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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
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hoffte auch, dass ich mir verzeihen konnte. Martha war die erste,
die das Wort ergriff. Sie war immer diejenige, die es nicht ertragen konnte,
wenn wir nur ruhig zusammensaßen, das war schon früher so.
    „Er hat dir abgesagt? Einfach so? Hat er denn keinen Grund
genannt?“
    Sie musste es genau wissen. Die Anwältin in ihr musste
wissen, ob es eine Grundlage zur Anklage gab. Ich war erleichtert, zu spüren,
dass bei ihr wenigstens Interesse entstanden war.
    „Nein, er hat mir keinen Grund genannt. Er sagte, er müsse
diese Erfahrungen allein machen, alles sei schon geplant. Er würde zwei Wochen
nach der Verleihung fliegen. Er hatte die ganze Planung hinter meinem Rücken
gemacht, während ich dachte, wir würden unsere gemeinsame Welterkundungsreise
planen.“
    Mir stiegen die Tränen in die Augen, als ich anfing davon zu
berichten. Es war verrückt, es war eine emotionale Reise in die Vergangenheit,
selbst nach 15 Jahren schmerzten mich die Erinnerungen noch. Wäre ich
Schauspielerin, könnte ich dieses Gefühl prächtig für eine dramatische Szene
nutzen. Ich war aber keine Schauspielerin und da ich nicht verstand wie ein
Mensch seine bessere Hälfte durch diese Hölle schicken konnte, konnte ich
dieses Gefühl der Schwere nicht abstellen. Ich konnte es nur immer wieder mit
der Erinnerung weit wegschieben, in der Tiefe begraben.
    „Ha, das war der Grund, warum er auch nicht mehr den Mumm hatte,
mit uns vernünftig zu reden. Ich erinnere mich noch genau, wie wir ihn fragten,
was mir dir sei und er nur herumdruckste und dann meistens schnell sagte, er
müsse gehen. Immer wenn es auf das Thema kam, hat er nur abgewinkt und hat es
umgangen, wir dachten immer alle, es sei deine Schuld gewesen, du hättest ihn
verletzt, er würde leiden und deshalb haben wir ihn in Ruhe gelassen. Er hat
uns natürlich nicht aufgeklärt. Hat es uns denken lassen. Er wusste, bei uns
wäre er mit dieser Larifari-Erklärung nicht weit gekommen. Und er hätte mehr
ins Detail gehen müssen. So ein Feigling! Da muss doch mehr dahinter gesteckt
haben!“ Biggi war ganz außer sich.
    Jetzt meldete sich Elene zu Wort: „Als ich letztens einen
Yoga-Kurs in München gab, lief er mir über den Weg. Als er mich erkannt hatte, lief
er mit einem breiten Grinsen auf mich zu und fragte doch wirklich, wie es uns allen
ginge und was wir so machen würden. Auch von Beth wollte er wissen, wie es ihr
geht. Ich dachte, damals wäre Beth vielleicht einfach verschwunden und hätte
auch ihn sitzen lassen. Hätte ich gewusst, wer hier wen sitzen gelassen hatte,
ich hätte niemals mit ihm geplaudert. Auch wenn ich ihm verzeihen sollte, weil
es mir dann besser gehen würde. Aber bei so einem Verhalten -nein auf keinen
Fall! Da hätte sicher auch keiner meiner Gurus etwas dagegen.“ Sie schaute solidarisch
zu Martha rüber.
    Dass Lukas in der Gegenwart existiert, ließ meinen Magen
zusammenkrampfen. Es reichte mir jetzt schon, in der Vergangenheit über ihn
nachzudenken. Das was die letzten Tage hier passierte reichte schon völlig.   Dass es ihn überhaupt noch gab, nein,
darüber wollte ich mir auf keinen Fall Gedanken machen. Tatjana wusste noch
mehr, sie erinnerte sich.
    „Ja, der hat wohl dort in München so eine Agentur, aber ich
weiß auch nicht, was genau er da macht.“
    „Tatjana, eigentlich ist es doch auch egal, was er jetzt
macht! Ich kenne ihn nicht mehr, er ist kein Teil mehr meines Lebens, außer in
der Vergangenheit und jetzt ist es an der Zeit, das Wundenlecken zu beenden.
Das Gemeine ist nur, ich dachte, ich hätte keine Wunden mehr, aber ich habe sie
immer nur wieder zugetaped, ignoriert und nie behandelt. Jetzt habe ich sie
akzeptiert, angeschaut und möchte, dass sie heilen. Reicht auch langsam, dass
die immer noch vor sich hin suppen. Irgendwann sollte die Vergangenheit einen
nicht mehr bestimmen. Aber ich lerne gerade, dass das nur geht, indem man sich
mit ihr auseinandersetzt und sie akzeptiert. Danach kann man dann weitergehen.“
    Ich gab ein schwaches Lächeln von mir. Das waren in etwa die
Worte meiner großen Schwester gewesen. Sie hatten so Recht!
    „Und was ist aus der Malerei geworden? Du warst doch so
talentiert und begeistert und wolltest die Welt bereisen für neue Ideen. Was
machst du denn jetzt eigentlich?“ Tatjana sah verwirrt aus.
    „Ich bin Wirtschaftsprüferin.“ Sagte ich trocken.
    „Waaaass?!“ Es kam aus allen Mündern gleichzeitig. Tatjana
schlug die Hände vor den Mund. Nur Biggi war ja schon vom

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