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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Verein. Ich könnte euch einfach festhalten. Unbewaffnet und betrunken, wie ihr seid, bedeutet ihr für uns keine Gefahr. Aber zeige du mir, daß du befugt bist, für diese mehr als fünfhundert zu sprechen und daß sie allesamt die Absicht haben, die Stadt zu verlassen und mit ungewissem Ziel loszuziehen. Dann lasse ich dich gehen.«
    Kurica Mellons hämisches Grinsen verriet ihm sofort, daß er einen Fehlschuß getan hatte. Mellon begann, in seinem Eimer zu kramen. Nach kurzer Zeit brachte er ein zusammengerolltes Schriftstück zum Vorschein. Der Himmel mochte wissen, wo er das Papier beschafft hatte. Mit spöttischer Verbeugung reichte er es Ashley.
    Ashley las DAS KONKORDAT DER UNABHÄNGIGEN TERRANER, in dem mit pompösen Worten die Ziele genannt waren, von denen Mellon soeben gesprochen hatte. Darunter standen zahllose Namen – mehr jedenfalls, als Ashley unter den Umständen im einzelnen zu prüfen beabsichtigte. Birte Danielsson hatte unterschrieben. Er machte ein paar Stichproben, merkte sich wahllos ein paar Namen aus der Menge derer, die Mellon umringten, und suchte sie auf der Liste. Sie waren allesamt vorhanden.
    Er gab Kurica Mellon die Papierrolle zurück.
    »Ich stehe zu meinem Wort«, sagte er.
    »Du hast den Verstand verloren«, zischte Bob Koenig an seiner Seite.
    » Sie haben den Verstand verloren«, antwortete Ashley hart. »Aber es hat ein jeder Mensch das Recht, sich so verrückt zu gebärden, wie es ihm beliebt – solange er anderen damit keinen Schaden zufügt oder ihre Rechte beschneidet.«
    Er trat beiseite, und Bob folgte ihm widerwillig. Entlang der Straßenkreuzung hatte sich inzwischen eine beachtliche Menge eingefunden. Als die »Unabhängigen« sich in Bewegung setzten und nach Norden die Straße entlangmarschierten, schallten Spott- und Schmährufe hinter ihnen drein. Aber in Kurica Mellons Schar war kaum noch jemand nüchtern. Sie machte ihren eigenen Lärm und schenkte der Reaktion ihrer Mitmenschen keine Beachtung. Ashley hielt nach Birte Ausschau. Der Schmerz, den er seit langem vergessen gewähnt hatte, bohrte sich brennend ins Herz. Ein einziges Mal noch sah er den blonden Schopf auftauchen, in Mellons unmittelbarer Nähe. Birte wandte sich nicht mehr um.
    Die letzte Chance war kläglich vertan.
    Der Fackelzug bewegte sich gemächlich die Straße hinauf. Die rötlichen Lichtpunkte wurden kleiner und matter, während der erste Schein des Morgens allmählich aufzog. Der Gesang der Trunkenen war noch lange in der Ferne zu hören.
    Mit einem innerlichen Ruck riß Ashley sich von seinen trüben Vorstellungen los und wandte sich an Bob Koenig.
    »Ich bin bereit, deine Kritik zu hören«, sagte er.
     
    Bob schüttelte traurig den Kopf.
    »Nein, du hast recht. Wir hätten sie nicht halten können. Sie hätten immer wieder versucht auszubrechen, und wer weiß, vielleicht wäre es ihnen gelungen, immer mehr andere zu überreden.«
    »Dafür wird sich eine andere Frage erheben«, sagte Ashley.
    »Welche?«
    »Ob wir mit ihnen hätten ziehen sollen.«
    Bob starrte ihn verblüfft an. Ashley brachte ein freudloses Lächeln zustande.
    »Oh doch, die Frage wird gestellt werden«, behauptete er. »Und ich bin verdammt, wenn ich die Antwort darauf weiß.« Er sah auf die Uhr. »Aus unserem Besuch wird vorläufig nichts. Die neue Lage muß besprochen werden.«
    Das Kopfschütteln über die Freizügigkeit, mit der Ashley Bannister die »Unabhängigen« hatte ziehen lassen, legte sich bald. Es lag auf der Hand, daß er nicht anders hatte handeln können. Dabei ging es nicht einmal darum, wie groß die Überlebenschance von fünfhundert Menschen war, die unbewaffnet und ohne Erfahrung durch wegloses, von feindseligen Kreaturen bevölkertes Gelände treckten.
    Ashley Bannister traf kein Vorwurf; das war der einstimmige Entschluß derer, die an der Beratung teilnahmen. Trotzdem benützte Ashley die Gelegenheit, seinen Vorschlag zur Demokratisierung der Siedlungsgesellschaft von neuem vorzubringen. Er wurde abermals abgelehnt.
    Da Kurica Mellon es nicht für nötig gefunden hatte, ein Doppel seines »Konkordats« anzufertigen, mußte Bestandsaufnahme gemacht werden. Dabei stellte sich im Lauf des Vormittags heraus, daß Mellon in der Tat fünfhundertneun Begleiter hatte und daß sich die Schar der Unabhängigen Terraner ausnahmslos aus ehemaligen Broadway-Bewohnern zusammensetzte.
    Das gab den zurückgebliebenen Broadwayanern, die sich freiwillig an der Zählung beteiligten, offenbar nachhaltig zu

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