Eine zu wenig im Bett
ist schon in Ordnung. Danke für das Angebot, aber ich habe oben noch unglaublich viel zu tun.”
Hunter verspürte das Bedürfnis aufzuheulen. Das hier war die reinste Folter für ihn.
Die Chance war zum Greifen nah gewesen!
Jetzt war sie verstrichen, und er war sich nicht sicher, wie Lindsay zu ihm stand. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt – vielleicht zu schnell. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn sie seine Fantasie gemeinsam ausgelebt hätten … Aber dass sein Plan durchkreuzt worden war, änderte vielleicht alles.
Er wusste nicht, was er sagen sollte, was er sagen
konnte
, solange Paul Ohne-Date da war und an ihren Lippen hing. “Tut mir leid”, murmelte er.
Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln. “Vielleicht ist es besser so.”
An ihren Worten gab es nichts zu interpretieren. Offensichtlich war sie erleichtert. Hunter hatte genau den Fehler begangen, den er sich zu vermeiden geschworen hatte: Er hatte so schnell nach der Trennung Interesse an ihr bekundet, dass Lindsay an seiner Ehrlichkeit zweifelte. Welch Ironie! Denn er hatte in seinem ganzen Leben noch nie etwas so ernst gemeint.
Nachdem Lindsay den Waschkeller verlassen hatte, räusperte Paul sich. “Deine Nachbarin, was?”
“Ja.” Hunter starrte noch immer auf die geschlossene Tür.
“Wart ihr jemals verabredet?”
“Nein.”
Den Part habe ich übersprungen und bin gleich dazu übergegangen, mit ihr zu schlafen. Ganz toll von mir. Echt spitze.
“Junge, ich hätte sie schon längst gefragt! Ich hätte sie ja um ihre Telefonnummer gebeten, aber ich wusste nicht, ob das zu weit geht. Weil ihr beide euch doch kennt und so.”
Hunter blickte zu Paul auf. Er musste mindestens zwei Meter zehn groß sein. “Ich war zwar noch nie mit ihr verabredet, aber ich habe auf jeden Fall vor, sie zu fragen.”
Paul lächelte. “Das habe ich mir schon gedacht – so wie du sie angeschaut hast. Sie ist unberechenbar, oder?”
“Ich arbeite daran.” Sofern er noch einmal Gelegenheit dazu bekam. Im Augenblick fürchtete Hunter allerdings, dass er seine Chance auf etwas wirklich Wundervolles vermasselt hatte.
“Na dann, viel Glück. Nur, weil ich keine Freundin habe, heißt das nicht, dass das bei dir auch so sein muss. Lust auf ein Spielchen?”
“Sicher.” Hunter seufzte. Manchmal war das Leben wirklich ungerecht.
Lindsay trug ihre Schmutzwäsche wieder nach oben und versuchte, sich einzureden, dass das Schlimmste gerade noch mal verhindert worden war. Dass Paul aufgetaucht war, um ihre kleine Party zu sprengen, war, als wäre ihr zwei Meter zehn großer Schutzengel erschienen, um sie zu retten. Irgendwann – in fünfzig Jahren ungefähr – hatte sie den Sex mit Hunter in ihrem Wohnzimmer vergessen. Aber sie war sich sicher, dass sie den Sex im Waschkeller niemals vergessen hätte.
Für Hunter wäre es indes etwas ganz anderes gewesen. Er war erst vor Kurzem verlassen worden, also hätte der Sex im Waschkeller sein angekratztes Selbstwertgefühl gestärkt. Eine einzige leidenschaftliche Begegnung im Waschkeller hätte vermutlich genügt, um den Zweck zu erfüllen – vor allem, wenn man bedachte, wie Lindsay ihn über alle Maßen gelobt hatte. Anschließend hätte er keine Verwendung mehr für sie gehabt und sie sitzen lassen. Sie hingegen hätte sich verzweifelt nach mehr gesehnt.
Ehrlich gesagt: Im Grunde sehnte sie sich bereits jetzt verzweifelt nach mehr. Und das zeigte, dass nicht nur der Sex auf dem Wohnzimmerteppich sie ins Unglück gestürzt hätte, sondern erst recht der Sex im Waschkeller. Spätestens, wenn es Hunter besser ging, würde er wieder Lust auf neue Bikinischönheiten verspüren. Ja, Paul hatte ihr einen Riesengefallen getan, indem er an diesem Abend das Bedürfnis verspürt hatte, seine Wäsche zu machen. Wirklich.
Nachdem sie zurück in ihrer Wohnung war, stellte sie den Korb mit der Wäsche auf den Fußboden. Es war sinnlos, ihn wegzuräumen; sie musste die Wäsche dieses Wochenende ja immer noch waschen. Allerdings nicht morgen früh. Die samstäglichen Treffen mit Hunter im Waschkeller gehörten der Vergangenheit an. Sie musste ihre alte Gewohnheit ablegen und ihren Wochenplan umstrukturieren.
Lindsay ließ sich auf den Boden neben dem Wäschekorb sinken. Sie wusste nicht, was sie als Nächstes tun sollte, aber im Augenblick konnte sie sich nicht überwinden, ins Wohnzimmer zu gehen. Dort würde sie einfach alles an etwas Wundervolles erinnern, was sie so nicht mehr erleben würde.
Oh, Hunter würde
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