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Eine wie Alaska

Titel: Eine wie Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Green
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Wir haben unseren Freund gerächt, und jetzt sind wir quitt. Hören wir auf damit.« Er schien es ernst zu meinen, vielleicht wegen des Rufs des Colonels, was Streiche anging.
    »Ich schlag dir einen Deal vor. Nenn mir einen toten amerikanischen Präsidenten. Wenn Pummel seine letzten Worte nicht kennt, schließen wir Frieden. Falls er sie kennt, bereust du für den Rest deines Lebens, dass du mir in die Schuhe gepisst hast.«
    »Das ist doch bescheuert.«
    »Na gut, dann eben kein Friede«, entgegnete der Colonel.
    »Na schön. Millard Fillmore«, sagte Kevin. Der Colonel sah mich nervös an, als wollte er fragen: Das soll ein Präsident gewesen sein? Doch ich grinste nur.
    »Als Fillmore im Sterben lag, hatte er tierischen Hunger. Sein Arzt wollte Fillmores Fieber aushungern oder so was. Aber Fillmore hörte einfach nicht auf, um etwas zu essen zu betteln, und am Ende gab ihm der Arzt einen kleinen Teelöffel Suppe. Sarkastisch bedankte sich Fillmore: ›Die Nahrung hier ist überaus schmackhaft‹, und dann starb er. Kein Friede.«
    Kevin rollte mit den Augen, stand auf und ging, und mir wurde klar, dass ich mir irgendwelche letzten Worte für Millard Fillmore hätte ausdenken können, Kevin hätte mir alles geglaubt, so lange ich es nur im gleichen Tonfall vorgetragen hätte. Das Selbstvertrauen des Colonels schien langsam auf mich abzufärben.
    »Dein erster knallharter Auftritt!« Der Colonel lachte. »Na gut, ich hab dir auch ein leichtes Opfer geliefert. Aber trotzdem. Hut ab.«
     
     
    Unglücklicherweise für die Culver-Creek-Nullen spielten wir heute nicht gegen die Tauben- und Blindenschule. Wir spielten gegen eine christliche Schule aus der Birminghamer Innenstadt, eine Mannschaft von gewaltigen Riesengorillas mit dichter Behaarung und einer starken Abneigung dagegen, ihren Feinden die rechte oder die linke Backe hinzuhalten.
    Am Ende des ersten Viertels stand es zwanzig zu eins.
    Und das war der Zeitpunkt, als der Spaß losging. Der Colonel führte das Cheerleading von unserer Seite an.
    »Maisbrot!«, schrie er.
    »HÄHNCHEN!«, grölte die Menge zurück.
    »Erbsen!«
    »KOHL!«
    Alle zusammen: »AUSSEN STARK UND INNEN HOHL!«
    »Hip hip hip hurra!«, schrie der Colonel.
    »IHR BRAUCHT PSYCHOPHARMAKA!«
    Die Cheerleader der Gegnermannschaft versuchten zu kontern: »Feuer, Feuer auf dem Dach/Ihr seid jetzt schon altersschwach!« Doch wir brüllten lauter als sie.
    »Mist!«
    »HAHN!«
    »Trecker!«
    »BAUER!«
    »IHR SEID GRÖSSER, ABER WIR SIND SCHLAUER!«
    Wenn die Gäste einen Einwurf bekommen, brechen die Fans fast überall im Land in rasendes Grölen und Trampeln aus, um sie einzuschüchtern. Doch das bringt nicht viel, denn die Spieler sind längst daran gewöhnt, den Radau auszublenden. In Culver Creek hatten wir eine bessere Strategie. Zuerst schrien und brüllten alle wie üblich. Doch plötzlich machten alle: » Psst! «, und es wurde mucksmäuschenstill im Saal. Und wenn der verhasste Gegenspieler dann zu dribbeln aufhörte und zum Wurf ansetzte, stand der Colonel auf und schrie.
    Zum Beispiel: »Oh Gott, rasier dir mal die Haare am Rücken!«
    Oder: »Ich bin auf der Suche nach dem wahren Glauben. Bringst du mich auf den rechten Weg?«
     
    Gegen Ende des dritten Viertels verlangte der Trainer der christlichen Schule eine Auszeit und beschwerte sich beim Schiedsrichter über den Colonel, indem er wütend mit dem Zeigefinger auf ihn zeigte. Inzwischen stand es 54 zu 13. Der Colonel erhob sich. »Was ist? Haben Sie ein Problem mit mir?«
    Der Trainer schrie: »Du störst meine Spieler!«
    »DAS IST GENAU DER PUNKT, SHERLOCK!«, brüllte der Colonel zurück.
    Der Schiedsrichter kam und warf den Colonel aus der Turnhalle. Ich lief ihm hinterher.
    »Ich bin bei siebenunddreißig Spielen hintereinander rausgeflogen«, sagte er.
    »Verdammt.«
    »Ja. Ein- oder zweimal musste ich mich richtig anstrengen. Einmal bin ich aufs Spielfeld gerannt, als nur noch elf Sekunden zu spielen waren, und hab der anderen Mannschaft den Ball geklaut. Das war nicht schön. Aber ich musste meinen Rekord halten.«
    Der Colonel lief voraus, hocherfreut über seinen Rauswurf, und ich schwamm in seinem Kielwasser hinterher. Wie gern wäre auch ich einer von denen gewesen, die einen Rekord halten mussten, einer von denen, die mit ihrer Glut verbrannte Erde hinterließen. Aber zumindest kannte ich jetzt solche Leute, und sie brauchten mich, wie ein Komet den Schweif.
Einhundertacht Tage vorher
    Am nächsten Tag bat mich

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