Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
einfach zu weit weg. Und schüchtern, wie sie war, hatte sie bei ihrem Vermieter keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Er behandelte sie mit derselben höflichen Zurückhaltung wie die anderen beiden. Seufzend wandte sich Leonie ab.
Nina, die die Szene beobachtet hatte, lächelte still in sich hinein. Drei Frauen in einer Villa in Eimsbüttel. Das konnte ja spannend werden.
»Hat jemand Lust, noch ein Glas Wein zu trinken?«, erkundigte sie sich, neugierig zu erfahren, mit wem sie in Zukunft zusammenwohnen würde.
»Ich würde gern, aber ich habe noch einen Termin«, antwortete Stella und war bereits auf dem Weg zu ihrem BMW. »Wir sehen uns dann ja in ein paar Tagen, wenn wir mit der Renovierung beginnen. Bis dann!«
»Aber ich hätte Lust. Und ehrlich gesagt habe ich auch Hunger. Ich müsste allerdings mein Fahrrad mitnehmen«, sagte Leonie, und so gingen die beiden in gemächlichem Schritttempo zu dem gemütlichen Italiener um die Ecke, der die beste Pasta des Viertels zubereitete, wie Nina versicherte.
»Leider kenne ich mich hier noch nicht besonders gut aus«, sagte Leonie ein paar Minuten später, als beide auf die künftige Nachbarschaft anstießen. »Mein Terrain ist eher die Uni-Gegend und Eppendorf.« Dann erzählte sie von ihrer Wohnung im Grindelhochhaus und der Arbeit bei Traumreisen.
Das klang ein wenig einsam, fand Nina, während sie Leonie aufmerksam zuhörte. Die Rothaarige mit den lustigen Sommersprossen war ihr auf Anhieb sympathisch gewesen, schon bei der Wohnungsbesichtigung. Mit ihr würde sie sicher gut auskommen. Als Leonie ihr kurz darauf von ihrer Leidenschaft für frische Kräuter und das Kochen erzählte, waren die beiden bereits ein Herz und eine Seele.
»Auf unsere Villa!«, rief Nina bei ihrem zweiten halben Liter Wein. »Und darauf, dass diese Stella Alberti sich nicht als die verwöhnte Tussi erweist, für die ich sie momentan halte. Von der Sorte habe ich nämlich genug im Blumenladen. Das sind diese kapriziösen Frauen, denen man einfach nichts recht machen kann. Obwohl sie in Geld schwimmen, feilschen sie um jeden Cent, weil unsere Blumen angeblich so ›unverschämt teuer‹ sind. Dass ich nicht lache! Qualität hat nun mal ihren Preis.«
Leonie nickte zustimmend. Sie fand Nina nett, aber trotz ihrer zierlichen Gestalt hatte sie etwas Furchteinflößendes, besonders wenn sie ihre dunkle, wohlgeformte Augenbraue hochzog. Nina wusste offenbar ganz genau, was sie wollte, und war bestimmt nicht so konfliktscheu wie sie selbst.
Ich wünschte, ich hätte auch so ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, dachte Leonie seufzend, während sie fasziniert beobachtete, wie immer mehr Leben in Ninas Gesicht kam, je mehr sie sich in Rage redete.
»Diesen Typ Kundin kenne ich auch«, pflichtete sie ihr bei, »die benehmen sich im Reisebüro genauso. Am schlimmsten sind diejenigen, die denken, sie könnten dir erzählen, wie du deinen Job zu machen hast, aber dann behaupten, dass Bulgarien in der Karibik liegt!«
Es war schon beinahe Mitternacht, als die beiden beschlossen, nach Hause zu gehen.
»War nett mit dir«, rief Leonie in den frischen Nachtwind, als sie auf ihr Fahrrad stieg.
»Fand ich auch«, antwortete Nina und lächelte.
Als Nina nach Hause kam, blinkte der Anrufbeantworter. Fünf neue Nachrichten. Die ersten drei stammten von Gerald, der um Rückruf bat, die vierte von ihrer Schwester. Ungeduldig sprang Nina weiter zur letzten Nachricht.
»Hallo, Liebes«, hallte die Stimme von Rainer Korte blechern durch die Dunkelheit des Flurs. Nina zuckte zusammen. Was konnte ihr Vater von ihr wollen? »Ich würde dich gern zu Susannes und meiner Hochzeit im Mai nächsten Jahres einladen. Wir hoffen sehr, dass du kommst!«
Oh, nein, nicht auch das noch, dachte Nina, der jetzt klar war, weshalb ihre Schwester vorher angerufen hatte. Sicher hatte Clara mit ihr über die Tatsache sprechen wollen, dass ihr Vater nun bereits zum dritten Mal heiratete, während ihre Mutter immer noch ein einsames und vergrämtes Leben führte. Seitdem sich ihre Eltern getrennt hatten, hatte Nina den Kontakt zu ihrem Vater komplett abgebrochen. Sie hatte ihm nie verziehen, dass er, der renommierte Professor, so großen Gefallen an seinen Studentinnen gefunden hatte. Und vor allem hatte sie ihm die Lügen nicht verziehen, mit denen er seine Frau, seine Töchter und später auch noch seine zweite Ehefrau all die Jahre getäuscht hatte. Mit Rainer Kortes Auszug war der Grundstein für Ninas Misstrauen
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