Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
Agentur für Arbeit musste sie sich diese Woche noch melden, um Bescheid zu geben, dass sie gekündigt hatte. Ja, sie, Leonie Rohlfs, die ängstlichste Person auf Gottes Erdboden, hatte tatsächlich gekündigt und war endlich für sich selbst eingestanden. Und sie würde es allen zeigen!
Natürlich waren die Umstände nicht optimal, aber zumindest das hatte sie mit ihren Freundinnen gemeinsam. Stella würde als alleinerziehende Mutter nicht mehr so viel arbeiten können, und mit der Unabhängigkeit und dem Luxusleben war es ein für alle Mal vorbei. Bananenbrei statt Thunfisch-Carpaccio, Jeans statt Designer-Outfit, flache Schuhe statt High Heels, so wird Stellas Leben in Zukunft aussehen, dachte Leonie und zog die Stirn kraus. Nach wie vor hatte sie Schwierigkeiten, sich ihre Freundin als Mutter vorzustellen, aber sie würde sich mit der Zeit schon in ihre neue Rolle einfinden.
Stella hatte sich ja bereits sehr verändert. Und auch Nina war ein lebendes Beispiel dafür, dass es oft gar nicht schlecht war, neue Wege einzuschlagen. Wie traurig war sie gewesen, als Annette ihr die Schließung des Blumenmeers verkündet hatte! Und nun war sie drauf und dran, in ihrem neuen Beruf Karriere zu machen, und wurde mit jedem Tag offener und unverkrampfter.
Und hübscher, schoss es Leonie durch den Kopf. Sie lächelte. Als sie Nina das erste Mal in einem Rock gesehen hatte, war sie überrascht gewesen, wie gut ihre Freundin darin aussah. Mit Anfang vierzig war es eben noch nicht zu spät, feste Vorstellungen über Bord zu werfen.
»Schön, dass Sie kommen konnten«, sagte Alexander Wagenbach und gab Nina einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Nina setzte sich hin und sah sich neugierig um. Es war immer wieder seltsam, Alexander Wagenbach in einem anderen Restaurant als im La Lune zu sehen. Doch das Friesinger gefiel ihr mindestens ebenso gut. In diesen Dingen hatte Alexander einfach einen sicheren Geschmack.
»Freut mich, dass es Ihnen bessergeht«, entgegnete Nina und lächelte. Heute war er wieder so souverän und charmant, wie sie ihn kannte. Sie wartete gespannt, ob er ihr seinen Kummer anvertrauen würde. Aber er schien das Thema bewusst zu umschiffen und erzählte stattdessen von seiner Tochter und anderen Unverfänglichkeiten. Darüber hinaus erkundigte er sich, wie es ihr heute bei ihrer Arbeit im Möbelladen ergangen war.
»Ich wünschte, mein Job würde mir so viel Spaß machen«, seufzte er, und Nina sah ihn forschend an.
»Gäbe es denn etwas, das Sie lieber täten?«, fragte sie.
»Ja, ich wäre gern mein Restaurant los und den ganzen Mist, der damit verbunden ist. So toll es auch ist, ein erfolgreiches Unternehmen zu führen, es vergeht kaum ein Tag ohne Ärger oder Probleme. Manchmal habe ich das Gefühl, dass mir das alles über den Kopf wächst, und dann packen mich Fluchtgedanken!«
»Das kenne ich«, seufzte Nina, froh, diese Phase ihres Lebens schließlich überwunden zu haben. Eigentlich war sie momentan ziemlich zufrieden mit sich und ihrem Schicksal. Wenn nur die Sache mit Asterdivaricatus nicht wäre …
»Möchten Sie nicht endlich Ihre Sorgen loswerden? Ich kann gut zuhören, müssen Sie wissen. Apropos, ich finde, es wird Zeit, dass wir uns duzen. Dann fällt einem auch das Reden viel leichter. Gestatten, ich bin Nina«, sagte sie und grinste.
»Alexander«, erwiderte er und lächelte ebenfalls. »Nach so einer charmanten Aufforderung kann ich ja gar nicht anders, als dir mein Herz auszuschütten. Und mit so einer gescheiten, verständnisvollen Zuhörerin fällt es mir gleich doppelt leicht.«
Das ging Nina runter wie Öl.
»Im Grunde ist es nichts wirklich Dramatisches, nichts, was anderen nicht auch täglich passiert. Meine Geschäftsführerin hat gekündigt, weil sie sich Knall auf Fall verliebt hat und mit ihrem neuen Freund ein eigenes Restaurant aufmachen will. Und das dummerweise auch noch genau gegenüber. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird sie unsere Stammkunden mitnehmen, und ich muss mir jetzt schleunigst jemanden suchen, der ihren Job übernehmen kann. Aber in dieser Branche ist es gar nicht so einfach, zuverlässiges Personal zu finden.«
»Und schon gar nicht, wenn es die eigene Frau ist, die man verliert, und man glaubt, sie nicht ersetzen zu können, habe ich recht?«, sagte Nina und sah, wie Alexanders Augen sich mit Tränen füllten.
»Genau«, antwortete er und senkte den Blick.
»Was müsste man denn für Kompetenzen mitbringen?«, fragte Nina und blickte Alexander
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