Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)
natürlich so gut ankam wie Freibier auf dem Oktoberfest. Als sie ihn sahen, wettete David mit Terry, daß er diesen gut aussehenden Jungen kriegen würde. Als Beweis würde er ihn rasieren.
Nach der gemeinsamen Nacht lud David Malvyn zu einer Party ein, die am darauffolgenden Wochenende stattfinden sollte, und Malvyn sagte zu. Am Samstag ging Malvyn dann zur besagten Adresse; es waren wohl jede Menge Rechtsanwälte und Uniprofessoren da, nur David nicht. Der Gastgeber, Terry, ja, der Ex-Freund Terry, entschuldigte David und legte Malvyn nahe, sich trotzdem zu amüsieren.
Es gab viel Alkohol und leckere Sachen, vor allem eiskalte Cola, was Malvyn sehr beeindruckte. Wie schon in der Bar, war er auch hier wieder der Hahn im Korb und genoß die Aufmerksamkeit der vielen Männer, die sich um ihn scharten und die eine oder andere Anekdote zum Besten gaben.
Der Abend verging, die Reihen lichteten sich und Malvyn blieb mit dem Gastgeber allein. Da Terry ihm gefiel, David ihn versetzt hatte und Malvyn für neue Abenteuer offen war, ließ er sich ins Bett locken. Kaum hatte Terry die rasierten Eier unseres Ziehsohns gesehen, schrie er auf vor Wut über die verlorene Wette. Sie hatten Malvyn zum Putzlappen reduziert und mit ihm die Reste ihrer Beziehung aufgewischt.
„Wie konnte David das nur tun?“ fragte mich Malvyn auf dem Weg in die Stadt und starrte auf mein Versace-Hemd. Die Ohren des Taxifahrers waren groß wie Rhabarberblätter; er hatte sogar das Radio leiser gestellt, um ja nichts zu verpassen. Ich bemerkte es, aber es störte mich nicht; vielleicht lernte er ja was fürs Leben.
„Ich meine“, sprach Malvyn weiter, „wie konnte David Tage lang mit mir Händchen haltend spazieren gehen, wie konnte er mich nachts in den Armen halten und dann so etwas tun?“
Was hätte ich darauf antworten sollen? David war vermutlich aufgrund der Verletzung durch Terry blind gewesen oder vielleicht bloß ein Arschloch? Wie sollte ich das wissen? Mein armer Malvyn, dachte ich.
„Und wie ist es ausgegangen? Hast du Terry wenigstens eine Ohrfeige gegeben?“ fragte ich.
„Nein.“
„Sondern?“ Ich befürchtete schon, daß er die Verletzung, gutmütig wie er war, in sich hineingefressen hatte.
Malvyn machte ein finsteres Gesicht. „Nachdem Terry mir die Geschichte erklärt hatte, hab ich in seinen Augen gesehen, daß er nach einer Möglichkeit fieberte, es David heimzuzahlen. Also fragte ich, ob ich trotzdem bleiben könnte.“
„Was? Bist du nicht mehr ganz dicht?“ Ich war geknickt, wie wenig er von uns gelernt hatte.
„Natürlich hat er mir das erlaubt und gedacht, er würde jetzt eine heiße Nacht mit mir kriegen. Aber ich habe ihn einfach nur gefickt, und sobald ich abgespritzt hatte, bin ich gegangen.“
Dem Taxifahrer gingen die Augen über – ich sah es im Rückspiegel –, und selbst ich mußte mich aus Verlegenheit räuspern. Dann schaute ich Malvyn an: Er saß zusammengesackt da und starrte in die verregnete Landschaft hinaus, während auf der Gegenfahrbahn die Autos mit Hochgeschwindigkeit an uns vorüberzischten.
Malvyn hatte Rache geübt; es erschreckte mich zu sehen, wie schnell er das Einmaleins unserer Welt gelernt hatte. Wir waren ihm wohl doch bessere Lehrer gewesen als angenommen.
„Sind sie alle solche Schweine?“ fragte Malvyn. Da war kein bißchen Glanz in seinen Augen, nicht einmal ein Hauch von Hoffnung.
„Nein, Malvyn. Nicht alle. Wahrscheinlich ist nicht mal David eins. Er wollte seinen Ex-Freund verletzen und hat nicht dran gedacht, was er dir damit antut. Ich habe mit Männern immer die besten Absichten verfolgt, aber auch ich habe feststellen müssen, daß ich den ein oder anderen dabei verletzt habe. Das tun wir alle. Auch du. Das Beste, was wir machen können, ist, uns zu bemühen.“
Wir waren am Ende der Autobahn angelangt, der Taxifahrer bog auf den vierspurigen Mittleren Ring und landete im tiefsten Samstagmittag-Einkaufsverkehr. Autos wechselten die Spuren, es wurde jäh gebremst, scharf angefahren, jemand hupte, die Kreuzung war verstopft – wenn man Sex als „Geschlechtsverkehr“ bezeichnete, dann sollte man Beziehungen „Alltagsverkehr“ nennen.
Es dauerte fast noch eine halbe Stunde, bis das Taxi vor unserem Haus hielt, eine Strecke, für die man normalerweise nur gute zehn Minuten benötigte.
„He, Malv, noch was“, sagte ich, bevor wir nach oben gingen. „Bernis Mutter wird noch ein paar Wochen länger bei uns bleiben.“
„Oh. Und ich war schon
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