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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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denken. Kurz nach Mittag meldete sich bei Guido Scarlati, der zu dieser Zeit Dienst im Kommandoposten hatte, eine fünfköpfige Delegation der Broadway-Bewohner. Sie überbrachten eine Art Ergebenheitsadresse und die Versicherung der Broadwayaner, sie seien durchaus bereit, sich von nun an aktiv an allen Belangen der Siedlung zu beteiligen. Und weil ihnen der unpersönliche Name »Siedlung« nicht gefiel, unterbreiteten sie gleichzeitig den Vorschlag, die kleine Stadt Manhattan zu nennen. Scarlati bedankte sich und erwiderte mit süffisantem Lächeln, man werde sich im Kreis der Kommandoleitung überlegen, ob ein zweites Projekt Manhattan dem Nutzen der Restmehrheit diene. Bedauerlicherweise wurde diese Anspielung von keinem der Anwesenden verstanden.
    Die Frage, ob man zusammen mit den Unabhängigen Terranern hätte aus der Stadt ziehen sollen, wurde während der Beratung tatsächlich gestellt. Debbye Chinon brachte sie vor. Sie rief allgemeine Verwunderung hervor. Debbye wollte sie verlegen zurückziehen, da meldete sich Ashley Bannister zu Wort.
    »Bevor ihr alle Debbye zu verstehen gebt, daß sie keine besonders gescheite Idee gehabt hat«, sagte er, »laßt mich feststellen, daß ich über die Sache selbst schon nachgedacht habe. Kurica Mellon macht auf mich keineswegs einen halbgebackenen Eindruck, wenn auch seine Leute voll des Weines und leer des Verstandes waren. Die Fremden, mit denen wir es bisher zu tun hatten, besitzen anscheinend tatsächlich keine Waffen. Wenn Mellon einigermaßen Glück hat, kann er es schaffen.«
    »Du sagst, du hast darüber nachgedacht«, bemerkte Wilson Knowland. »Was ist dabei herausgekommen?«
    »Noch nichts.«
    Damit war Debbye Chinons Frage vorläufig zu den Akten gelegt. So hatte Ashley es haben wollen. Er mußte seine Strategie neu überdenken. Ein neues Gespräch mit Kepler war fällig, und was dabei herauskam, würde von entscheidender Bedeutung sein.
    Zuvor brauchte er jedoch ein paar Stunden Ruhe.
     
    Gegen siebzehn Uhr rief er Bob Koenig zu sich. Er war überzeugt, daß Kepler aus nahezu jeder Wohnung angesprochen werden könne; aber es war ihm lieber, die Unterhaltungen in der eigenen Behausung zu führen.
    »Wir besuchen jetzt meinen Freund«, sagte er, als Bob eintrat.
    »Kommt er hierher?«
    Ashley schüttelte den Kopf. »Er ist schon da. Paß auf.«
    Er suchte mit dem Blick die Richtung, aus der er Keplers Stimme während des letzten Gesprächs gehört hatte. Aber das Multiplex hatte seine Absicht allein aus der Kopfbewegung erraten. Noch bevor Ashley das erste Wort hervorbrachte, sagte Kepler:
    »Ich dachte schon, daß du mich wieder sprechen wolltest.«
    »Häh …?« machte Bob.
    »Fürchtest du nicht, daß ich das Gespräch verweigern könnte, wenn du einen Fremden mitbringst?«
    »Ich hatte Bedenken«, gab Ashley zu. »Aber ich dachte mir, wenn ich dich meine Gründe hören lasse, wirst du keinen Einwand machen.«
    »Ich kenne deine Gründe«, sagte Kepler sehr zu Ashleys Überraschung. »Die Lage wird gefährlich, und du hast das Gefühl, du brauchst einen Mitwisser.«
    »Höre, Kepler!« rief Ashley mißtrauisch. »Kannst du meine Gedanken lesen?«
    »Nur unter bestimmten Bedingungen, und auch dann nur mit deinem Einverständnis. Solange keine andere Anweisung ergeht.«
    Ashley horchte hinter den Worten drein. Sie schienen ihm eine besondere Bedeutung zu haben. Aber es blieb ihm nicht genug Zeit, sich eingehend damit zu befassen. Er hatte das Gespräch aus anderen Gründen angestrebt.
    »Dieser Mann ist kein Fremder – weder für dich noch für mich. Er war mit mir auf Pellgons Domäne und ist mein Freund. Er wird unser Geheimnis für sich behalten.«
    »Wenn er es nicht tut, bin ich für keinen von euch mehr zu sprechen. Das war alles, was du mir mitteilen wolltest?«
    »Nein. Das war nur Vorbereitung. Du weißt, was sich heute und in der vergangenen Nacht zugetragen hat?«
    »Bis zu einem gewissen Grad. Der Begriff ›wissen‹ umfaßt volles Verstehen aller Zusammenhänge, und solches entzieht sich mir.«
    »Wir wurden angegriffen, von schwarzhäutigen, fremdartigen Wesen mit großen Mündern. Wenigstens glaubten wir, wir würden angegriffen …«
    »Ihr glaubtet nur?«
    »Jemand hat unsere Bewußtseine präpariert«, versuchte Ashley zu erklären. »Wir waren der Ansicht, Haß und Wildheit, Heißhunger und Mordgier, die wir empfanden, kämen aus den Gehirnen der Schwarzhäutigen. In Wirklichkeit, nehme ich an, sind sie uns von einem Dritten

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