Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
für andere da war.
»Robert wird sich um Emma kümmern, soweit es ihm möglich ist. Aber das wird natürlich nicht reichen, um mir den Rücken freizuhalten, zumal er ja noch in Husum lebt. Ich denke, dass er ab und zu mal am Wochenende vorbeischauen wird. Alles andere wird sich zeigen. Aber was ist mit dir, Nina? Von dir weiß ich nur, dass du Ruth Gellersen vollkommen begeistert hast und sie dir vermutlich alle Filialen vermachen wird, wenn sie mal das Zeitliche segnet.«
Nina rang mit sich, ob sie Stella in die Sache mit Asterdivaricatus einweihen sollte. Aber wozu gab es Freundinnen? Was hatten sie nicht schon alles gemeinsam durchgestanden? Kündigungen, Einbrüche, Zusammenbrüche und Klinikaufenthalte … Und es würde so guttun, sich alles von der Seele zu reden! Nina räusperte sich, und als hätte jemand den Wasserhahn aufgedreht, erzählte sie alles.
Stella lauschte mit großen Augen, und als Nina geendet hatte, war es für einen Moment still. »Das klingt ja abenteuerlich«, meinte Stella, die als Erste ihre Sprache wiedergefunden hatte. »Tut mir leid, wenn ich das jetzt sage, Nina, aber ich fürchte, du bist wirklich auf einen dieser Idioten hereingefallen, die sich einen Spaß daraus machen, Frauen übers Internet kennenzulernen und in andere Identitäten zu schlüpfen. Wie armselig! Und wie schade für dich, das tut mir wirklich leid!«
»Aber kann man sich das alles einfach so ausdenken, dass es dermaßen real klingt, wie Nina sagt?«, gab Leonie zu bedenken, deren romantische Ader bereits wieder die Oberhand gewann. Sie hätte Nina ihre kleine Romanze so sehr gegönnt. »Die Frage nach den Pflanzen für seinen Garten und die damit verbundenen Lieferungen, zumindest das ist doch real! Und war da nicht noch ein Hund, der etwas skurrile Eigenarten hatte?«
»Ja, Lulu, die Vegetarierin«, seufzte Nina, weil sie sich nicht nur in Asterdivaricatus selbst verliebt hatte, sondern auch gleich in seine Hündin, von der er immer so liebevoll schrieb.
»Lulu?«, wiederholte Leonie fragend und dachte nach. Irgendetwas an diesem Namen kam ihr bekannt vor. Wo hatte sie ihn schon einmal gehört?
»Ich denke nicht, dass er seinen Beruf erfunden hat«, erwiderte Stella. »Es kann ja sein, dass alles stimmt, was er geschrieben hat, bis auf seinen Namen. Dieser Mann hat offensichtlich Spaß an eurem E-Mail-Wechsel gehabt, weil das Ganze rein virtuell geblieben ist und nichts mit dem realen Leben zu tun hatte. Ein falscher Name ist der beste Garant, nicht enttarnt zu werden, gerade im Zeitalter von Google. Selbst wenn du dich noch so sehr bemühst, du wirst ihn nicht finden!«
»Vielleicht hast du recht. Aber genug davon. Danke, dass ich mich bei euch ausheulen durfte, ich habe viel zu viel Zeit mit Asterdivaricatus vertan. Und dies hier soll doch ein fröhliches Fest werden. Kommt, lasst uns tanzen!«
Ihr Vorschlag wurde begeistert aufgenommen, und so feierten die Freundinnen vergnügt und unbeschwert bis drei Uhr morgens. Auch Stella tobte ausgelassen durch Leonies Wohnzimmer. Sie war so zufrieden wie schon lange nicht mehr. Hier in dieser Villa hatte sie ihr Glück gefunden. Was konnte jetzt noch schiefgehen?
Kapitel 30
L eonie hörte Alexander aufmerksam zu und machte sich akribisch Notizen. Sie war überrascht, wie gut sie sich im La Lune bereits auskannte, obwohl sie noch nie in der Gastronomie gearbeitet hatte. Im Grunde genommen war alles ganz einfach: Man musste sich organisieren, gut mit Menschen umgehen und ein bisschen Geschick in der Küche an den Tag legen. Alles Weitere würde sich fügen. Schließlich gab es ja noch Gaston, den Chefkoch, der einen kompetenten Eindruck machte, obwohl er genauso eitel war, wie man es gemeinhin von einem Maître de Cuisine erwartete.
Ich muss ihm einfach das Gefühl geben, dass er der große Künstler ist und ich ihm nicht den Rang ablaufen werde, dachte Leonie. Gaston kam ursprünglich aus Avignon und lebte seit zehn Jahren in Hamburg. Sein Deutsch war manchmal etwas schwer zu verstehen, denn bei ihm zu Hause wurde ausschließlich Französisch gesprochen, aber Leonie war zuversichtlich, dass sie sich schon irgendwie verstehen würden. Das Wichtigste war zunächst einmal, sich den Respekt und das Vertrauen des Kochs zu verschaffen.
»Lulu, sitz!«, befahl Alexander seiner Hündin, die aufgeregt um ihn herumsprang. Lulu konnte nur schwer alleine sein. Wenn Alexander oder Dominique nicht in der Nähe waren, folgte er Leonie auf Schritt und Tritt, was sie jedoch
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