Eine wie Alaska
ihrer Hosentasche und las mir vor.
» Warum Pummel in den Herbstferien in Culver Creek bleiben sollte – eine Liste von Alaska Young. «
»Erstens. Weil er ein so gewissenhafter Schüler ist, hat Pummel viele großartige Culver-Creek-Erfahrungen bisher versäumt. Zum Beispiel, aber nicht nur: a) Wein trinken im Wald mit mir b) Samstagmorgens früh aufstehen, bei McUngenießbar frühstücken und dann rauchend durch das Birminghamer Umland fahren und darüber ablästern, wie trostlos das Birminghamer Umland ist, und außerdem c) Nachts rausgehen, auf einem Tau benetzten Fußballplatz liegen und bei Mondlicht ein Buch von Kurt Vonnegut lesen.
Zweitens. Auch wenn sie kein Pädagogikgenie ist, macht Madame O’Malley eine göttliche Truthahnfüllung und lädt alle Schüler, die in den Herbstferien in der Schule bleiben, zum Thanksgiving-Fest ein. Normalerweise nur mich und den südkoreanischen Austauschschüler, aber Pummel wäre uns willkommen.
Drittens. Mir fällt kein dritter Punkt ein, aber Nummer 1 und 2 sind verdammt gut.«
1 und 2 gefielen mir natürlich auch, doch was mir am besten gefiel, war die Vorstellung, dass Alaska und ich allein in der Schule bleiben würden.
»Ich rede mit meinen Eltern. Sobald sie aufgestanden sind«, erklärte ich. Und dann überredete sie mich, zu ihr auf die Couch zu kommen, und wir spielten Decapitation, bis Alaska plötzlich den Joystick fallen ließ.
»Ich flirte nicht, ich bin nur müde«, verkündete sie und kickte ihre Flipflops fort. Sie zog die Beine auf die Couch und streckte die Füße unter ein Kissen. Dann rutschte sie an mich heran und legte den Kopf auf meinen Schoß. Auf meine Cordhose. Meine Boxershorts. Zwei Schichten. Ich spürte die Wärme ihrer Wange auf meinem Schenkel.
Es gibt Augenblicke, da ist es passend, ja, sogar ratsam, eine Erektion zu haben, wenn jemand sein Gesicht dicht an deinem Penis hat.
Dies war keiner dieser Augenblicke.
Und so zwang ich mich, nicht an die Schichten und die Wärme zu denken, stellte den Fernseher auf lautlos und konzentrierte mich auf Decapitation.
Um 8:30 Uhr beendete ich das Spiel und kroch unter Alaska hervor. Ohne aufzuwachen, drehte sie sich auf den Rücken, auf ihrer Wange waren noch die Linien meiner Cordhose zu sehen.
Ich rief normalerweise sonntagnachmittags bei meinen Eltern an, und als meine Mutter jetzt meine Stimme hörte, war sie sofort in heller Aufregung. »Was ist passiert, Miles? Geht es dir gut?«
»Alles bestens, Mom. Mom – ich glaube, wenn es dir recht ist, also, ich würde Thanksgiving gern hier in der Schule bleiben. Viele von meinen Freunden bleiben auch« – Lüge – »und ich hab eine Menge nachzuarbeiten« – Doppellüge. »Ich hatte keine Ahnung, wie schwer die Kurse hier sind, Mom« – Wahrheit.
»Aber, Liebling, du würdest uns schrecklich fehlen. Und hier wartet ein riesiger Truthahn auf dich. Mit so viel Preiselbeeren, wie du essen kannst.«
Ich hasste Preiselbeeren, aber aus irgendeinem Grund hielt meine Mutter zeitlebens an dem irrigen Glauben fest, dass ich total darauf versessen war, selbst wenn ich sie jedes Jahr an Thanksgiving freundlich darauf hinwies, dass ich Preiselbeeren nicht mochte.
»Ich weiß, Mom. Ich werde euch auch vermissen. Aber ich will mich hier wirklich ins Zeug legen« – Wahrheit – »und außerdem ist es echt schön, Freunde zu haben« – Wahrheit.
Ich wusste, ich würde sie rumkriegen, wenn ich den »Freunde«-Joker ausspielte, und ich hatte recht. Ich bekam ihren Segen, über Thanksgiving in Culver Creek zu bleiben, nachdem sie mir das Versprechen abgenommen hatte, dass ich an Weihnachten jede einzelne Minute mit ihnen verbringen würde (als ob ich andere Pläne hätte).
Den ganzen Morgen arbeitete ich am Computer, sprang zwischen dem Aufsatz für Religion und dem für Englisch hin und her. Wir hatten nur noch zwei Wochen Unterricht vor den Klausuren – die kommende Woche und die Woche nach den Thanksgiving-Ferien –, und bis jetzt war meine einzige Antwort auf die Frage: Was passiert mit den Menschen, wenn sie sterben? – »Äh, irgendwas. Vielleicht.«
Mittags kam der Colonel, sein dickes Mathe-für-Genies-Buch unter dem Arm.
»Ich hab Sara getroffen«, sagte er.
»Und, wie war’s?«
»Schlecht. Sie sagt, sie liebt mich noch. Gott, ›ich liebe dich‹ ist die Einstiegsdroge nach dem Schlussmachen. Erst sagt man ›ich liebe dich‹, wenn man über die Wiese läuft, beim nächsten ›ich liebe dich‹ ist man schon im Bett. Also
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