Eine Welt für Menschen
Kaffee!
Ashley schlug die Augen auf. Es überraschte ihn kaum noch, sich in vertrauter Umgebung wiederzufinden. Er lag auf seiner Koje – genauso, wie es gewesen war, als Kepler ihm riet, sich zu entspannen.
Er drehte sich zur Seite und gewahrte die breitschultrige Gestalt, die vor ihm am Tisch saß und einen dampfenden Becher hielt.
»Es wird Zeit, daß du dich wieder rührst«, brummte Bob Koenig.
7.
Ashley fuhr in die Höhe.
»Kepler!« schrie er.
»Nicht jetzt«, antwortete eine ruhige Stimme. »Ich bin mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Später!«
»Was war los?« erkundigte sich Bob neugierig. »Sag was in der Sprache der Moch-Ti.«
Ashley winkte ab. Er sah auf die Uhr. Zwanzig Minuten waren vergangen, seit er sich das letzte Mal in dieser Umgebung befunden hatte.
»Zwanzig Minuten – ist das alles?« fragte er.
Bob zuckte mit den Schultern.
»Woher soll ich’s wissen?« antwortete er. »Ich ging vor einer Stunde, erinnerst du dich? Vor fünfzehn Minuten rief ich dich an und bekam keine Antwort. Das machte mir Sorgen. Ich kam hierher, um nach dir zu sehen. Du lagst dort auf der Koje und gabst keinen Mucks von dir. Ich dachte mir schon, daß du auf deiner Linguistik-Tour unterwegs seist, und zapfte mir einen Becher Kaffee.«
Ashley sammelte die Gedanken. Die Dauer seines Aufenthalts am Rand des Trümmerfeldes inmitten des Dschungels schätzte er auf eine halbe Stunde. In Maronnes pastellfarbenem Garten war er wenigstens eine Stunde lang gewesen. Neunzig Minuten Eigenerlebnis, verglichen mit zwanzig Minuten objektiver Zeit. Weiterer Beweise bedurfte es nicht, um ihn zu überzeugen, daß er sich während der jüngst überstandenen Abenteuer in einer Welt der Pseudowirklichkeit aufgehalten hatte.
»Bob, wo ist der Moch-Ti?« fragte er.
»Yoshi hat ihn in seiner Obhut«, antwortete Bob Koenig. »Es geht ihm besser. Er wird die Sache überstehen.«
»Ich muß ihn sehen.«
»Du wirst mit ihm sprechen?« erkundigte sich Bob aufgeregt.
Ashley schloß die Augen und versuchte, sich an das zu erinnern, was er in der Pseudowirklichkeit des Dschungels gelernt hatte. Es war nicht schwierig. Die Worte und Begriffe der fremden Sprache flossen ihm mühelos ins Bewußtsein.
»Ja, das habe ich vor«, sagte er.
Der Umriß eines Plans begann, sich in seinem Bewußtsein zu formen. Gewiß, er war noch immer verwirrt. Vieles von dem, was in Maronnes Garten auf ihn eingestürmt war, verstand er nicht. Aber er glaubte, den Pfad zu kennen, dem er von hier an folgen mußte.
Er hatte die diabolische Unmenschlichkeit der Qahiren erkannt und sah die Gefahr, daß die Menschen der CONQUEST auf dasselbe Niveau der Primitivität zustrebten, auf dem die Moch-Ti lebten – und wahrscheinlich auch jene, die die sechs Broadwayaner umgebracht hatten.
Er sah aber auch die Möglichkeit, die Gefahr abzuwenden. Ob sein Plan Erfolg haben würde, hing von vielerlei Dingen ab, in der Hauptsache aber davon, ob Kepler gewillt war, weiterhin mitzuspielen.
»Das fanden wir in seinem Gewand«, sagte Yoshi Hashimoto und reichte Ashley einen merkwürdig geformten Gegenstand, etwa so groß wie eine Faust und aus einem Material gefertigt, das Ashley für Metallplastik hielt. »Ich habe es von den Technikern untersuchen lassen. Sie wollten es nicht auseinandernehmen, sind aber auch so ihrer Sache ziemlich sicher, daß es sich um ein Sende- und Empfangsgerät handelt.«
Ashley nickte. Er erkannte das Gerät wieder. Zwei dieser Dinge hatten Gun-Lach und Ni-Tokh in den Händen gehalten, als er ihr Gespräch belauschte. Die Zusammenhänge wurden immer klarer.
Der Moch-Ti kauerte in der Ecke und musterte die beiden Terraner mit mißtrauischen Blicken.
»Er ist fast völlig wiederhergestellt«, sagte Yoshi. »Erstaunlich, wie rasch seine Natur mit den Wunden fertig wurde. Wir könnten ihn gehen lassen, falls du nichts dagegen hast.«
Mit einer Geste bat Ashley um Geduld. Dann wandte er sich an den Dunkelhäutigen. Er konzentrierte sich auf das, was er sagen wollte. Es war wichtig, daß der Moch-Ti ihn einwandfrei verstand.
»Ich bin nicht dein Feind, Fremder«, begann er. »Was dort draußen am Stadtrand geschah, beruht auf einem Mißverständnis.«
Hashimoto fuhr entsetzt zurück, als er die bellenden, knurrenden Laute der fremden Sprache hörte. Ein verwunderter Ausdruck erschien in den dunklen Augen des Moch-Ti. Er machte eine winkende Geste, dann sagte er:
»Du sprichst meine Sprache? Gut. Ich weiß, daß es ein
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