Eine von Zweien (German Edition)
Du siehst verwirrt aus.“
„Nein, nein, ich sollte dir nur von Dad sagen, das er jetzt
das Fleisch auf den Grill legt und wir in 20 Minuten essen können. Soll ich dir
beim Tischdecken behilflich sein?“
„Nein, danke“, sie lächelte mich an und schob mich in die
Richtung des Wohnzimmers. „Geh du mal zu deiner Schwester und der kleinen Anna,
die freuen sich, wenn du Zeit mit ihnen verbringst.“
„Mum, ist alles okay bei dir und Dad? Ich meine also, Dad
schien mir gerade so komisch. Er arbeitet doch nicht zu viel, oder? Ist er denn
noch zufrieden mit seinem Job“ Er war doch nicht schon immer so, oder?
„Nein, wovon redest du, er war sicher nur konzentriert. Du
kennst ihn doch, alles wird bei ihm perfekt gemacht. Da bist du ihm ganz
ähnlich, manchmal ist das richtig erschreckend!“ sagte sie scherzhaft. Mir lief
ein kalter Schauer den Rücken hinunter. War es das? Irritierte mich sein
verhalten, weil ich es sonst nur von mir selber kannte? Ich schüttelte den Gedanken, dass ich
mich zu einem Abbild meines Dads entwickelte, schnell wieder ab.
„Ok, wenn du meinst, vielleicht war es nur das!“ nuschelte
ich und nahm meine Nichte auf den Arm. Sie war einfach zu süß, um ihr zu
gestatten, so weit weg von mir auf dem Boden zu liegen. Und sie ließ mich
entspannen. Das konnte ich gerade gebrauchen.
„Wie geht es dir denn so jetzt mit der Kleinen und der Pause
von der Arbeit? Macht es dir die kleine Madame einfach, die Arbeit zu
vergessen?“ Ich schaute zu Alice hoch, als ich die Frage beendet hatte.
„Ja, sie ist auf jeden Fall mehr Arbeit, als ich hätte
erahnen können. Aber ab und an vermisse ich es schon, mal über etwas Anderes
als Baby-Geschichten zu sprechen. Ich kann immer noch nicht ganz
nachvollziehen, wie Mum es mit uns beiden und ohne Arbeit geschafft hat. Ich
habe jetzt sogar schon manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn ich die Arbeit
vermisse. Ich dachte am Anfang, ich wäre eine schlechte Mutter. Aber zum Glück
geht es einigen anderen Müttern aus der Pekip-Gruppe ganz ähnlich. Wir sind
wohl alle eine Gruppe von Rabenmüttern.“ sagte sie ironisch.
„Könnt ihr das nicht so regeln, dass du auch mal einen Tag
zur Arbeit gehst und ein Tag bleibt dein Liebster zu Hause?“
„Ja, so eine Lösung werde ich ihm auf jeden Fall vorschlagen,
sobald ich nicht mehr stille. Ansonsten dreh ich glaube ich durch.“
Das mit dem Durchdrehen konnte ich mir sehr gut bei ihr
vorstellen. Sie war immer so ein Energiebündel gewesen, hatte immer mindestens
drei Projekte gleichzeitig, um ausgelastet zu sein. Es lag auf der Hand, dass
sie nicht ganz ohne Arbeit glücklich und zufrieden sein konnte. Da fiel mir das
Gespräch mit Mum wieder ein. Hier könnte sie doch vielleicht auch ein wenig
Energie verbrennen.
„Wusstest du eigentlich, dass Mum schon immer mal ein Café
eröffnen wollte? Dass sie ohne uns versucht hätte, eine Café-Kette aufzubauen?
Ich hatte es beim letzten Gespräch mit Mum herausgefunden. Ich bin mir sicher,
ich habe nie vorher davon gehört. Alice, hast du das gewusst?“
„Was wollte Mum? Nein, das hab´ ich noch nie gehört. Aber
warum macht sie es jetzt nicht mehr? Sie kann es doch jetzt mit ihren Damen
machen?“
„Ja, genau das habe ich sie auch gefragt, sie hat nur das
Thema gewechselt. Vielleicht traut sie sich aber auch nur nicht. Vielleicht
denkt sie, sie sei nicht mehr fähig dazu.“
Es war genau zu erkennen, wie sich die Projektplanerin in
Alice ausbreitete. „Könnten wir ihr dabei helfen?“
„Bestimmt, wir müssten uns mal Gedanken machen“, sagte ich
euphorisch.
Es verbreitete sich ein unangenehmer Geruch. Er kam von der
kleinen Dame auf meinem Schoß. „Alice, ich glaube, die Madame auf meinem Schoß
hat dir ein Geschenk gelegt.“ Ich war heilfroh, dass ich nur die Tante war und
meiner Schwester die übelriechende Arbeit überlassen konnte.
Ich streckte ihr die Stinkerin zu und verlor mich kurz in
Gedanken. Wir mussten Mum nochmal auf ihren Traum ansprechen. Vielleicht erst
mal nicht, wenn Dad dabei war. Jetzt gab es das lang ersehnte Essen. Auch Anna
und Alice kamen an den Tisch und das Schlemmen konnte beginnen. Ich konnte mich
gar nicht entscheiden, was zuerst seinen Weg auf meinen Teller finden sollte,
also langte ich richtig zu. Ich hatte von jedem Salat einen Berg, ein Steak und
eine Hähnchenbrust auf dem Teller gestapelt. Nach dem Waffel-Frühstück und den
Nachmittag im Glorias, wusste ich zwar nicht, wie ich das alles essen
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