Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
sie in tiefen Schlaf und träumte von starken Männerarmen, die sie liebevoll umfingen.
Im Erdgeschoss hörte man eine Tür ins Schloss fallen, Leonie war nach Hause gekommen. Achtlos warf sie ihre Jacke in eine Ecke und streifte sich die schweren Winterstiefel von den Füßen. Wasser und Schlamm tropften auf den Boden, das war ihr allerdings gerade vollkommen egal. Sie rief nach Paul und Paula, knuddelte und herzte die beiden und versuchte vergeblich, ihr unangenehmes Gespräch mit Doris Möller zu vergessen. Doch hier, in der Stille der Dunkelheit, brach noch einmal alles mit voller Wucht über sie herein. Doris Möller hatte sie eines schweren Vergehens beschuldigt, und Leonie wusste nicht, wie sie die Nacht überstehen sollte …
Kapitel 20
Z wei Tage später stieg Stella in den Wagen, um ihren ersten Job-Termin nach dem Klinikaufenthalt wahrzunehmen. Da die meisten ihrer Kunden über Weihnachten und die Feiertage sowieso anderweitig beschäftigt waren, hatte sie es geschafft, ihre Projekte ohne allzu große Probleme umzukoordinieren. Mit der Hilfe einer befreundeten Dekorateurin war es ihr sogar gelungen, so anspruchsvolle Auftraggeber wie Ophelia Winter zufriedenzustellen. Nun konnte sie neu durchstarten, ohne das Gefühl zu haben, beruflich ins Hintertreffen geraten zu sein.
»Nicht mehr als drei Termine pro Tag«, darauf hatte sie sich mit Doktor Eisenmann geeinigt, nachdem sie ihm das Patientendossier der Klinik überreicht hatte.
»Geht es Ihnen jetzt besser?«, hatte ihr Hausarzt sich mitfühlend erkundigt und sie dabei aufmerksam betrachtet.
»Ich denke schon. Aber ich vermute, dass es sich erst in den kommenden Wochen zeigen wird, ob ich es schaffe, das, was ich in der Klinik gelernt habe, in meinen Alltag zu integrieren. Ich hoffe sehr, dass ich meinen Job auch in fernerer Zukunft etwas entspannter gestalten kann.«
Vor allem muss ich von meinem zweihundertprozentigen Anspruch an mich selbst herunterkommen, ergänzte Stella im Stillen. Wie häufig hatte man sie in Bad Bramstedt in den verschiedenen Einzel- und Gruppentherapiesitzungen darauf angesprochen! Es hatte sie nicht verwundert, zu hören, dass ihr beinahe krankhafter Ehrgeiz ein typisches Frauenphänomen und in nahezu jeder Altersklasse anzutreffen war. Dank ihrer Körpertherapeutin Franziska hatte Stella irgendwann erkannt, dass sich hinter ihrem Perfektionswahn negative frühkindliche Erfahrungen verbargen.
Ihr Vater war ein ehrgeiziger Mann gewesen, der Stella mit großer Strenge und hohem Leistungsanspruch erzogen hatte. Sie wurde stets ermahnt, Sport zu treiben, Klavier zu üben, und natürlich erwartete er auch, dass Stella in der Schule ausschließlich mit Bestnoten abschloss.
Als John Alberti völlig unerwartet an einem Herzinfarkt starb, ging die Verantwortung für die Reederei auf Katharina Alberti über, die von da an kaum Zeit hatte, sich um ihre achtjährige Tochter zu kümmern. Dies änderte sich erst, als Frau Alberti das Unternehmen in die Hände eines erfahrenen Geschäftsführerkonsortiums gelegt und sich aus dem Berufsleben zurückgezogen hatte. Doch da hatte sich in Stella längst das Gefühl verfestigt, nur dann etwas wert zu sein, wenn sie es ihrer tüchtigen Mutter gleichtat und etwas leistete. Mit dieser Bürde musste sie umzugehen lernen und ihre Psyche langsam umprogrammieren. Franziska hatte ihr eine befreundete Gesprächstherapeutin empfohlen, die Stella in den kommenden Tagen anrufen wollte, um einen Termin zu vereinbaren.
Als sie vor der Tür des prunkvollen Jugendstilhauses ihrer Kunden stand, holte sie einmal tief Luft, klingelte und kehrte wieder in ihren Berufsalltag zurück.
Leonie lag mit Grippe im Bett und starrte an die Zimmerdecke. In der Küche hörte sie Nina, die mit Geschirr klapperte und Paul und Paula mit Futter versorgte. Ihr Hals schmerzte, und sie fühlte sich schlapp und erschöpft. Jetzt war sie auch noch krank, als ob sie nicht schon genug Ärger hätte!
Heute Morgen hatte sie sich mit einem mulmigen Gefühl ins Reisebüro geschleppt, froh, ihrer Chefin nicht begegnen zu müssen, da diese ein zweitägiges Seminar besuchte. Den Kollegen war sie geflissentlich aus dem Weg gegangen, nicht einmal mit Olli hatte sie zu reden gewagt. Am späten Nachmittag hatte sie von einer Minute auf die andere plötzlich heftige Kopfschmerzen bekommen. Vor einer halben Stunde war sie mit erhöhter Temperatur und starken Gliederschmerzen nach Hause gekommen und hatte sich bereitwillig von Nina ins
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