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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
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nicht aufgefallen? Ich holte mein
Handy aus der Tasche.
    „Ich habe dir ein Foto von einem meiner Werke mitgebracht und
dachte, du willst das vielleicht erst mal sehen, bevor du es in die Auktion
aufnimmst.“
    „Ja, super, gerne! Aber wie ich dich einschätze, gibt es bei
dir nichts, was nicht perfekt ist.“
    Sie zwinkerte mir zu, als sie nach meinem Handy griff, das
ich ihr unsicher hinhielt. Ihre Augen weiteten sich. Das Grinsen wurde zu einem
undefinierbaren Ausdruck auf dem Gesicht. Oh Gott, sicherlich dachte sie nach,
wie sie mir beibringen sollte, dass ich bei der Auktion nicht mitmachen könne.
Das war doch ihre Idee. Soll sie doch einfach sagen, wenn sie es scheußlich
findet. Ich wollte ja nicht unbedingt dabei sein. Sie war es, die mich wollte,
ohne jemals was von mir gesehen zu haben. Noch immer hatte sie nichts gesagt
und drehte das Handy in ihrer Hand herum. Sollte ich sie erlösen? Ich war sehr
nervös. Mir gefiel mein Bild und es musste ja nicht jedem gefallen. Dafür hatte
ich auch vollstes Verständnis. Aber so durchleuchtet zu werden, von allen
Seiten begutachtet, war ungewohnt und irritierte mich. Aber auch wenn es ihr
nicht gefallen würde. Irgendjemand wird es schon mögen. Ich konnte mich
erinnern, wie ich früher in Ausstellungen gegangen bin und erstaunt war, wer
und was alles ein Publikum hatte. Manchmal einfach nur ein schwarzer Punkt auf
weißer Leinwand. Das wurde schon als Meisterwerk dargestellt, nur weil der
richtige Name darunter stand. Über Geschmack lässt sich halt nicht streiten.
Ich schaute gebannt auf Kathrins Gesicht. Endlich schaute sie, nach einer
gefühlten Ewigkeit, vom Handy hoch.
    „Wow, Lissi, ich kann es nicht glauben, das hast du gemacht?
Das ist brillant! Ich kann fast nicht glauben, dass du das gemacht hast. Warum
hast du nie vorher erwähnt, wie talentiert du bist? Ich bin schlichtweg
beeindruckt!“
      Für einen Moment
konnte ich sie nur mit offenem Mund anschauen. Ja, wie gesagt, mir gefiel es,
aber sie fand es brillant. Ich riss mich wieder zusammen. Sie musste ja nicht
merken, dass mich ihre Reaktion überraschte.
    „Dank dir, Kathrin, dass heißt, du willst es für die Auktion
haben, ja?“
    „Ja, natürlich, das wird der Hauptpreis. Wenn da mal nicht
`ne richtige Summe bei rumkommt.“
    Sie lächelte mich an, besser gesagt, sie strahlte mich an und
ich wusste, entweder ich frage sie jetzt oder ich würde meine Aufgabe heute
nicht erfüllen. Ich gab mir einen Ruck und die Worte purzelten mir aus dem
Mund.
    „Sag mal Kathrin, was machst du denn heute nach der Arbeit?
Hast du Lust, was trinken zu gehen?“

Alles stimmte, der Moment stimmte, die Stimmung war die
richtige, ich konnte es auf ihrem Gesicht erkennen.
    „Klar, super, gerne! Aber sei darauf gefasst, ich werde dir
bezogen auf die Kunst viele Fragen stellen! Das verspreche ich dir! Wie
konntest du uns das nur verschweigen? Du bist mir ja Eine! Da schlummert so
eine Kreativität in dir und du hängst hier mit uns Zahlenliebhabern herum. Ich
kann es immer noch nicht ganz fassen. Ich muss alles wissen!“
    „Alles klar, dann werde ich wohl, so gut ich kann, all deine
Fragen beantworten. Ich freu mich. Dann gehe ich mal wieder zurück an die
Arbeit, damit wir hier heute schnell rauskommen.“
    Ich war ganz rot geworden, und trat den Rückzug Richtung Büro
an. Als ich in der Sicherheit meiner vier Wände war, holte ich ein paar Mal
tief Luft, um die Anspannung raus zu lassen. Im Grunde war ich erleichtert
darüber, wie einfach das ging. Einfach jemanden fragen und einfach so treffen.
Es tat so gut, Lob zu hören, vor allem für Dinge, die so passiert sind, wie das
Malen. Ich war zufrieden. Die erste Hälfte der zweiten Aufgabe war auch
erledigt. Ich war froh, dass Beth in mein Leben getreten war. Am Anfang hätte
ich sie gern schnell wieder verschwinden lassen. Aber jetzt, nach nur wenigen
Tagen, merkte ich, wie sie mich herausforderte. Ich muss zugeben,
Herausforderungen konnte ich noch nie wiederstehen. Sie zwang mich aus meiner
Sicherheitszone heraus. Und ich muss sagen, ich war auch immer wieder erstaunt,
was ich dabei über mich herausfand. Erstaunt, aber auch schockiert. Ich dachte,
ich wäre eine Kämpferin, aber letzten Endes hatte ich jahrelang nur den Schwanz
eingezogen und mich verkrümelt. Das war sicher nicht das Bild, das ich von mir aufrechterhalten
wollte. Ich war in diesem Moment froh, dass ich von Beth gezwungen wurde, mich
mit mir auseinanderzusetzten und in neue Richtungen zu

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