Eine von Zweien (German Edition)
sollte,
aber ich konnte mich auch nicht nur für eins entscheiden.
„Lissi, was machst du denn da? Wir haben doch von allem genug
da. Du kannst auch alles nacheinander nehmen. Oder soll ich dir vielleicht
einen zweiten Teller reichen?“ sagte Mum entsetzt, erfreut und belustigt.
Ich konnte da schon nur noch mit vollem Mund antworten. „Ja,
ich weiß. Aber ich konnte mich nicht entscheiden. Es ist alles so lecker. Ihr
habt das ja mehrmals im Jahr, ich muss vor- und nachholen!“
Ich hatte ja die letzten Tage mit Beth trainiert. Wir hatten
die letzten Tage immer ordentlich geschlemmt, da war mein Magen schon gedehnt.
Alles schaffte ich trotzdem nicht, aber ich hatte von allem etwas probiert, das
war das Wichtigste! Wir saßen noch eine ganze Zeit nach dem Essen am Tisch und
redeten über Alltäglichkeiten. Dad hatte sich schon verabschiedet, da er sich
ja noch um den Grill kümmern musste, ihn saubermachen und sich der heißen Kohle
entledigen. Beth war in der Zwischenzeit auch noch dazugekommen und konnte sich
an den Resten sattessen. Es wurde langsam spät und Alice musste irgendwann
gehen. Der Rest zog ins Wohnzimmer um, wohin Dad uns folgte und anfing seine
Zeitung zu lesen. Ich teilte meine Erlebnisse vom Mittag mit Beth und Mum. Der
Tag hatte mich sehr müde gemacht und Beth und ich verabschiedeten uns bald von
den beiden und gingen nach oben.
„Was hast du denn den ganzen Tag gemacht?“ Ich war neugierig.
Sie wollte erst nicht so wirklich mit der Sprache herausrücken. Aber ich ließ
nicht locker.
„Ich musste Vorbereitungen für morgen treffen. Ich habe einen
Termin bei einer Galerie. Ich kann ja nicht den ganzen Tag rumhängen, wenn du
arbeitest. Also habe ich mir auch ein paar Termine arrangiert und in meinen
Kalender eingetragen. Willst du mal sehen?“ Sie war ganz stolz, mir die Ordnung
ihrer Termine darlegen zu können.
„Sehr gut!“
„Lissi, wann müssen wir denn morgen los?“
„Naja, wir brauchen eine Stunde und ein paar Minuten von
Bahnhof zu Bahnhof. Da ich vergessen könnte, mich hier vorzubereiten, sollten
wir morgen ein wenig früher fahren, damit ich mich noch im Hotel einarbeiten
kann. Also so gegen 15 Uhr wäre, glaube ich, ganz gut. Ist das okay für dich?“
„Ja klar, super, machen wir so! Gute Nacht Lissi, schlaf gut.
Du solltest echt begeistert und stolz auf dich sein, was du die letzte Woche
alles durchlebt und durchgestanden hast! Ich habe den größten Respekt!“
Beth hatte mich bei den Schultern gegriffen, als sie mit mir
redete.
„So viel habe ich die letzten 15 Jahre nicht gefühlt?! Das
wolltest du doch sicher auch noch sagen, oder? Das stimmt! Es ist verrückt, ich
hätte auch nicht erwartet, dass es wie Radfahren ist. Einmal gefühlt, dann geht
es immer wieder. Andere Menschen müssen dafür doch jahrelang Therapie machen.
Ich bin mir sicher, dass es noch viel Spielraum nach oben gibt. Ich fange
langsam wieder an, zu leben, wie du sagen würdest.“
„Naja, du hast ja auch Jahre gebraucht...und ein paar Stupser
in die richtige Richtung. Aber ja, du bist auf dem richtigen Weg.“ Sie grinste
mich an. „Wir sollte jetzt schlafen, du wirst die Kraft für die kommende Woche
brauchen.“
Ich hatte zwar keine Ahnung, was das bedeuten sollte, aber
wie ich Beth kennengelernt hatte, sollte ich auf sie hören und mich auf
Überraschungen vorbereiten. Diese werden bestimmt irgendwie Unruhe mit sich bringen,
es wird aber nichts sein, was ich nicht bewältigen kann, das hatte ich
inzwischen gelernt. Ich musste jetzt schnellstmöglichst ins Bett, sonst würde
ich einfach hier, mitten im Gang, einschlafen. Ich legte mich hin und deckte
mich gemütlich zu. Als ich die Ereignisse der letzten Wochen noch mal passieren
ließ, umgab mich ein weiches, warmes Gefühl. Ja, Beth hatte Recht. Ich war auf
dem richtigen Weg. Es fühlte sich auf jeden Fall so an!
13
Der Sonntag begann sehr entspannt mit einem Frühstück, bei
dem wir alle nicht viel sprachen. Jeder war in seine Gedanken vertieft und ich
hing noch ein wenig meinem Kopfkissen hinterher. Ich hatte den frühen Rhythmus
und konnte nie richtig ausschlafen. Ich wachte auch am Wochenende immer vor
zehn Uhr auf, auch wenn ich hätte ausschlafen können. Nach dem Frühstück ging
Dad in sein Arbeitszimmer und wir anderen entspannten noch ein wenig auf dem
Sofa, als mein Telefon klingelte. Ich hörte es aus meiner Tasche klingen, war
aber zu faul, mich zu bewegen. Als es aber einfach nicht aufhören wollte,
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