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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
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die
letzten Tage so mit mir selbst beschäftigt, ich hatte an ihn gar nicht gedacht.
Wir hatten uns immer mal zwischendurch übers Telefon geschrieben, aber das war
es dann auch gewesen. Er war beschäftigt, ich war beschäftigt. Ich wusste auch
gar nicht, wann er genau wieder kam. Ihm sollte ich vielleicht auch sagen, dass
ich nach München musste. Gesagt, getan. Ich würde ihm schnell eine Nachricht
schreiben. Ich wollte ihn nicht stören. Er würde sich melden, wenn er Zeit
hatte. Ich schrieb ihm schnell, steckte das Handy weg und machte mich auf zu
Beth. Ich musste schließlich vor Freitag das Bild fertig haben, um es Kathrin
geben zu können. Außerdem brauchte ich sozusagen eine Pause von mir selbst.
    Als Beth mir die Tür öffnete, verriet mir ihr seliges
Grinsen, was sie geschafft hatte. Wir brauchten keine Worte. Stolz führte sie
mich an ihren Schreibtisch. Keine Zettel mehr an den Wänden, es herrschte
Ordnung! Man konnte den Tisch sehen. Sie hatte sich selbst organisiert. Sie
wies mich an, mich auf den Stuhl zu setzten und legte mir ihren Kalender vor.
Ich schaute ihn durch und war beeindruckt. Genau so sah meiner auch aus. Die
Farben und die Haken und Anmerkungen, alles war übersichtlich und verständlich.
    „Wow, Beth, du hast dich selbst übertroffen und dein
Schreibtisch sieht noch dazu toll aus! Schau dich um! Das ist wirklich
beachtlich!“ ich nickte ihr anerkennend zu.
    „Ja, ich dachte mir, ich gebe dir diese krassen Aufgaben und
ich soll mich nur ein wenig zusammenreißen, um ordentlicher zu werden. Dann
muss ich meinen Teil der Abmachung aber auch mit Überzeugung machen. Das habe
ich getan und weißt du was, es war so befriedigend, den aufgeräumten
Schreibtisch zu sehen und nachschlagen zu können, wann ich was erledigt haben
muss, wen ich wann anrufen muss und wann ich an was denken muss. Ein Genuss.“
Sie machte eine Handbewegung wie ein Sterne-Koch, der gerade ein ausgezeichnetes
Mahl zubereitet hatte.
    „Jetzt must du mir nur noch zeigen, wie ich es für mehr als
drei Tage durchhalten kann. Und nicht gleich alles wieder zu dem Chaos wird,
das es vorher war. Aber jetzt gehen wir erst mal in die Küche. Ich habe uns
Nudeln aufgesetzt und du kannst mir erzählen wie es bei dir lief.“
      Sie hatte wohl
jetzt schon genug, vom „im Mittelpunkt zu stehen“, ich sollte dort wohl wieder
hin. Auch gut. Ich erzählte ihr, was Mum über mich gesagt hatte und wie es mich
erschüttert hat. Ich hatte mich gezwungen, unglücklich zu sein. Gut, der
Hintergrund war verständlich, aber ich hatte einfach die Kurve nicht bekommen.
Ich habe immer weiter gemacht, ohne inne zu halten und zu schauen, wo ich bin
und was ich will, bevor ich mein Leben auf der Basis dieser Entscheidung weiter
plante. Und wie deutlich es war. Ich hatte mich ganz alleine für diesen Weg
entschieden, hatte ganz alleine diesen Weg perfektioniert und hatte allen
verboten mich davon abzubringen. Vor allem mir selber! Ich erzählte ihr alles,
was ich über mich herausbekommen hatte.
    Beth hörte mir zu und als ich mit diesem Teil meiner
Erzählung fertig war, sah ich Tränen in ihren Augen.
    „Lissi, als ich dich getroffen habe und anfing mit dir zu
reden, konnte ich kaum glauben, dass wir uns aus der gleichen Person entwickelt
haben sollten. Ich war schockiert! Aber in den paar Tagen hast du mir gezeigt,
dass es noch Hoffnung gibt. Mehr als das! Du hast schon Riesenschritte gemacht.
Ich bin stolz auf dich! Das ist der Anfang, der richtige Anfang. Du bist
schneller im Begreifen, als ich es mir hätte erträumen lassen. Und wenn das
weiter so zügig geht, sehe ich für uns eine rosige Zukunft.“
    Sie stupste mich in die Seite und lächelte mich an. Ich
wusste nicht, was noch auf mich zukommen würde, aber wenn Beth an meiner Seite
war, dann würde ich es schon schaffen. Da fiel mir ein, dass ich sie noch
fragen wollte, was sie von Mum wusste.
    „Beth, wusstest du über die Pläne, sprich Träume, unserer
Mutter Bescheid?“
    „Welche Träume?“
    „Die Träume, die sie für Alice, uns und Dad aufgegeben hatte.
Sie wollte immer ein gemütliches Caféhaus, eröffnen. Wusstest du davon auch
nichts?“
    „Nein, ich höre das erste Mal davon, das hört sich ja
aufregend an! Warum hat sie es später nie gemacht? Wir sind doch schon lange
aus dem Haus.“
    „Sie sagt, sie sei jetzt nicht mehr interessiert und auch zu
beschäftigt mit ihrer Frauengruppe. Ich denke eher, dass sie vielleicht Angst
hat.“
    „Ok, und was meinst du,

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