Alexander sie wegen einer Frau, die immer wieder ihre Meinung änderte, abservierte. Da ging sie doch lieber gleich selbst. Für einen Mann wie Alexander war in ihrem Leben kein Platz, und das war auch nicht weiter schlimm. Sie war bislang eine alleinstehende, selbständige Frau gewesen und hatte nicht vor, an diesem Zustand auch nur das Geringste zu ändern!
Unterdessen saß Leonie am Küchentisch und genoss ihr Frühstück. Es war seit langem der erste freie Sonntag, an dem sie endlich mal wieder ausgeschlafen hatte. Neben ihrem frisch gepressten Orangensaft lagen ihr schnurloses Telefon und der Zettel mit Thomas Regners Telefonnummer. Sie würde es jetzt hinter sich bringen, das war sie ihrem ehemaligen Chef einfach schuldig.
»Leonie Rohlfs« sagte sie, als sich Thomas Regner nach dem ersten Klingeln meldete. »Es tut mir sehr leid, aber ich wollte Ihnen sagen, dass ich Ihre Einladung nicht annehmen kann. Ich
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