Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
optimistischer gestimmt war. »Ist doch toll, wenn Stella solche Kontakte hat! Vielleicht kann mir dieser Anwalt wirklich weiterhelfen. Außerdem warst du diejenige, die sie um Rat gefragt hat.«
»Du hast ja recht!«, sagte Nina und schämte sich, dass ihre alten Vorurteile ab und an immer noch durchbrachen. Stella hatte schließlich die ganze Zeit über bewiesen, dass sie nicht die verwöhnte reiche Ziege war, für die Nina sie anfangs gehalten hatte.
»Herr Hagedorn hat übrigens gemeint, dass Leonie die Unterlagen zu besagter Stornierung einfordern soll. Anhand der Belege ist es ein Leichtes, festzustellen, ob sie etwas mit der Sache zu tun hat oder nicht«, fuhr Stella fort und tat, als hätte sie Ninas Stichelei nicht gehört.
»Wie soll ich das denn einfordern?«, fragte Leonie verzweifelt. »Außerdem, wenn Frau Möller derart gegen mich intrigiert, wird sie auch nicht davor zurückschrecken, die Unterlagen zu fälschen oder die Einträge in unserem System zu ändern.«
»Vielleicht sollten wir ihren Schreibtisch durchforsten«, schlug Nina vor und rieb sich die Hände. Das schien ja richtig spannend zu werden! Und diese blöde Doris Möller hatte wirklich einen Denkzettel verdient!
Leonie sah sie entsetzt an.
»Bist du komplett wahnsinnig? Wie sollen wir das deiner Meinung nach anstellen? Und wenn sie uns erwischen? Dann muss sich Doris Möller gar nichts mehr einfallen lassen, dann kann sie mich gleich in hohem Bogen rausschmeißen.«
»Na, das wird sie sowieso. Bevor du deine Zeit wie ein Opferlamm absitzt und wartest, bis sie dir noch mehr anhängt, kannst du genauso gut gleich zur Tat schreiten! Hier geht’s doch auch um deinen Ruf!«, sagte Nina und redete sich richtig in Rage. Ihre Augen blitzten, und insgeheim freute sie sich fast, einmal Detektivin spielen zu können.
Leonie stutzte und überlegte kurz. Der Plan war vollkommen irrsinnig. Um an Doris Möllers Schreibtisch zu kommen, müsste sie sich nachts wie eine Diebin ins Reisebüro schleichen. Allein bei dem Gedanken bekam sie Gänsehaut. Andererseits stand für sie so viel auf dem Spiel. Und Nina hatte recht: Eine solche Anschuldigung durfte sie sich nicht gefallen lassen! Immerhin bestand die klitzekleine Möglichkeit, dass sie ihr Ansehen wiederherstellen und Doris Möller als Lügnerin entlarven konnte. Das war womöglich einen Versuch wert …
»Na ja, ich habe einen Schlüssel fürs Reisebüro«, ließ Leonie vorsichtig verlauten. »Ich schätze, irgendwann nach Dienstschluss …«
»Wunderbar, so machen wir’s!«, erklärte Nina selbstbewusst und grinste bei dem Gedanken, wie sie – bewaffnet mit Taschenlampe und Handschuhen, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen – den »Tatort« inspizieren würde.
Nachdenklich beobachtete Stella die beiden. So ganz geheuer war ihr das alles nicht. Nicht auszudenken, wenn Leonie erwischt würde! Wie wollte sie hinterher erklären, woher sie das Schriftstück hatte? Die situationserprobte Stella hätte sich kopfschüttelnd abgewandt und versucht, die Angelegenheit rational zu regeln. Andererseits musste man sich im Leben auch mal über Konventionen hinwegsetzen – auch etwas, was Stella während ihres Klinikaufenthalts gelernt hatte.
»Ich bin dabei«, sagte sie lächelnd, entschlossen, ihrerseits auch endlich etwas für Leonie zu tun.
Nachdem sich die drei Frauen einen Schlachtplan zurechtgelegt hatten, ging Nina in ihre Wohnung zurück und setzte sich auf die gepolsterte Bank, die ihren antiken Kachelofen umrundete. Sie spürte eine wohlige Wärme in ihrem Rücken und blickte nachdenklich in die Dunkelheit.
Seltsame Zeiten waren das! Bisher konnte sie sich jedenfalls nicht beschweren, denn die Arbeit im Möbelladen machte ihr wirklich Spaß.
Ruth Gellersen ließ ihr freie Hand, und Nina mochte es, die Fenster und den Laden zu dekorieren und sich in ein neues Gebiet einzuarbeiten. Zweimal die Woche kam Dörthe, eine junge Tischlerin, die kleine Reparaturen an den Möbeln durchführte oder sie auf Wunsch maßgerecht umbaute. Von ihr lernte Nina viel über die unterschiedlichen Beizmethoden und darüber, wie die Maserung von Holz aussah, je nachdem, um welchen Baum, um welches Teilstück des Stammes es sich handelte. Dörthe zeigte ihr, wie Naturholz im Laufe der Zeit nachdunkelte, wie sich Schubladen verzogen und wie lebendig das Holz war, wie es knisterte und knackte.
Morgen würde sie zusammen mit Ruth Gellersen neue Terrassenmöbel bestellen, was ihr sicher dabei helfen
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