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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
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sollten wir tun?“
    „Ich meine, sie sollte nochmal darüber nachdenken. Warum denn
nicht? Alice könnte ihr helfen und auch ihre Frauengruppe könnte sie
involvieren. Dann hätten die Damen wenigstens eine wirkliche Beschäftigung,
meinst du nicht? Wir könnten ihr helfen und ihr die Angst nehmen. Sie müsste es
ja nicht alleine machen!“
    „Hast du diese Frauen schon einmal getroffen? Die sind sich
doch zu fein für alles! Aber ja, du solltest mit Mum darüber reden. Es könnte
doch auch ausreichen, wenn schon die Familie hinter ihr steht. Du müsstest Dad
auch mit ins Boot holen, sonst macht sie es sicher nicht.“
    Wir hatten unsere Nudeln mit Tomatensoße und Käse verdrückt, saßen
zufrieden in Beths Küche und schmunzelten vor uns hin. Beth war diejenige, die
uns aus unserer Trance zurückholte. Und uns an unsere Mission erinnerte.
    „Lass uns anfangen! Soll ich ein bisschen Musik anmachen?“
    „Ja, warum nicht.“ Sagte ich achselzuckend
    „Hast du Vorlieben?“ wollte sie wissen.
    „Beim Malen meinst du? Nein! Ich kann mich auch nicht
erinnern, was ich früher immer gehört habe. Ich geh davon aus, dass ich Musik
gehört habe, aber es ist mir total entfallen was. Also such´ du aus.“
    Wir verloren uns wieder für zwei Stunden in der Welt der
Farben und der Fantasie während die Musik uns zu leiten schien. Nach der Hälfte
der Zeit hatte ich das Bild vom Vortag beendet und bereits ein zweites
angefangen. Die Ideen sprudelten nur so aus mir heraus, wie aus einer
Champagnerflasche, die unter Druck gestanden hatte. Mit jedem Strich spürte ich
etwas zu mir zurückkommen. Ich konnte es weder beschreiben noch deuten. Es war
etwas, das sich sehr gut anfühlte. Etwas, was lange Zeit nicht gelebt werden
durfte und das meinen Körper erkundete, wie jemand der nach langer Abwesenheit
wieder die Straßen seiner alten Heimat durchläuft. Ich fühlte mich wieder ein
Stückchen belebter. Es ist schon erstaunlich, dass man die meisten Dinge nicht
vermisst, es aber merkt wie sehr sie einem gefehlt haben, wenn man sie dann
wieder tut.

 
 
    10
    Heute kam Beth nicht mit zur Arbeit. Ich hatte einen
Kundentermin außer Haus und sie hatte gesagt, sie hätte selber einen wichtigen
Termin, den sie ohne unser Organisieren mit Sicherheit verplant hätte. Ich war
froh, ihr auch helfen zu können. Beth hatte mich aber nicht ins Büro gehen
lassen, ohne mir eine Aufgabe zuzuteilen. Sie wollte, dass ich mich mit Kathrin
treffe und herausfinde, wie ich von außen gesehen werde und wurde. Beth traute
mir kein eigenes Urteil zu. Sie sagte, ich sollte jemanden bei der Arbeit finden,
der mir eine Einschätzung über mich selbst gibt. Jemand, der das Bild das meine
Mutter mir aufgezeigt hat, noch vervollständigt. Jemand, der zu meiner
Arbeitswelt gehörte, zu dem Teil in meinem Leben, der mit am wichtigsten war.
Jetzt musste ich Kathrin, darin war Beth sehr genau, nur irgendwie dazu
bringen, mit mir noch etwas trinken zu gehen. Aber alles nacheinander. Erst mal
den Termin, dann ins Büro und Kathrin das Foto von dem Bild zeigen, dass ich
gestern fertiggestellt hatte. Dann fragen, was sie heute Abend macht. Mal
wieder über meinen eigenen Schatten springen, ganz gegen meine bisherigen
Verhaltensregeln. Ich würde meinen Code brechen, dass Arbeitskollegen keine
Freunde sind oder sein sollten. Aber versprochen ist versprochen. Sichtweisen
werden geändert, wenn auch unter Zwang. Also hatte ich keine Wahl.
    Wieder im Büro wollte ich alles schnell hinter mich bringen.
Ich suchte Kathrin an ihrem Arbeitsplatz auf. Sie war gerade in Unterlagen
vertieft, als ich anklopfte. Sie schaute mich mit einem irritierten Blick an.
Der Mut verließ mich. Aber ich riss mich zusammen.
    „Sorry, ich wollte dich nicht stören. Hast du gerade mal eine
Minute oder soll ich später oder morgen wiederkommen?“
    Vielleicht hatte sie ja keine Zeit. Das wäre meine Erlösung!
    „Lissi, sein nicht albern, ich muss seit drei Tagen nichts
anderes machen als diese Zahlen durchzugehen. Ich bin dankbar für jede
Abwechslung. Was gibt es denn?“
    Kathrin war einfach sympathisch. Gab es eigentlich Momente in
denen sie nicht lächelte? Ich konnte mich an keine erinnern. Immer diese
strahlenden grünen Augen, immer perfekt dezent, aber kunstvoll geschminkt. Ihre
Haar immer vorteilhaft um den Kopf geworfen. Alles war aus Versehen perfekt und
unkompliziert bei ihr. Schon bei den ersten Worten nahm sie einem jegliche
Berührungsängste. Warum war mir das bisher

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