Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
nachdenklich an.
Gerade war ihr eine Idee gekommen …
Als sie spätabends in die Villa zurückkehrte, wäre sie am liebsten gleich zu Leonie gestürmt. Aber die schlief sicher schon, und morgen war schließlich auch noch ein Tag. Auf Zehenspitzen schlich Nina durch den Flur und wollte gerade in ihre Wohnung, als sie einen Brief an der großen Pinnwand entdeckte, der an sie adressiert war.
Als sie die Handschrift erkannte, erstarrte sie vor Schreck. Gerald! Zitternd lehnte sie sich gegen die Wand. Das konnte doch nicht wahr sein! Was wollte er von ihr? Konnte er sie nicht endlich in Ruhe lassen und aus ihrem Leben verschwinden?
»Ich bin in Husum«, sagte Stella und schob sich ein Kissen in den Rücken. Sie war den ganzen Tag auf den Beinen gewesen und fühlte sich zerschlagen und müde, aber nicht zu müde, um kurz vor dem Schlafengehen noch schnell bei Robert anzurufen.
»Na, das ist eine Überraschung«, ertönte es am anderen Ende der Leitung, und Stellas Herz begann zu klopfen. »Was führt dich zu uns in die Provinz? Und wo genau bist du denn?«
»Ich bin in der Alten Schule, und nach dem, was ich bislang gesehen habe, muss ich meine Meinung etwas revidieren. Husum ist wesentlich charmanter und netter, als ich gedacht habe.«
»So, so«, antwortete Robert, und Stella hörte das Lächeln in seiner Stimme. »Es freut mich, dass du unserem kleinen Städtchen eine Chance gibst. Aber was machst du hier? Hast du einen Auftrag, oder bist du aus der Villa geflogen?« Da war sie wieder, Roberts schnodderige Art. Ob sie sich jemals daran gewöhnen würde?
»Ich bin hier, um meinen Geburtstagsgutschein von Leonie und Nina einzulösen. Der Tipp kam damals von dir, wenn ich mich recht entsinne.«
»Stimmt, ich erinnere mich dunkel. Ich hatte mir gedacht, dass es dir hier bestimmt gefallen würde. Lag ich da richtig?«
»Absolut«, bekräftigte Stella erneut, als sie eine Stunde später mit Robert in der Hotelbar saß und einen alkoholfreien Cocktail durch ihren Strohhalm schlürfte. »Es ist wirklich traumhaft schön hier!«
Verwirrt registrierte sie, dass seine Gegenwart sie nervös machte. Was war nur mit ihr los? Den ganzen Abend über hatte sie versucht, ihm klarzumachen, wie sehr ihr Husum gefiel. Die historische Altstadt mit den kopfsteingepflasterten Gassen, die liebevoll restaurierten Giebelhäuschen aus dem 16. Jahrhundert, die kleinen Lädchen – das alles war wirklich wunderschön, schöner, als sie es sich hätte vorstellen können. Auch die nordfriesische Art der Menschen hier hatte ihren ganz eigenen Charme.
»Und hast du schon einen waschechten Husumer kennengelernt?«, erkundigte sich Robert belustigt, als Stella einen Augenblick Luft holte. Ja, das hatte sie! Stella dachte an ihre Begegnung mit dem Besitzer eines Souvenirladens in der Nähe vom historischen Braukeller. Der bärtige Hüne hatte ihr einen Vortrag über Ladenschlusszeiten gehalten, die seiner Meinung nach völlig unnötig waren.
»Wozu brauchen die Bauern aus der Umgebung Geschäfte, die bis zweiundzwanzig Uhr geöffnet haben?«, hatte er sich ereifert. »Die melken um sechs Uhr, danach essen sie und sind froh, wenn sie ihre Ruhe haben. Die kommen nur aus ihren Löchern gekrochen, wenn es ein Dorffest gibt oder eine Versammlung beim Bürgermeister.«
Als sie Robert davon erzählte, lachte er und meinte:
»Ja, so sind sie, die Husumer!«
»Und weißt du schon, ob du den Job in der Uniklinik annimmst?«, fragte Stella, der einfiel, dass Robert eventuell gar nicht mehr lange hier wohnen würde.
»Nein, noch nicht. Aber ich habe nicht mehr viel Zeit. Die Stelle wird sonst neu ausgeschrieben.«
Stella seufzte. Es musste wirklich schwer sein, eine solche Entscheidung zu treffen.
»Aber sprechen wir jetzt nicht davon. Sag mir lieber, wie du dich fühlst. Wie geht’s dem Baby?«
Am nächsten Morgen stand Leonie vor der Tür des La Lune und trat nervös von einem Bein auf das andere. In zehn Minuten war sie mit Alexander Wagenbach verabredet, um sich mit ihm über die Stelle als Geschäftsführerin zu unterhalten. Nina hatte heute früh bei ihr Sturm geklingelt und von ihrem gestrigen Gespräch berichtet. Leonie hatte sofort bei Alexander Wagenbach angerufen.
Und hier war sie nun und wusste noch immer nicht so recht, wie ihr geschah. Dass es mit ihrem ersten Vorstellungsgespräch so schnell gehen würde, hätte sie nicht gedacht. Und das Angebot klang wirklich verlockend!
»Das wäre genau der richtige Job für dich«,
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