Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
schossen ihr die Worte von Nina durch den Kopf, während sie vor dem Fenster stand und in das leere Lokal spähte. In zwei Stunden würde der Betrieb losgehen. Das heutige »Plat du jour« klang verlockend, und Leonie lief das Wasser im Mund zusammen. Das einfache, aber dennoch kreativ zusammengestellte Menü war ganz nach ihrem Geschmack, doch was in aller Welt würde sie für den Posten einer Geschäftsführerin qualifizieren? Dass sie ein bisschen kochen konnte und gerne Gäste bewirtete?
»Frau Rohlfs, schön, Sie zu sehen!«, grüßte Alexander Wagenbach und öffnete die Tür. »Lass die Dame in Ruhe«, ermahnte er seinen Hund, der an Leonie hochsprang und freudig mit dem Schwanz wedelte. »Möchten Sie einen Espresso?«, fragte er, wobei er ihr den Mantel abnahm und an die Garderobe hängte.
Leonie nickte und sah sich im Restaurant um. Konnte das ihr neuer Arbeitsplatz werden? Aufmerksam hörte sie zu, wie Alexander Wagenbach den Aufgabenbereich umriss, und leerte dabei ihren Espresso in einem Zug. Er war ausgezeichnet. Nicht zu stark und nicht zu bitter. »Würden Sie sich das zutrauen?«, wollte er wissen, und Leonie spürte, wie eine Woge der Freude sie durchflutete. Das war einfach zu schön, um wahr zu sein! Genau das, wovon sie immer geträumt hatte!
»Ich … Ich würde es sehr gerne versuchen. Ich werde mir die größte Mühe geben, das verspreche ich Ihnen.«
»Wunderbar, freut mich zu hören! Und sollten wir wider Erwarten feststellen, dass es mit uns beiden doch nicht klappt, können wir uns immer noch über eine andere Lösung Gedanken machen. Wir haben ja beide eigentlich nichts zu verlieren, oder?«
Genau! Im Augenblick sah es eher so aus, als stünde sie auf der Gewinnerseite. Als hätte sie endlich das große Los gezogen.
»Dann also auf gute Zusammenarbeit! Ich finde, wir sollten uns duzen, ich bin Alexander!«, sagte er strahlend und schenkte Leonie einen Pastis ein. »In Frankreich besiegelt man alle Geschäfte mit Pastis. Ich hoffe, das schmeckt dir.«
Leonie nahm einen zaghaften Schluck von dem anishaltigen Schnaps. Zehn Uhr morgens war ein wenig früh für einen so harten Drink, aber wenn man zu so einem Anlass nicht aus der Rolle fiel, wann dann?
»Auf gute Zusammenarbeit«, strahlte sie. »Kann ich noch ein Glas haben?«
»Und, erzähl schon, wie war’s?«, fragte Nina aufgeregt, als Leonie bei ihr im Laden auftauchte und von einem Ohr zum anderen grinste, umweht von einem Hauch Pastis-Aroma.
»Ich hab den Job!«, rief Leonie mit geröteten Wangen und fiel ihrer Freundin um den Hals. Nina freute sich wie eine Schneekönigin. Sie hatte den richtigen Riecher gehabt und obendrein zwei Menschen helfen können, die ihr beide sehr am Herzen lagen. Wie lebendig Leonie plötzlich aussah! Kein Vergleich zu dem ängstlichen Mauerblümchen, das abends immer so geknickt aus dem Reisebüro gekommen war.
»Das müssen wir feiern«, rief sie fröhlich. »Sobald Stella aus Husum zurück ist, machen wir uns mal wieder einen richtig schönen Abend. Das hatten wir schon lange nicht mehr.«
»Und ich werde kochen«, antwortete Leonie und tanzte um Ninas Schreibtisch herum.
»Wenn wir schon bei unglaublichen Neuigkeiten sind: Guck mal, was ich hier habe«, sagte sie und drückte Leonie Geralds Brief in die Hand.
»Huch?«, murmelte Leonie mit einem verdutzten Blick auf den Absender. »Ich dachte, den seist du endlich los? Hast du eine Ahnung, was er von dir will?«
»Nein, aber könntest du das vielleicht für mich herausfinden? Ich hab den Brief seit gestern Abend, aber ich konnte mich bisher nicht dazu durchringen, ihn zu lesen. Und vor allem wollte ich dabei nicht allein sein.«
»Verstehe«, murmelte Leonie und riss den Umschlag auf. Für einen Mann hatte Gerald eine sehr schöne Handschrift. Erstaunlicherweise war nicht nur seine Schrift schön, sondern auch das, was er geschrieben hatte.
Liebe Nina,
ich hoffe sehr, dass dich diese Zeilen erreichen und du den Brief nicht ungelesen in den Papierkorb wirfst – was ich nach allem, was zwischen uns passiert ist, gut verstehen könnte. In den letzten Monaten hat sich einiges in meinem Leben geändert, und ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. Ich habe eine Frau kennengelernt. Sie hat mir die Augen geöffnet und mir gezeigt, was wahre Liebe und Wertschätzung bedeutet. Ich bin zutiefst dankbar, dass ich dieses Glück erleben darf. Auch dir wünsche ich von ganzem Herzen alles Gute und einen Mann, der zu dir passt und dich auf Händen
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