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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wegzugehen, weil Gail sie nicht im
Haus haben mochte. Ihr Bruder war ebenfalls weggegangen. Er kam in den frühen
Morgenstunden zurück und fand sie dann.«
    »Wußten
Sie, daß Lloyd zu dieser Zeit eine Geliebte hatte?«
    »Nicht
mit Sicherheit. Es gab natürlich Gerüchte, aber die gibt es in dieser Branche
immer. Gail hat es jedenfalls nie erwähnt.«
    »Sie
haben innerlich nie am Urteil des Coroners gezweifelt?«
    »Ich
— «, er zögerte merklich. »Nun ja, ich glaube, eine Zeitlang schon. Was mich an
der Sache störte, war, daß Gail nie zuvor in ihrem Leben einen Tropfen Alkohol
angerührt hat. Das wußte ich genau.«
    »Alkohol?«
Ich starrte ihn verdutzt an. »Aber sie starb doch an einer Überdosis
Schlaftabletten!«
    »Stimmt.«
Er nickte. »Aber bei der Autopsie stellte sich heraus, daß sich ein gewisser
Prozentsatz Alkohol in ihrem Magen befand. Jedenfalls ausreichend, wie der Mann
aus dem Labor so diskret sagte, daß man sie zur Zeit des Eintritts des Todes
nicht als nüchtern bezeichnen konnte.«
    »Sie
schäumte vor Freude über irgendein wunderbares Geheimnis über«, sagte ich
nachdenklich. »Und in der Nacht darauf betrank sie sich, obwohl sie nie zuvor
Alkohol angerührt hatte, und nahm anschließend aus Versehen eine Überdosis
Schlaftabletten?«
    »Vermutlich
hätte das geschehen können, wenn etwas sie sehr aufgeregt hat.« Seine Stimme
klang in keiner Weise überzeugend. »Verdammt, Holman — worauf wollen Sie
hinaus?«
    »Justin
Godfrey hat gesagt, sie habe sich selber umgebracht und auch einen Brief
hinterlassen, der das beweise«, erwiderte ich gelassen.
    »Haben
Sie diesen Brief gesehen?«
    »So
dumm ist er nicht! Er zitiert lediglich aus der Erinnerung.«
    »Deutet
das Zitat auf einen Grund hin, sich das Leben zu nehmen?«
    »Irgend
etwas wie, die einzige wirkliche Liebe ihres Lebens sei zerstört worden und
deshalb scheide sie besser aus diesem Leben.«
    »Ich
dachte immer, die einzige wirkliche Liebe ihres Lebens sei Lloyd gewesen«,
murmelte er. »Wissen Sie mit Sicherheit, daß er damals eine Geliebte hatte?«
    »Vivienne Maslyn , die dann die vierte Mrs. Carlyle wurde.«
    »Vielleicht
hatte Gail das am andern Tag herausgefunden?« Er schüttelte bedächtig den Kopf.
»Arme Gail! Vielleicht konnte sie das einfach nicht ertragen.«
    »Möglich«,
sagte ich. »Wie nahm Lloyd die Sache auf?«
    »Schlecht.«
Er zündete sich eine frische Zigarette an, und seine Finger begannen erneut zu
zittern. »Ich ging natürlich zur Beerdigung. Als sie vorüber war, ging ich zu
Lloyd und versuchte ihm zu sagen, wie leid mir alles tat. Er starrte geradewegs
durch mich hindurch und belegte mich mit einer Reihe von Schimpfwörtern, die
sich mit meiner Herkunft und meiner Zukunft befaßten. Das war das letztemal , daß ich ihn gesehen oder gesprochen habe.«
    »Warum
hat er sich so gegen Sie benommen, wenn Ihre Beziehung zu Gail nur rein
brüderlich-schwesterlich gewesen ist?«
    »Keine
Ahnung.« Er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Auch heute weiß
ich es wirklich noch nicht. Damals dachte ich, es läge einfach an dem Schock
und dem Kummer, sie verloren zu haben. Was, zum Kuckuck, sollte es sonst
gewesen sein?«
    »Vermutlich
haben Sie recht«, sagte ich. »Nun ja, vielen Dank für Ihre Auskünfte, Mr. Fosse . Ich lasse Sie jetzt wieder mit Ihrem Sheriff
allein.«
    »Tausend
Dank.« Er grinste verkrampft. »Sie müßten eigentlich wissen, daß es kaum einen
Grund gibt, einen Autor nicht vom Schreiben abzuhalten.« Er stand auf und
begleitete mich zur Haustür. »Ich wäre erfreut, Mr. Holman, wenn Sie mit mir in
Verbindung blieben, ich meine, wenn Sie irgend etwas über Gails Tod
herausfinden, das — nun — irgend etwas an den Dingen ändert.«
    »Ich
werde es Sie bestimmt wissen lassen«, brummte ich.
    »Hoffentlich
ist es Ihnen damit ernst.« Seine Augen wurden kalt. »Wenn irgend jemand an
Gails Tod schuld ist, möchte ich, daß er dafür bezahlt.«
    Die
Augen der Kupferblonden waren wachsam und erwartungsvoll auf mich gerichtet, als
ich in ihr Büro trat. Daß sie von meinem Eintreten wußte, hatte nichts mit
Vorahnung zu tun — der Wärter am Tor hatte sie zuvor angerufen. Heute war ihre
Bluse rosa und der Rock hafer-mehlfarben, aber die Rundungen unter beiden
hatten nichts von ihrem heidnischen Reiz vom Tag zuvor verloren.
    »Sie
haben ihn eben verfehlt«, sagte sie munter. »Er ist vor zehn Minuten mit Mr.
Rather zum Lunch gegangen.«
    »Manny
und Joe Rather.« Ich hielt

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