Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
Bett schicken lassen.
Als Leonie an ihre gestrige Unterredung mit Doris Möller dachte, konnte sie die Tränen nicht länger zurückhalten und begann laut zu schluchzen. Erschrocken kam Nina aus der Küche und setzte sich zu ihr ans Bett.
»Kann ich dir irgendwie helfen? Was ist denn nur passiert?«, fragte sie und tätschelte ihr beruhigend die Hand. Stockend berichtete Leonie von ihrem Gespräch mit Doris Möller und verbrauchte dabei eine halbe Packung Kleenex.
»Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass das stimmt. Du bist doch kein vergesslicher Typ«, sagte Nina wenig später, als sie über die Geschichte nachdachte. Angeblich hatte Leonie die schriftliche Stornierung eines Kunden übersehen und nicht an den Veranstalter weitergeleitet, woraufhin dem Reisebüro ein Schaden von insgesamt fünfunddreißigtausend Euro entstanden war. Es ging um eine zehntägige Skireise nach St. Moritz für acht Personen in einem Luxusbungalow samt Verpflegung, Personal und Skipässen.
»Ich habe bestimmt nichts übersehen, da bin ich mir sicher«, schluchzte Leonie und sah so unglücklich aus, dass Nina sie in die Arme nahm und hin und her wiegte wie ein kleines Kind.
»Das muss passiert sein, während ich auf einer Fortbildung war, anders kann ich mir das nicht erklären. Ich habe in meinem Berufsleben noch nie einen Fehler gemacht, und schon gar nicht einen so gravierenden.«
Nina stimmte ihr schweigend zu. Leonie war wirklich der zuverlässigste Mensch, den sie je kennengelernt hatte.
»Weißt du noch, wer dich in dieser Zeit vertreten hat?«, fragte sie.
»Sandra Koch und Frau Möller. Olli hatte zu der Zeit Blockunterricht, und Frau Möller hat natürlich wie üblich niemanden aus der Zentrale geholt.«
»Traust du deiner Kollegin zu, dass ihr ein solcher Fauxpas unterläuft und sie ihn dann dir in die Schuhe schiebt?«
Leonie musste kräftig niesen und sagte schniefend:
»Eigentlich nicht. Sandra ist genauso akkurat und korrekt wie ich, wenn nicht sogar überkorrekt.«
»Mich würde es nicht wundern, wenn Doris Möller diesen Bock selbst geschossen hätte«, antwortete Nina, und ihr wurde ganz mulmig angesichts der Ungeheuerlichkeit dieser Behauptung. Sollte Doris Möllers Ärger wirklich so weit geführt haben, dass sie gegen Leonie intrigierte und sie aus dem Reisebüro hinausmobben wollte?
»Ja, daran hatte ich auch schon gedacht«, entgegnete Leonie mit leiser Stimme und sank tiefer in ihre Kissen.
Nina ballte zornig die Fäuste. Was für eine Ungeheuerlichkeit! Und was für eine Schnepfe, die ihrer armen Freundin das Leben so schwer machte, nur um von ihren eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken! Weshalb hatte Thomas Regner das nicht längst bemerkt und seine Filialleiterin rausgeschmissen?
»Und wie soll es nun weitergehen?«, fragte Nina und starrte voller Mitleid auf Leonie, die sich die Bettdecke fast bis zur Nasenspitze hochgezogen hatte.
»Ich werde wohl eine Abmahnung bekommen, sobald ich wieder da bin«, antwortete Leonie und schluchzte erneut. Nina schüttelte den Kopf. Es war ganz klar, was Doris Möller mit ihrem Vorgehen bezweckte. Schließlich hatte sie Leonie schon einmal mit einer Entlassung gedroht! Nach der ersten Ermahnung bedurfte es noch zwei weiterer Gründe, und schon konnte sie sich ihrer ungeliebten Mitarbeiterin entledigen, ohne eine rechtliche Auseinandersetzung zu riskieren.
»Du brauchst einen Anwalt, und zwar schnell«, meinte Nina und ging aufgeregt in Leonies Zimmer auf und ab. Aber wer konnte Leonie in dieser Angelegenheit helfen, ohne dass es ein Vermögen kostete?
»Bin gleich wieder da«, rief sie und stürmte die Treppe nach oben, wobei sie hoffte, Stella zu Hause anzutreffen. Und sie hatte Glück. Stella war vor wenigen Minuten von ihrem Kundentermin zurückgekehrt.
Kurz darauf saßen sie zu dritt auf Leonies Bett und beratschlagten, was nun zu tun sei. Stella schlug vor, Herrn Hagedorn, ihren Familienanwalt, zu informieren, in der Hoffnung, dass dieser aus alter Verbundenheit unentgeltlich seine Hilfe anbot.
»Das ist der Vorteil, wenn man zur High Society gehört«, kommentierte Nina knurrend die Tatsache, dass es Stella nur einen kurzen Anruf gekostet hatte, um einen Beratungstermin für Leonie zu vereinbaren. Und natürlich kannte man in diesen Kreisen auch die privaten Handynummern und musste sich nicht an die üblichen Bürozeiten halten wie Normalsterbliche.
»Nun läster nicht rum, Nina«, entgegnete Leonie, die dank ihrer Freundinnen wieder etwas
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