Eine von Zweien (German Edition)
ging
ich doch hin, um abzuheben. Es war zwar Sonntag, aber vielleicht war es ja doch
Wichtiges für die Arbeit. Es war Kathrin. Sie war ganz aufgeregt. Sie schrie
fast ins Telefon und redete ohne Luft zu holen.
„Ich habe dich nicht geweckt, oder? Hab ich dich geweckt?
Selbst wenn, ich konnte nicht länger warten. Ich habe dein Bild einem
befreundeten Galeristen gezeigt und der Herr hat Ahnung und einen sehr guten
Kundenstamm und der ist begeistert, der will dich unbedingt kennenlernen. Er sagt,
er hat Großes mit dir vor. Lissi, weißt du, was das bedeutet? Ich konnte nicht
mehr warten. Ich habe gesagt, du wirst dich bei ihm melden. Aber diese Woche
seist du nicht in Berlin. Er sagte, es sei egal, aber er müsse dich
kennenlernen, unbedingt und müsste mehr von deinen Bildern sehen, unbedingt,
auch gerne ältere. Lissi, er war soo begeistert. Ich habe dir doch gesagt,
deine Bilder sind besonders. Lissi,
bist du noch dran? Hast du alles mitbekommen? Hallo?“
Kathrin war so aufgeregt, ich verstand akustisch jedes Wort,
aber mein Gehirn konnte es nicht wirklich verarbeiten.
„Hallo......, ja ich bin dran, aber ich
bin völlig sprachlos.“ Was sagte sie da? Konnte das sein?
„Du bist mir aber doch nicht böse, dass ich dein Bild
herumgezeigt habe, oder?“ sagte sie jetzt ein wenig vorsichtiger.
„Nein, Kathrin, nein gar nicht. Ich bin dir sehr dankbar,
aber ich... ich... ich, habe doch gar keine Bilder mehr, ich habe doch gerade
erst wieder angefangen zu malen und wie soll ich ihm dann mehr Bilder zeigen?
Und was, wenn ich die dann nicht hinbekomme?“
Tausend Gedanken schossen mir gleichzeitig durch den Kopf.
Konnte das sein, konnte ich das schaffen, war das zu schaffen, würde er weitere
Bilder auch mögen, könnte ich noch weitere Bilder malen? Mein Kopf fing an zu
rauchen.
„Lissi, dass muss doch nicht alles in den nächsten zwei
Wochen passieren. Du machst jetzt die nächsten Wochen ein paar Bilder,
vielleicht kann du auch ein paar Tage freinehmen und entspannen, verdient
hättest du es dir allemal! Er ist heiß auf deine Bilder und das ist er auch
noch in ein paar Wochen. Wir sollten uns nur bald mit ihm mal treffen. Er will
dich wirklich treffen. Er war begeistert! Ich kenne ihn schon länger und ich
habe ihn sehr selten begeistert gesehen!“
„Oh Gott, Kathrin, was bedeutet das denn?“ langsam kam
Kathrins Nachricht bei mir an.
„Das bedeutet, dass deine Bilder in einer der renommiertesten
Galerien Berlins hängen werden. Woohoooo, ist das nicht der absolute Hammer?!“
Die Euphorie am anderen Ende der Leitung steckte mich langsam
an. Ich blieb verhalten, aber ich spürte, wie sich ein Kribbeln in meinem
Körper ausbreitete, bis es sich durch einen kleinen Schrei ausdrückte.
„Woohoo, ja, das ist krass! Und überwältigend. Ich würde am
liebsten gleich wieder nach Berlin kommen und malen. Ich weiß gar nicht, wie
ich dir danken soll! Kathrin, du bist die Größte.“
Wenn das klappte, würde ich für immer und ewig in Ihrer
Schuld stehen.
„Lissi, wenn du wieder da bist, dann gehen wir richtig Einen
darauf trinken, ja? Boa, ich bin so stolz auf dich. Ich wusste, du hast es in
dir. So, puhh, ich war so aufgeregt, ich musste das bei dir loswerden. Jetzt
kann ich versuchen, den Rest des Sonntags zu entspannen. Wir hören uns und ich
freue mich, wenn du wieder da bist. Viel Spaß in München! Und auch wenn noch
nicht alles komplett niet- und nagelfest ist oder durch einen Vertrag gesichert
ist, kann du trotzdem schon mal feiern, denn der Typ will deine Bilder, um
jeden Preis! Woohooo. Also schönen Sonntag noch. Tschüüssss!“
„Ciao.“ Aber sie hatte schon aufgelegt. Mum und Beth starrten
mich neugierig an. Die hatten nur Geschrei aus dem Telefon kommen hören,
wollten wissen, ob alles ok sei und worum es ging.
Ich musste mich erst mal sammeln, bevor ich die beiden
einweihen konnte. Ich holte tief Luft und wiederholte, was ich gerade von
Kathrin erfahren hatte.
„Wie es aussieht, ist eine Galerie an meinen Bildern
interessiert und der Besitzer möchte sich mit mir treffen, mich kennenlernen,
um zu besprechen, bis wann ich wie viele Bilder liefern kann. Er möchte meine
Bilder in seiner Galerie haben.“
Ich konnte es nicht glauben, meine Mum ganz offensichtlich
auch nicht, nur bei Beth sah ich ein Lächeln aufblitzen, das eine Vorahnung
verriet, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Ich, für meinen Teil,
war überwältigt und geschockt, ich konnte darauf nicht
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