Eine Welt für Menschen
Mißverständnis war. Ich hätte damit rechnen müssen. Gun-Lach hat mich gewarnt.«
»Du bist Ni-Tokh, nicht wahr?« fragte Ashley.
Der Moch-Ti sprang auf.
»Du kennst sogar meinen Namen?« rief er überrascht. »Welch ein Wunder! Ist diese Welt endgültig im Begriff, ihre Bösartigkeit zu verlieren?«
»Noch ist es nicht soweit, Ni-Tokh«, antwortete Ashley. »Wir werden uns anstrengen müssen, das Böse zu verdrängen und eine Welt zu schaffen, auf der die Moch-Ti und die Terraner in Frieden leben können. Wir wollen gemeinsam an dieser Aufgabe arbeiten, wenn es dir recht ist …«
Er wandte sich an Hashimoto, der dem Gespräch mit allen äußeren Anzeichen der Bestürzung folgte.
»Laß uns eine Zeitlang allein, Yoshi!« bat er. »Ich möchte von ihm einiges erfahren, und es ist besser, wenn er nicht abgelenkt wird.«
Die Aufforderung kam dem Arzt gelegen. Es war ihm ohnehin unheimlich zumute.
»Gewiß doch, ich gehe sofort«, murmelte er und war wenige Sekunden später verschwunden.
Ni-Tokh erzählte die Geschichte seines Volkes. Sie war verworren – zumindest in seiner Erinnerung – und von Legenden durchwoben; aber vieles wurde doch klar, und zwar genau in dem Sinn, den Ashley zu finden erwartet hatte.
Die Moch-Ti lebten seit langer Zeit, wahrscheinlich seit mindestens dreitausend Jahren, auf der Erde. Sie waren an Bord eines großen Fahrzeugs von einer Welt gekommen, die »jenseits des dunklen Himmels« lag. Ni-Tokh verstand nichts mehr von Raumfahrttechnik, aber aus den wenigen Angaben, die er zu machen wußte, ging klar hervor, daß die Technologie der Moch-Ti die lichtschnelle Raumfahrt beherrschte und somit in der Lage war, interstellare Entfernungen zu überwinden. Warum das Schiff auf der Erde gelandet war, wußte Ni-Tokh nicht zu sagen. Überhaupt war alles, was mit der frühen Geschichte der Moch-Ti und der Fahrt durch das All verbunden war, mit pseudoreligiösen Ausschmückungen verbrämt. Ashley nahm an, daß es sich bei dem Schiff um eine Forschungsexpedition gehandelt hatte und man sich für die Erde interessierte, weil sie eine besiedelbare Sauerstoffwelt war.
Dann kamen die »Quarrh« ins Spiel. Die Sprachwerkzeuge der Moch-Ti hatten den Namen verunstaltet; aber es war klar, daß es sich um die Qahiren handelte. Sie hatten die Landenden empfangen und ihnen klargemacht, daß sie auf ihrer Welt nur dann willkommen seien, wenn es ihnen gelänge, eine Prüfung zu bestehen. Aus Ni-Tokhs Bericht ging nicht hervor, ob seine Vorfahren versucht hatten, sich dem Verlangen der Qahiren zu widersetzen. Sie hatten sich der Prüfung unterworfen und waren zu diesem Zweck in eine Stadt gezogen, die die Qahiren für sie im Dschungel errichtet hatten, eben jene Stadt, deren in Trümmern liegende Überreste Ashley zu sehen bekommen hatte.
In der Überlieferung war die Zeit der Prüfung eine Epoche des Schreckens, der Angst und der Gefahr. Bösartige Geister hatten die Moch-Ti gejagt, und Hunderte von Toten wurden gezählt. Die Toten gingen zumeist auf das Konto der »Baumbewohner«, deren Stamm in den Tiefen des Urwalds hauste und deren Daseinszweck allein darauf ausgerichtet war, anderen Wesen Pein und Qual zu bereiten. Ashley fiel es schwer, diese Deutung zu akzeptieren. Die Baumbewohner waren vermutlich eine dritte Spezies, die es irgendwann in ferner Vergangenheit auf die Erde und in die Gewalt der Qahiren verschlagen hatte. Die Baumbewohner waren offenbar diejenigen, denen die sechs Broadwayaner ihr erbärmliches Schicksal verdankten. Aber wegen dieses einmaligen Zwischenfalls die Baumbewohner schlechthin zu Teufeln zu stempeln, dazu war Ashley nicht bereit.
Die Moch-Ti hatten die Prüfung nicht bestanden. Die Qahiren waren erschienen und hatten ihnen mitgeteilt, sie seien eine minderwertige Art und nicht würdig, in die qahirische Gesellschaft aufgenommen zu werden. Wiederum war nicht klar, ob die Moch-Ti versucht hatten, sich ihres Raumschiffs zu bemächtigen und die Erde zu verlassen. Hatte es einen solchen Versuch gegeben, dann war er offenbar erfolglos geblieben. Die Moch-Ti richteten sich in der Stadt ein, die die Qahiren für sie gebaut hatten, so gut es ging. Im Lauf der Generationen verloren sie ihr technisches Wissen. Sie hatten eine Handvoll Geräte aus ihrem Schiff gerettet. Mit der Zeit vergaßen sie, wie sie zu bedienen waren. Sie erinnerten sich jedoch, daß den Instrumenten erstaunliche Fähigkeiten innewohnten, und bewahrten sie sorgfältig. Sie nannten sie »Kleinodien«,
Weitere Kostenlose Bücher