Eine wie Alaska
mich. Wahrscheinlich schmeckte sie nach schalem Alkohol, doch ich merkte es nicht, und wahrscheinlich schmeckte ich nach schalem Alkohol und Zigaretten, doch sie schien es nicht zu merken. Wir küssten uns.
Ich dachte: Das ist gut .
Ich dachte: Ich küsse nicht schlecht. Gar nicht schlecht.
Ich dachte: Ich glaube, ich bin der tollste Küsser des Universums.
Auf einmal lachte sie und rückte ein Stück weg. Sie wand die Hand aus dem Schlafsack und wischte sich das Gesicht ab. »Du hast mir die Nase voll geschlabbert«, sagte sie kichernd.
Ich lachte auch und versuchte so zu tun, als wäre die Nasenschlabbertechnik beim Küssen lustig gemeint. »Tut mir leid.« Um Alaskas Base-System anzuwenden: Fünf Mal hatte ich es in meinem Leben bis zur First Base geschafft, aber nie weiter, und so versuchte ich, mich mit mangelnder Erfahrung zu entschuldigen. »Ich bin noch neu hier«, sagte ich.
»Es war ein schönes Schlabbern«, sagte sie, lachte, und dann küsste sie mich wieder. Irgendwann hatten wir uns aus den Schlafsäcken gewurschtelt und knutschten leise im Heu. Sie lag auf mir, und meine Hände lagen an ihrer schmalen Taille. Ich konnte ihren Busen auf meiner Brust spüren, und sie rutschte langsam auf mich rauf, bis sie rittlings auf mir saß. »Du fühlst dich gut an«, flüsterte sie.
»Du bist wunderschön«, sagte ich und lächelte. Im Dunkeln konnte ich die Konturen ihres Gesichts sehen, ihre großen, runden Augen, mit denen sie auf mich herabblickte, die Wimpern, die fast meine Wangen berührten.
»Können diejenigen von uns, die knutschen, bitte leise sein?«, fragte der Colonel laut aus seinem Schlafsack. »Die von uns, die nicht knutschen, sind betrunken und müde.«
»Hauptsächlich. Betrunken«, lallte Alaska, die das Sprechen offensichtlich Mühe kostete.
Wir hatten bisher so gut wie nie miteinander geredet, Lara und ich, und dank dem Colonel würden wir es auch jetzt nicht tun. Also knutschten wir leise und lachten still mit Mund und Augen. Als wir uns so lange geküsst hatten, dass es fast langweilig wurde, flüsterte ich: »Willst du meine Freundin sein?« Und sie sagte: »Ja, biette«, und lächelte.
Wir schliefen in ihrem Schlafsack, was ehrlich gesagt ziemlich eng war. Eng, aber schön. Ich hatte noch nie einen Menschen beim Schlafen so nahe neben mir gespürt. Es war ein schöner Ausklang für den schönsten Tag meines Lebens.
Ein Tag vorher
Am nächsten Morgen, ein Ausdruck, den ich großzügig gebrauche, denn es dämmerte noch nicht mal, rüttelte mich der Colonel wach. Lara lag eng an mich geschmiegt in meinen Armen.
»Wir müssen los, Pummel. Zeit zu packen.«
»Mann. Schlafen.«
»Schlafen kannst du, wenn wir eingecheckt haben. ZEIT ZUM ABHAUEN!«, rief er.
»Schon gut, schon gut. Nicht schreien. Kopf tut weh.« Mein Kopf tat weh. Ich spürte den Wein von gestern Abend, meine Kehle war ausgedörrt, und mein Kopf brummte wie an dem Morgen nach der Gehirnerschütterung. Ich hatte einen Geschmack im Mund, als wäre ein Stinktier reingeklettert und drin gestorben. Ich versuchte, nicht in Laras Richtung zu atmen, als sie sich verschlafen aus dem Schlafsack schälte.
Hastig packten wir alles ein, warfen die leeren Flaschen ins hohe Gras – Umweltverschmutzung war in Culver Creek ein unglückliches Gebot, da wir die leeren Flaschen schlecht in einer Mülltonne auf dem Schulgelände entsorgen konnten – und verließen die Scheune. Lara nahm meine Hand und ließ sie dann schüchtern wieder los. Alaska sah aus wie ein Wrack, doch sie ließ sich nicht davon abbringen, den letzten Schluck Strawberry Hill in ihren Pulverkaffee zu kippen, bevor sie die Flasche über die Schulter in den Wald schleuderte.
»Fuselöle lösen«, murmelte sie.
»Wie geht’s dir?«, fragte der Colonel.
»Hatte schon bessere Morgen.«
»Verkatert?«
»Wie ein saufender Priester in der Sonntagsandacht.«
»Vielleicht solltest du weniger trinken«, schlug ich vor.
»Pummel.« Sie schüttelte den Kopf, dann trank sie noch einen Schluck Kaffee mit Schuss. »Pummel, was du noch begreifen musst, ist, dass ich ein von Grund auf unglücklicher Mensch bin.«
Wir gingen nebeneinander die ausgewaschene Schotterstraße zum Schulgelände hinunter. Als wir die Brücke erreichten, sagte Takumi: »O je«, ließ sich auf alle Viere nieder und spie eine gelbe und pinkfarbene Fontäne in die Büsche.
»Lass es raus«, sagte Alaska. »Dann geht’s dir besser.«
Als er fertig war, stand er auf und sagte: »Es gibt
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