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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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der Sache her, aber unternehmen Sie
nichts. Nach einer Weile wird Rita ihre Masche leid werden und damit
herausrücken, worauf sie in Wirklichkeit aus ist. Bis dahin können wir uns nur
alle ruhig verhalten — vor allem Sie!«
    »Ich
soll also nichts tun, bis ich von Rita höre?«
    »Oder
von mir«, sagte sie ruhig. »Wenn ich die Beerdigung und all den Quatsch hinter
mir habe, kann ich mich auf die Sache konzentrieren, und vielleicht fällt mir
selber etwas ein. Inzwischen tun Sie, wenn Joe Rather anruft, so, als seien Sie
entsetzlich beschäftigt.«
    »Zum
Teufel damit!« sagte ich.
    Der
lohfarbene Ausdruck trat erneut in ihre Augen, während sie mich eine ganze Weile
anstarrte. Dann lächelte sie und verwandelte sich einen Augenblick lang in eine
schiere Tigerin. »Sie machen sich zuviel Sorgen, Süßer!« sagte sie in fast
flüsterndem Ton.
    Ich
sah mit beinahe abergläubischer Faszination zu, wie sie die lange Jadespitze
sorgfältig auf den Aschenbecher legte und dann ihr Glas danebenstellte. Dann
nahm sie mir mein Glas aus der Hand und stellte es neben das ihre. Sie nahm
meine Hände in die ihren und preßte sie fest gegen die üppige Rundung ihrer
Brüste.
    »Machen
Sie sich keine Gedanken, Süßer«, sagte sie mit heiserer Stimme. »Ich werde
dafür sorgen, daß Sie sich während des Wartens nicht langweilen.«
    Sie
beugte sich zu mir vor, ihre Arme umschlangen meinen Hals, und ihre Lippen
preßten sich auf die meinen. Es war, als wenn man einen elektrischen Schlag von
einer Hochspannungsleitung erhält, und ich konnte mit Mühe und Not verhindern,
daß meine Absätze gegen den Fußboden zu trommeln begannen. Irgendwo draußen in
der Stratosphäre klingelte die Türglocke. Da dies Vivienne Carlyle nicht weiter
zu kümmern schien, sah ich keinen Grund, warum es mich kümmern sollte. Ihre
Brüste hoben sich plötzlich unter meiner Hand, ihre Arme lösten sich von meinem
Nacken, und gleich darauf befanden sich ihre Hände unter meiner Jacke und ihre
Nägel gruben versuchsweise größere Stücke aus meiner Brust. Es klingelte noch
zweimal, und zwar recht eindringlich; und ich überlegte, daß es sich bei meinem
typischen Glück in solchen Dingen ganz bestimmt um einen um diese Zeit
auftauchenden Handelsvertreter handelte, und das ausgerechnet in Beverly Hills!
Es klingelte zum viertenmal , und der Besucher, der
draußen stand, ließ gleich den Daumen auf dem Klingelknopf. Etwa zehn Sekunden
später legte Vivienne den Kopf zurück und lächelte mich mitfühlend an. »Das wird
Marvin sein«, sagte sie. »Er macht sich meinetwegen Sorgen. Vielleicht lassen
Sie ihn besser herein.«
    »Ein
Jammer!« murmelte ich.
    »Ein
andermal.« Sie gab mir meine Hände zurück. »Marvin ist eine richtige alte
Glucke.«
    Es
war die Nacht der Überraschungen. So, wie Vivienne über Marvin redete, stellte
ich ihn mir als eine Art Onkel vor. Vielleicht nicht gerade schlotternd, aber
doch entschieden gebeugt und weißhaarig, wahrscheinlich ein wenig hinkend und
einen Stock in der Hand. Als ich die Tür öffnete, mußte ich diese Vorstellung
so schnell revidieren, daß in meinem Gehirn nahezu die Sicherungen
durchbrannten. Marvin war etwa so alt wie ich, etwa fünf Zentimeter größer und
ungefähr zwanzig Pfund schwerer. Außerdem war er stark. Das bewies der Schwung
seines Armes, mit dem er mich einfach beiseite fegte.
    »Wo
ist sie?« knurrte er. »Wenn Sie ihr was getan haben, werde ich...«
    »Sie
ist im Wohnzimmer«, brachte ich mit erstickter Stimme hervor. »Und es geht ihr
prima, also beruhigen Sie sich erst mal — «
    Er
hatte stachliges, kurzes schwarzes Haar, schmutziggraue Augen und ein Gesicht,
das man hätte ausleihen können, um Leuten Angst einzujagen. Seine Sportjacke
war schwarz-weiß kariert, die Hose von mattem Purpurrot, sein Hemd
hellzitronengelb, wirkungsvoll betont durch eine gepunktete grüne Krawatte. Er
war entweder farbenblind oder verrückt oder aller Wahrscheinlichkeit nach
beides. Einen Augenblick lang sah er drein, als wäre er im Begriff, mir den
Kopf bis auf Schulterhöhe in den Leib zu schlagen, dann gab er eine Art Geknurr von sich und strebte dem Wohnzimmer zu. Ich folgte
ihm auf dem Fuß, und so sahen wir beide gleichzeitig Vivienne, die mit
gesenktem Kopf sittsam auf der Couch saß.
    »Sehen
Sie?« sagte ich mit rapide zunehmendem Selbstvertrauen. »Um was, zum Teufel,
machen Sie sich solche Sorgen?«
    Dann
hob sie den Kopf. In stummem Entsetzen starrte ich auf ihre zerzauste Frisur,
den um Mund

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