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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
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Unterhaltung gewesen. Mit niemanden -und vor allem nicht mit Mum.
    „Ich hatte Wirtschaft studiert und mir immer vorgestellt, wie
ich mein eigenes Café eröffnen und es vielleicht sogar zu einer kleine Kette
ausbauen würde. Ich wollte die besten Torten aus Nürnberg nach München bringen.
Tollen Kaffee, tolle Torten, kombiniert mit richtig gemütlichen Sesseln und
Sofas, einfach eine willkommenheissende Atmosphäre. Konträr zu den Wiener
Kaffeehäusern mit ihren harten Holzstühlen und den versnobten Gästen. Das
Konzept hatte ich im Kopf, nachdem ich mein Familie in Santa Barbara besucht
hatte. Ich wollte mit der Konditorei von Freunden meiner Familie
zusammenarbeiten. Das war mein Plan, aber dann kam alles ganz anderes.“
    Diese Idee hatte ich noch nie aus dem Mund meiner Mutter
gehört. Ich hatte, um ehrlich zu sein, noch nie etwas darüber gehört, was sie
nach der Uni vorhatte. Ich wusste, dass sie für damalige Zeit ungewöhnliche
Dinge erlebt hatte, aber weiter hatte ich nicht darüber nachgedacht. Ich war
erstaunt. Ich dachte immer, meine Mutter hätte ganz andere Träume gehabt. Ich
bin davon ausgegangen, dass sie sich bewusst ihr jetziges Leben aufgebaut
hatte. Alles genau geplant hatte und sich damit ihren Traum verwirklicht hatte.
Meine Mum erschien mir nun in einem ganz anderen Licht.
    „Warum hast du deine Idee nie verwirklicht?“
    „Nach dem Abschluss waren dein Vater und ich ja schon zwei
Jahre zusammen. Zu diesem Zeitpunkt wurde ich schwanger, dann haben wir
geheiratet und dann kam deine Schwester. Als sie alt genug war, um das Projekt
starten zu können, warst du auf dem Weg. Ich wollte nicht, dass eine von euch
mehr Zeit mit ihrer Mutter verbringen durfte als die Andere und habe meinen
Plan aufgegeben. Euer Vater hat seine Arbeit geliebt und wäre auch nicht bereit
gewesen, in Bezug auf seine Karriere zurückzutreten. Das war auch noch nicht
üblich. Damals haben die Männer sich nicht so in die Kindererziehung
eingemischt. Somit gab es für mich keine Möglichkeit, das Projekt zu
verwirklichen. Ich glaube auch, dass euer Vater nicht traurig darüber war. Ihm
gefiel es, seine Frau zuhause zu haben. Ich habe mir, nachdem ihr aus dem Haus gegangen
seid, andere Beschäftigungen gesucht. Ich bin auch in meiner Frauengruppe
eingebunden. Das hat mich dann beschäftigt, als ihr mich nicht mehr brauchtet,
konnte ich mich da dann immer mehr engagieren.“
    Ich erkannte meine Mutter gar nicht mehr. Wovon sprach sie?
Sie klang so gebildet. Ich wusste immer, dass sie eine intelligente Frau war.
Dass sie einen Uni-Abschluss hatte, aber sie hatte es nie gezeigt. Sie hatte
ihr Licht immer unter den Scheffel gestellt. Warum? Das musste sich ändern!
    „Aber ihr könntet doch heute mit der Frauengruppen das Café
eröffnen und das zu eurem Projekt machen. Ihr habt alle reiche Männer, die euch
das Kapital geben können und du hast eine Tochter, die dir die Kampagne, das
Logo und das Konzept erarbeiten könnte. Das wäre doch was? Mum, du bist doch
noch nicht tot, du kannst deinen Plan immer noch verwirklichen!“
    „Das ist sehr lieb von dir, Lissi! Aber ich habe mit dem Plan
schon lange abgeschlossen. Danke, mein Schatz, aber kommen wir wieder auf dich
zurück.“
    Das Geständnis von Mum ließ mich nicht los. Ich musste
unbedingt mit Alice und Beth darüber sprechen. Ich musste wissen, ob sie davon
schon mal gehört hatten. Mum hatte ja quasi wegen uns diesen Plan -oder besser:
diesen Traum- nicht gelebt. Wir waren dafür verantwortlich, dass sie es nicht
getan hat, dann sollten wir ihr auch helfen ihren Traum jetzt zu umzusetzen.
Ich musste die beiden unbedingt mit ins Boot holen. Aber Mum hatte Recht. Ich
musste noch eine Sache herausfinden, bevor wir auflegten.
    „Mum, was hast du damals gedacht, als ich nach Berlin ging?“
    „Schatz, das ist lange her. Warum willst du das jetzt wieder
hochholen?“
    „Weil es wichtig für mich ist. Ich weiß, warum ich es damals
gemacht habe. Ich wollte weg von hier, und von allem, weg von allem, was mich
an Lukas erinnerte. Ich wollte mit nichts mehr in Berührung kommen was zu
diesen Erinnerungen, zu dem vorigen Leben gehörte. Jetzt fange ich gerade an zu
zweifeln, ob das durch und durch die richtige Entscheidung war. Da ich mich
aber fast nicht mehr an diese Entscheidung erinnern kann, muss ich auch dich um
Hilfe bitten. Also Mum, bitte tu mir diesen Gefallen.“
    Ich muss es in genau der richtigen Mischung von Emotionen
gesagt haben, denn Mum antwortete

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