Eine von Zweien (German Edition)
wissen. Ich öffnete langsam und vorsichtig den Umschlag. Das Papier
roch nach ihr. Nach Farbe und Blumen. Diese komische gute Mischung die sie
immer umgab. Ich musste mich hinsetzen, dann holte ich den Brief aus dem
Umschlag raus und entfaltete ihn und fing an zu lesen. Sie war in jeder Zeile
zu spüren.
„Liebe Beth,
ja, du ließt richtig, du bist jetzt Elisabeth. Du hast wieder
beide in dir vereint. Du bist Lissi und du bist Beth. Beide haben wieder ihren
Platz bei dir gefunden was für mich heißt, dass ich meine Aufgabe hier erledigt
habe.
Ich freue mich sehr, wie rasend schnell alles ging, aber das
ist halt so wenn die Zeit reif ist. Deine Zeit war reif, und ist es immer noch!
Beth, dir gehört die Welt. Vertrau dir einfach, du kannst wieder Risiken
eingehen, und damit meine ich nicht aus einem Flugzeug aus tausenden von Metern
Höhe zu springen. Gehe Risiken ein, die es dir erlauben, große Gefühle zu
bewältigen. Du hast tolle Menschen um dich herum, die alle gerne mit dir diese
Gefühle durchleben. Es ist egal, ob es gute oder schlechte sind, beide helfen
uns diese Hülle, die uns zum Leben zu Verfügung gestellt wurde, zu füllen. Trau
dich weiter, so wie in den letzten Wochen. Füll deine Hülle! Du hast es dir
verdient! Wenn du weiter den Weg gehst, den du eingeschlagen hast, dann wird in
den kommenden Tagen, Wochen, Monaten und Jahren, dein Leben explodieren. Vertrau
mir! Du kannst das alles, du bist stark! Du hast all die Kraft! Und allein bist
du nie! Ich für meinen Teil bin schon sehr gespannt, wie deine Ausstellung
aussehen wird.
Ich denke, du hast jetzt alles, um sie vorzubereiten und
damit meine ich nicht nur das Equipment, das in deinem Wohnzimmer steht. Musik
an und los geht’s! Nimm dir doch ein paar Tage frei und erlebe, wie es ist, mal
wieder nur zu malen. Vergiss aber trotzdem nicht, mit neuen oder
wiedergewonnenen Freunden Kontakt zu halten. Wir sind soziale Wesen und
brauchen den Austausch mit Unseresgleichen. Ich wünsche dir auch für die Liebe Alles
Gute! Ich weiß nicht, inwieweit du da noch meine Glückwünsche brauchst, aber
ich schicke sie dir trotzdem einfach mal. Mach weiter so, ich bin froh dich kennengelernt
zu haben, es war sehr spannend und ich durfte viel von dir lernen. Ich hoffe,
wir sehen uns nochmal wieder, ob, wie, wann oder wo- lassen wir uns
überraschen! Fühl dich ganz herzlich gedrückt. Ich bin stolz auf dich, du
solltest es auch sein!
Deine Lissi
P.S. Ja, auch ich konnte ein wenig mehr von dir bei mir
aufnehmen und habe jetzt auch wieder beide von uns in mir. Dich zu begleiten
und zu studieren, hat mein Leben sehr bereichert. Ich danke dir dafür!
Nachdem ich den Brief gelesen hatte, blieb ich einfach noch
eine Weile sitzen. Sie war einfach weg. Ich wollte es nicht wahrhaben! Ich
wollte doch noch so viel mit ihr besprechen. Wie sollte ich denn jetzt Lösungen
finden, wie sollte ich mich auf das Gespräch mit Ben vorbereiten? Ich fühlte
mich so allein.
Es hätte mir auch gereicht nur ihre Gegenwart zu spüren.
Neben ihr zu sitzen. Alles fiel in sich zusammen. Ich wollte mich nur noch vor
der Welt verstecken. Beth hatte mich so stark gemacht. Aber Beth wollte nicht,
das ich mich bemitleide. Sie hatte Recht, ich war nicht mehr allein. Ich blieb noch
einen Moment ruhig sitzen. Langsam begann sich etwas in mir zu verändern. Ich
war ja gar nicht allein. Dieses Gefühl breitete sich immer weiter aus. Sie war
ja ein Teil von mir. Also war sie ja da. Ich hatte ihre Kraft also noch bei
mir. Ihre Kraft war meine Kraft! Und ich hatte ja auch noch andere Menschen in
meinem Umfeld. Ich könnte das also alles schaffen. Ich musste es glauben und
machen! Mich trauen! Mein Telefon klingelte und ich sah Alice´ Nummer auf dem
Display. War das ein letztes Zeichen von Beth? Wenn ja wusste ich sofort was
sie mir damit sagen wollte. Ich würde einfach mit meiner großen Schwester über
Ben reden. Sie wusste bestimmt Rat. Sie war schließlich meine große Schwester!
Wenn dann noch Zeit war, würde ich mich einfach ins Malen stürzen. Genau, das
würde ich tun. Ich musste auch unbedingt Kathrin anrufen und mich mit ihr
treffen. Ja, ich konnte das allein, also alleine zu zweit. Beth und Lissi,
Lissi und Beth, sprich Elisabeth. Ja, so konnte das klappen. Ich nahm ab und
fing an, mit Alice zu reden. Ich berichtete ihr voller Aufregung von meiner
verrückten Begegnung in München. Von der schönen Woche, die wir miteinander
verbracht hatten ohne, dass wirklich etwas passiert
Weitere Kostenlose Bücher