Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
Vom Netzwerk:
konzentriert, schnellstmöglichst
wieder weg zu kommen. Jetzt war ich bereit, ein wenig mehr im Leben hier zu
partizipieren.
    „Ich bin so froh, meine kleine Schwester endlich hier zu
haben und dich mal wiederzusehen!“ Sie nahm die kleine Anna hoch. „Schau mal
Anna, das ist deine großartige Tante Lissi! Die ist hierher gekommen, nur um
dich endlich kennenzulernen.“ Sie zwinkerte mir zu und gab mir Anna in den Arm.
Die Kleine roch so gut. So wie Babys halt riechen. Sie war so klein, wie konnte
ein Mensch nur so klitzeklein sein? Sie hatte die kleinsten Hände und Füße auf
der ganzen Welt und so weich. Sie war so weich! Ich hatte mich verliebt, auch
wenn ich es nicht vorgehabt hatte. Eigentlich waren Babys doch nur anstrengend.
Nicht Anna! Ich musste unbedingt ganz viele Fotos machen, damit ich sie jedem,
der sie nicht sehen wollte, unter die Nase halten konnte.
    Alice schaute uns liebevoll und mit leicht schräg gelegtem
Kopf an. Sie gab Anna die Hand, als sie sanft mir ihr sprach.
    „Na, Anna, es scheint, dass du dich bei deiner Tante richtig
wohl fühlst.“
    Jetzt wandte sie sich an mich mit einem breiten Grinsen an
mich. „Normalerweise fremdelt sie gerade, bei Menschen, die sie nicht kennt,
weint sie eigentlich sofort. Bei dir nicht. Aber du bist eben für sie Familie.“
    Sie schaute wieder zu Anna: „Du hast deine Tante gleich erkannt,
nicht wahr,   meine kleine Maus?! Du
bist jetzt auch schon so intelligent, wie sie.“
    Alice strahlte über beide Ohren und machte ein paar Fotos mit
ihrem Handy. Die Kleine war so warm, roch so gut und war so lebendig. Sie war
so süß, wie konnte man als kleines Wesen so niedlich sein? Auch Mum war ganz
vernarrt in dieses zuckersüße Ding. Anna brachte so viel Leben mit sich, dass
es einfach ansteckend war. Nur einer fehlte in der Runde. Ich riss mich von
diesem gutriechenden Knäuel los und machte mich auf die Suche nach Dad.
    Als ich auf die Terrasse hinaustrat, kam mir schon der
bekannte Geruch entgegen. Die Grillvorbereitungen waren voll im Gange. Wie ein
Ritter in seiner Rüstung stand mein Dad vor dem Grill. Er war bewaffnet mit
seiner Schürze in der alle Zangen, Pikser, Feuererzeuge und Umdrehschaufeln
ihren Platz fanden. Er brauchte diese Werkzeuge, um den Kampf mit dem Grill und
dem Fleisch zu gewinnen. Wie die Vergangenheit uns gelehrt hatte, würde er wie
immer als Gewinner den Schlachtplatz verlassen. Das Fleisch thronte angerichtet
in Marinade auf dem Beistelltisch neben dem Grill. Alles war so, wie ich es
kannte. Genau so wurde immer schon bei uns gegrillt. Immer der gleiche Aufbau,
nur die Professionalität von Dads Auftritt hatte sich bis zu diesem Punkt deutlich
gesteigert. Ich schaute kurz zu! Man brauchte seine Hilfe nicht anbieten. Er
vertraute niemandem beim Grillen, nur sich selbst. Ich hatte sowieso keine
große Lust, ihm zu helfen, aber ich freute mich riesig auf das Fleisch. In der
Küche standen Schüsseln mit Nudel- und Kartoffelsalat und dieses unglaubliche
Baguette, das es bei Mums Lieblingsbäcker gab! Mir lief schon das Wasser im
Mund zusammen.
    „Hey, Dad!“
    Er schaute mich kurz an und kümmerte sich dann weiter um die
Präparation des Grills und der Kohle. Er hatte die Kohle schon angezündet und
konzentrierte die Flammen auf die Mitte der Grillfläche.
    „Ah, Hallo Lissi! Du kannst deiner Mutter sagen, dass ich das
Fleisch gleich auf den Grill legen werde, und sie also schon mal den Rest
vorbereiten kann. In ca. 20 Minuten kann es losgehen.“
    Das war Dad, bloß nicht unnötige Worte verlieren. Er war
immer sehr konzentriert bei der Sache. Egal, welche Sache es auch war.
    „Ja klar, sag ich ihr.“ Den Meister durfte man nicht stören.
Ich blieb nur noch eine Weile stehen, um ihn zuzuschauen. Es hatte etwas so Vertrautes.
Seine Bewegungen waren wie einstudiert. Jeder Handgriff saß. Das Fleisch
zischte, als es das Gitter berührte und der Duft ließ mir das Wasser beinah aus
dem Mund tropfen. Dad drehte sich um.
    „Lissi, ist noch was?“ fragte er irritiert.
    „Nein, nein, ich geh schon. Ich sag Mum schnell Bescheid.“
    Irgendwas war anders als sonst. Entweder es lag an mir und
meiner letzten Woche oder es war immer so und ich konnte es jetzt erst sehen.
Dad sah viel älter und müde aus, vielleicht sogar ein wenig verbittert oder war
das die Konzentration? Auf jeden Fall war er älter geworden. Ich ging gedankenverloren
ins Haus. Als ich um die Ecke bog, stieß fast mit Mum zusammen.
    „Schatz, ist alles in Ordnung?

Weitere Kostenlose Bücher