Eine von Zweien (German Edition)
Früher
sah sie nicht so schick aus, aber der Rest ist gleich geblieben. Das war ein
Kompliment, nicht, dass du es falsch verstehst.“
„Was hast du vor unserer Schule gemacht und noch viel
wichtiger: Was hast du bis jetzt gemacht und was ist überhaupt damals passiert?
Warum bist du so „mir nichts, dir nichts“ einfach aus unserem Leben
verschwunden?“
Ganz die Martha, sie hatte noch nie etwas anbrennen lassen.
Sie wollte immer alles sofort erfahren. Erst nett small talk zu halten, empfand
sie schon immer als Verschwendung, wenn etwas Wichtiges anlag. Sie sprach immer
sofort den pinken Elefanten an, der im Raum stand.
„Jetzt lass sie sich doch erst mal setzen, bevor wir sie wie
eine Schwerverbrecherin ins Verhör nehmen. Nicht dass sie gleich wieder abhaut,
weil du sie so in die Enge drängst.“ Tatjana, da kam wie immer, wie früher, ihre
einfühlsamste und empathischste Art durch. In diesem Moment war ich ihr auch wirklich dankbar. Ich musste erst mal
kurz ankommen und ausatmen.... Ich war erleichtert, dass sich mein
Befürchtungen sich bis jetzt vorerst in Luft auflösten.
„Gut, gut, dann setz dich mal...aber passt auf, dass sie
nicht außen sitzt und plötzlich einfach verschwindet!“ Wir stimmten alle in ein
Lachen ein und ich setzte mich in die hintere Reihe zwischen Elene und Biggi.
Elene hatte bis jetzt noch nichts gesagt. Sie rückte mir den Stuhl zurecht, aber
machte immer noch keine Anstalten, ein Wort mit mir zu wechseln.
„Was hast du denn bestellt?“ frage ich Elene. Ich konnte es
schwer ertragen, wenn ich ignoriert wurde. Zumindest von diesen Frauen, die
hier saßen.
„Einen Chai Soja-Latte, das ist jetzt hier mein
Lieblingsgetränk“, sagte sie kurz mit relativ neutraler Stimme, die mich ein wenig
beunruhigte.
„Ja, Elene trinkt keinen Kaffee mehr. Sie hat allen Sünden
abgeschworen, damit sie besser mit ihrem Guru in Verbindung treten kann!“ sagte
Martha nicht ohne einen gewissen sarkastischen Unterton in der Stimme zu haben.
Sie machte es direkt klar, dass sie mit Elenes Lebensstil nicht einverstanden
war.
„Was denn für ein Guru? Bist du in einer Sekte?“ schoss es
mir aus dem Mund.
„Hahaha, ja, Sekte, so kannst du das auch nennen.“ Martha
konnte wohl wirklich nicht mit Elenes Neigung übereinstimmen.
„Nein, ich bin Yoga-Lehrerin geworden, kennst du dich damit
aus?“ fragte sie. Nach dem sie den Ausdruck auf meinem Gesicht schnell als
Unwissenheit gedeutet hatte, fing sie an zu erklären. „In der Ausbildung als
Lehrerin da haben wir Gurus, die uns Übungen vormachen und uns auf den
richtigen Weg leiten. Martha hält nichts davon, aber das ist auch in Ordnung,
muss sie ja nicht. Jeder wählt seinen Weg, durchs Leben zu gehen.“
„Zum Glück nicht, aber Elene hat den Spaß am Leben
aufgegeben, sie ist nur noch vegetarisch, keinen Fisch, keine Eier, keinen
Käse, nur noch Gemüse, das wars. Da kannst du dir vorstellen, wie schwierig es
ist, für unsere Treffen ein geeignetes Restaurant zu finden. Aber zum Glück
gibt es immer mehr Spinner wie sie, und die Gastronomie stellt sich immer mehr
auf sie ein.“ Martha schüttelte frustriert den Kopf und beendete ihre
Meinungsdarstellung mit einem lauten Seufzer und Augenrollen.
„Erstens nennt man es vegan und zweitens: ich habe nicht den
Spaß am Leben verloren, aber Essen steht nicht mehr im Mittelpunkt meines
Daseins. Ich muss nicht eine Schweinshaxe essen, um mich lebendig zu fühlen! Es
würde dir und der Umwelt auch gut tun, wenn du weniger Fleisch essen würdest!“
Mit Erstaunen und Belustigung verfolgte ich den
Schlagabtausch. Ich schaute in die Runde, um zu sehen, wie die anderen darauf
reagierten. Als Biggis und mein Blick sich trafen, verspürte sie wohl die
Notwendigkeit, mich wieder in die Dynamik der Gruppe einzuführen. Sie legt mir
die Hand auf den Arm und beugte sich über den Tisch.
„Das geht jedes Mal so. Wenn es langweilig zu werden scheint,
können wir alle sicher sein, dass eine der Beiden versuchen wird, die andere
von ihrem Lebensstil zu überzeugen. Also was willst du trinken? Am besten, du
bestellst gleich etwas. Das hier kann noch eine Weile dauern mit den
beiden.“ Sie machte ein ausladende
Bewegung in die Richtung von Martha und Elene.
„Danke, Biggi, für die Erklärung! Ich war für einen Moment
mit der Situation ein wenig überfordert. Also, ich glaube ich muss zur Erinnerung
eine heiße Schokolade trinken.“ Ich hatte seit Tagen nicht mehr auf Kalorien
geachtet,
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