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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ganzer Körper zu erstarren, dann wandte sie mir so
langsam den Kopf zu, als fürchtete sie, er könne herunterfallen. »Lloyd —
krank?«
    »Er
war wirklich krank.«
    »Lloyd
war nicht krank.« Ihre Stimme hatte plötzlich etwas fast Blechernes. »Er war in
großartiger Form. Wie kommen Sie denn auf die Idee?«
    »Es
war nur so ein nebensächlicher Gedanke«, sagte ich. »So etwas, was einem eben
einfällt, wenn man eigentlich gar nichts denken will. Jedesmal, wenn ich Sie
anschaue, kommt mir ein ganzes Bündel solcher Gedanken. Wenn ich es mir recht
überlege, sind sie eigentlich nicht einmal so müßig, hm.«
    »Bei
Ihnen ist Sex nahezu ein Geschäft, nicht?« Sie blickte mich mit ungläubigem
Gesicht an. »Geben Sie eigentlich niemals auf?«
    »Eigentlich
nur, wenn ich eine Gerade aufs Hirn bekomme, wie gestern
abend «, sagte ich. »Sie sind abtrünnig geworden, Karen Brine . Unsere Abmachung besteht also nicht mehr, oder?«
    »Klipp
und klar«, zischte sie, »-nein!«
    »Dann
muß ich also mit Manny sprechen.«
    »Ich
habe Ihnen doch gesagt, daß er zum Lunch weggegangen ist.«
    »Ich
werde warten.«
    »Wahrscheinlich
wird er den ganzen Nachmittag über weg sein. Er ist mit den Vorbereitungen zur
Beerdigung beschäftigt.«
    »Dann
werde ich vermutlich warten und mit Joe Rather sprechen müssen«, sagte ich
traurig. »Der Gedanke, ihm erzählen zu müssen, daß Manny sich weigert,
mitzuhelfen, ist mir zuwider, aber...«
    Ihr
Finger drückte einen Hebel herab, und gleich darauf meldete sich eine Stimme:
»Schreib-Pool.«
    »Josie«,
sagte die Kupferblonde durch die zusammengebissenen Zähne hindurch, »hier ist
Karen Brine . Ich muß Mr. Kruger suchen. Würden Sie
mich bitte hier vertreten, bis ich zurückkomme?« Sie stand auf und griff sich
ihre Handtasche vom Schreibtisch. »Lassen Sie mir noch ein paar Minuten Zeit,
um hier alles in Ordnung zu bringen, Mr. Holman, dann werde ich«, einen
Augenblick lang war in ihren rollenden Augen vorwiegend das Weiße zu sehen,
»entzückt sein, mit Ihnen zu Mittag zu essen.«
    Auf
dem Weg zum Wagen erklärte sie mir, die Studiokantine reiche völlig. Ich
erklärte ihr, meine Zeit sei ihre Zeit und ich fände, wir sollten stilvoll
speisen, und wenn sie ein liebes Mädchen sei, das alle ihre Martini brav
austrinke, würde ihr Manny Kruger wahrscheinlich einen Orden an die Brust
heften, wenn sie zurückkäme. Das reichte aus, um sie vor Wut beinahe ersticken
zu lassen, bis wir schließlich das italienische Restaurant erreichten, wo der
Service noch rustikaler ist als der Chianti; aber um die Lunchzeit herum ist es
dort immer sehr friedlich, weil außer mir fast niemand mehr dorthin geht.
    Ich
bestellte Martini, und Karen schob das Glas, kaum hatte es der Kellner vor sie
hingestellt, von sich weg. »Ich trinke zum Lunch nichts«, knurrte sie.
    Ich
grinste sie breit an und schob ihr das Glas wieder hin. »Sollen wir nicht auf
Iwan den Schrecklichen Rather trinken?« schlug ich vergnügt vor. »Und auf den
guten, alten, hilfsbereiten Manny?«
    Ihre
Fingerknöchel traten weiß hervor, während sie den Stiel des Glases umfaßte. Ich
duckte mich nicht, denn der Ausdruck in ihren Augen verriet, daß sie wußte,
wenn sie den kürzeren gezogen hatte. Zwei Martini später stellte ein Kellner
mit wilden Augen eine dampfende Masse vor uns hin und blieb dann mit einem
spöttisch verzogenen Nasenloch stehen. »Ich weiß, es gehört sich eigentlich
nicht, zu fragen«, sagte ich. »Aber was, zum Teufel, ist das?«
    »Die
Spezialität des Tages: Spaghetti mit Krabbenfleisch.« Er verlegte seinen Spott
auf das andere Nasenloch. »Gestern war es Spaghetti mit Hummer. Und morgen —
wer weiß?« Beide Nasenlöcher bebten. »Wenn Sie es essen wollen, brauchen Sie
einen weißen Chianti dazu.«
    »Solange
Sie eine Flasche finden, deren Korken noch intakt ist«, sagte ich nachgebend.
    Karen
stocherte schlecht gelaunt mit der Gabel in der dampfenden Masse herum. »Ich
dachte, Sie wollten mich betrunken machen, um mich zu verführen — nicht um mich
zu vergiften.«
    »Irgendwo
unter all diesen schönen Rundungen muß doch so etwas wie ein menschliches Wesen
verborgen sein«, sagte ich tiefsinnig. »Ich habe gehofft, der Alkohol würde mir
helfen, es zu finden.«
    Sie
kaute an einer Gabel voll der Tagesspezialität, und ihr Gesicht hellte sich
plötzlich auf. »He — wissen Sie was? Das schmeckt prima!«
    »Essen
und Wein sind hier gut«, bestätigte ich. »Aber wahrscheinlich braucht das

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