Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
Sehnsüchtig starrte sie aus dem Fenster und träumte sich in die Wohnung der alten Villa. Wenn alles gutging, konnte sie schon bald dort einziehen. Und endlich ein neues Leben ohne belastende Erinnerungen beginnen. Zuvor musste sie noch einen endgültigen Schlussstrich unter die Geschichte mit Gerald ziehen, der es zu guter Letzt doch noch geschafft hatte, sie zu einem Treffen zu überreden.
»Telefon für dich. Ein Herr Benz oder so.«
Verwundert sah Leonie am Dienstagmorgen von ihrem Katalog auf. Der Name sagte ihr überhaupt nichts.
»Leonie Rohlfs, was kann ich für Sie tun?«
»Sie können Paula und Paul eine gute Katzenmutter sein«, antwortete die fröhliche Stimme von Robert Behrendsen, und Leonie konnte ihr Glück kaum fassen. Herr Behrendsen! Sie bekam die Wohnung! Olli sollte dringend mal zum Friseur. Seine langen Haare schienen ihm die Gehörgänge zu versperren. Von wegen Benz …
»Das ist aber eine nette Überraschung«, antwortete Leonie und bedeutete Olli mit einer Handbewegung, nicht schon wieder ihr Telefonat zu belauschen. Seit Wochen arbeitete er bereits daran, Leonie den Mann fürs Leben zu »organisieren«. Aber das würde sie schon selbst in die Hand nehmen. Robert Behrendsen hatte noch mehr gute Neuigkeiten: Leonie würde die Wohnung mit dem Wintergarten bekommen, in einer Woche war Schlüsselübergabe. Und schon in zwei Wochen, zum ersten Oktober, konnte sie einziehen, wenn sie wollte.
»Ich hab sie, ich hab sie«, jubelte sie vergnügt, als sie den Hörer aufgelegt hatte. »Darauf müssen wir unbedingt anstoßen. Heute Abend gehen wir aus, und du darfst dir aussuchen, wohin«, schlug sie Olli vor und tanzte ausgelassen mit ihm um den Schreibtisch herum.
»Du willst diesen Abend tatsächlich mal nicht zu Hause verbringen? Ich glaub’s nicht, das muss ich mir im Kalender anstreichen!« Olli trollte sich vergnügt, während Leonie über das ganze Gesicht strahlte. Vielleicht würde sich das Blatt jetzt endlich wenden, und sie könnte nicht nur umziehen, sondern auch noch das Herz ihres Vermieters erobern. Weshalb sollte denn immer nur das Sprichwort »Ein Unglück kommt selten allein« gelten?
Das schrille Klingeln des Telefons zerriss die Stille, und Nina fuhr erschrocken hoch. Gerade eben noch hatte sie selig schlummernd in ihrem Bett gelegen.
»Welcher Idiot ist das denn? Heute ist mein freier Tag, ich will ausschlafen«, rief sie ärgerlich und warf einen Blick auf ihren Wecker. Elf Uhr. Noch ehe sie sich aus dem Bett hochrappeln konnte, hatte sich der Anrufbeantworter eingeschaltet. Es war Robert Behrendsen, der ihr mitteilte, dass sie die Erdgeschosswohnung mit dem Gartenzugang haben konnte, wenn sie noch interessiert war. Nina war schlagartig wach und jauchzte vor Freude. Sie hatte tatsächlich den Zuschlag bekommen! Ab dem ersten Oktober würde sie endlich einen Garten haben, in dem sie nach Herzenslust herumbuddeln konnte. Sie entschied, sich so bald wie möglich an ihren Computer zu setzen und einen Plan für die Bepflanzung zu erstellen. Doch zuvor musste sie noch einen unliebsamen Termin hinter sich bringen.
»Gut siehst du aus«, schmeichelte Gerald, als Nina eine halbe Stunde später das Sweet Alabama betrat, wo die beiden sich verabredet hatten.
»Findest du?«, antwortete sie schnippisch und blickte an sich herunter. Sie hatte sich für ihre Verabredung nicht die geringste Mühe gegeben und einfach nur ein paar alte Arbeitsklamotten angezogen. Einen Moment lang war sie versucht gewesen, sich in Schale zu werfen, um Gerald zu beweisen, dass es ihr ohne ihn besserging, dann hatte sie es sich jedoch anders überlegt. Sie musste ihm nicht mehr gefallen, er war Vergangenheit.
»Danke, dass du doch noch gekommen bist«, sagte Gerald und drückte ihre Hand. Vor zwei Tagen hatte er Nina erneut angerufen und so lange auf sie eingeredet, bis sie schließlich erschöpft nachgegeben hatte.
»War ja wohl nicht anders möglich. Aber was auch immer du mir zu sagen hast, fass dich kurz. Ich habe nicht ewig Zeit!«, knurrte sie und vertiefte sich in die Frühstückskarte. Gerald hatte sich kein bisschen verändert und war attraktiv wie eh und je, das musste sich Nina zu ihrem Leidwesen eingestehen. Sein rötlich blondes Haar trug er modisch lang, und der dunkle Bartflaum bewahrte ihn davor, allzu jungenhaft zu wirken. Seine bernsteinfarbenen Augen mit den goldenen Sprengseln faszinierten sie nach wie vor, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. »Der Mann mit den
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