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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mit einer
heftigen Grimasse die Kaffeetasse beiseite. »Sie starb an einer Überdosis
Schlaftabletten«, sagte er ausdruckslos. »Sie nahm sie irrtümlich. Dem Urteil
des Coroners zufolge handelte es sich um einen Tod durch Unfall.«
    »Sie
wissen doch genau, was wirklich geschah?« sagte ich leise.
    »Nein.«
Seine Augen weiteten sich, als er mich anblickte. »Nein, das weiß ich
keineswegs, Holman.«
    »Sie
hinterließ einen Brief.«
    »Sie
meinen, sie hat Selbstmord begangen?« Die Hand, die die Zigarette hielt,
zitterte plötzlich. »Aber das wäre bei der gerichtlichen Untersuchung
herausgekommen.«
    »Nicht,
wenn jemand, der den Brief gefunden hat, entschlossen war, ihn aufzubewahren
und später für seine eigenen Zwecke zu benutzen«, sagte ich.
    »Erpressung?«
Er richtete sich auf seinem Stuhl auf. »Dieser kleine Bastard Justin Godfrey!
Er hat sie gefunden.«
    »Das
liegt alles zwei Jahre zurück.« Ich zuckte die Schultern. »Es ist verrückt,
jetzt noch Nachforschungen anstellen zu wollen, ich weiß. Aber mein
Auftraggeber möchte nichts weiter, als Gail Carlyle Gerechtigkeit angedeihen zu
lassen, selbst wenn sie schon so lange tot ist. Alles, was Sie mir erzählen
können, Mr. Fosse , könnte für mich von großem Nutzen
sein.«
    »Sie
passen nicht leicht, oder?« Er drückte den Stummel seiner halbgerauchten
Zigarette in dem überquellenden Aschenbecher aus. »Also werde ich Sie am
schnellsten los, wenn ich Ihnen das bißchen, was ich weiß, erzähle. Dann kann
ich zu meinem Sheriff zurückkehren, der vor dem großen Problem steht, ob der
Auftraggeber der Sendung einverstanden ist, daß er den Schurken in den Rücken
schießt, weil das so ziemlich die einzige Möglichkeit wäre, gegen den
schnellsten Schützen des Wilden Westens zu bestehen.«
    »Würden
Sie mir bitte über Gail Carlyle erzählen?« sagte ich geduldig.
    »Sie
war sozusagen das Mädchen von nebenan, nur war ich etwa sieben Jahre älter. Wir
wuchsen zusammen im San Fernando Valley auf. Ich diente meine Zeit bei der
Marine ab, und als ich zurückkehrte, war ihre Familie weggezogen und, nun ja,
damit hatte es sich. Etwa ein Dutzend Jahre später knuffte mich eines Tages ein
Bursche in einem Studio in die Rippen und fragte, ob ich wüßte, wer das
Frauenzimmer sei, das da eben durch die Tür kam. Ich blickte genauer hin und
erklärte ihm, klar wüßte ich das, sie hieße Gail Godfrey, und er erklärte mir
seinerseits, wie sehr ich mich da irrte, es sei nämlich die dritte Mrs. Lloyd
Carlyle. — Sie schien sich sehr zu freuen, mich nach all den Jahren
wiederzusehen, und lud mich zu sich zum Abendessen ein, damit ich ihren Mann
kennenlernen sollte. Ich ging dorthin, traf aber nicht ihren Mann, der gar
nicht da war, an, sondern ihren Bruder, der damals, als ich ihn zuletzt gesehen
hatte, ein kleiner Widerling gewesen war und sich nun zu einem großen Widerling
ausgewachsen hatte. Sie bat mich, am nächsten Sonntag zum Tennisspielen zu
kommen, und dabei lernte ich Lloyd kennen. Für einen großen Filmstar machte er
einen recht netten Eindruck, und er schien auch nichts gegen meine Anwesenheit
zu haben. Und so wurde das zur Gewohnheit — ich kam zum Tennisspielen und
Schwimmen, und wir redeten über die alten Zeiten und die Leute, die sie nie mehr
gesehen hatte. Aber es war eine strikte Bruder-Schwester-Beziehung. Lloyd wußte
das, deshalb störte es ihn weiter nicht.«
    »Es
entwickelte sich keine Liebesbeziehung?«
    »Nein.«
Die Frage brachte ihn nicht im geringsten in Verlegenheit. »Die sieben Jahre
Altersunterschied aus unserer Kindheit machten die Beziehung zu dem, was sie
war. Verstehen Sie?«
    »Wie
war es, als sie umkam? Waren Sie da im Haus?«
    Er
schüttelte den Kopf. »Ich war am Tag, bevor sie starb, im Haus. Wir hatten Tennis
gespielt und hinterher geschwommen. Sie war damals so vergnügt wie noch nie,
sie schäumte völlig vor Lebenslust über. Als ich das erwähnte, sagte sie, sie
könne mir den Grund nicht verraten. Es sei ein großes Geheimnis, aber es sei
das Wundervollste, was geschehen könne. Deshalb — wenn ich mich daran erinnere,
wie sie aussah und insgesamt wirkte — kann ich nicht an Ihre Selbstmordtheorie
glauben, Holman.«
    »Wissen
Sie, wer in der Nacht, als sie ums Leben kam, sonst noch im Haus war?«
    »Niemand.
Lloyd war in Nevada, weil dort ein paar Szenen aus seinem damals neuesten Film
wiederholt werden mußten, und er war schon seit zwei Tagen fort. Die
Angestellten pflegten um sechs Uhr abends

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