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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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kleine Feuer anzufachen, das in einem großen Metallkessel brannte, den man in das Holz des Tisches eingelassen hatte. Die Knochen des Hasen, den er zuvor gehäutet hatte, waren zwischen den Zweigen eines Apfelbaumes zu Asche geworden und das verkohlte Holz glühte jetzt in einem bösen Orange unten am Boden des Kessels.
    „Mylord.“
    Fantin schaute hinüber zu dem Priester in seiner Priesterrobe, der soeben aus der winzigen Kapelle aufgetaucht war, die man in einem Winkel seines Laboratoriums eingebaut hatte. Sein Atem ging jetzt schneller und Schweiß bildete sich an seinen Handflächen. Er trat vom Tisch weg und auf den Mönch zu. „Vater, habt Ihr Kunde?“
    Pater Rufus, schmal und mit dünnen Fingern versehen, trug einen höchst ernsten Gesichtsausdruck zur Schau. Erschöpfung hatte sich in seine Wangen eingegraben und die teigige Blässe seiner Haut legte Zeugnis davon ab, wie viele unzählige Wochen er hier unterhalb der Erde zugebracht hatte. „Ich habe lange und viel gebetet und habe nun endlich die Antwort erhalten, nach der Ihr sucht.“
    Fantin packte den Stock fester, seine Nägel gruben sich innen in seine schwielige Hand, sein Atem kam schnell und stoßweise. „Aber Vater, sprecht! Was muss ich denn nun tun, um Gottes Segen auf meiner Seite zu haben und um den Stein der Weisen wieder zu erwecken?“
    „Ihr müsst Euer Werk fortsetzen“, sagte Rufus zu ihm. „Gott wird Euch den Weg nicht weisen, bis Ihr Ihm nicht gezeigt habt, dass Ihr der Aufgabe wirklich würdig seid. Ihr müsst Euer Werk fortsetzen, Ihr müsst fortfahren die Welt von ihrem Übel und ihren Versuchungen zu befreien. Ihr müsst die Schriften der Antike studieren und Ihr müsst fortfahren nach Reinigung und Transsubstantiation zu suchen.“
    Das trockene Holz brach in Fantins Hand. „Gibt es nichts Weiteres, was Ihr mir mitteilen könntet, Vater? Seit fast zwölf Sommern arbeite ich bereits daran. Seit zwölf Sommern weiß ich, dass ich der Auserwählte bin ... und dennoch ist mir jenes Versprechen noch nicht eingelöst worden. Wann werde ich mein Lebenswerk vollenden: Rein und heilig und eins mit Gott zu sein?“
    „Zwölf Sommer, Mylord, sind nichts als ein Tropfen im Ozean, für den Herrn“, ermahnte ihn der Priester streng.
    Fantin kämpfte gegen die aufsteigende Ungeduld an. Er wischte mit dem langen Ärmel seiner Robe den Schweiß fort, der seine Stirn mittlerweile bedeckte, und faltete die Hände erneut in den Ärmeln seiner Robe zusammen. „Neun Priester habe ich gehabt, und nicht einer von Euch kann die Botschaft Gottes richtig deuten.“
    „Mylord“, erwiderte der Priester mit einer Stimme, fast krächzend, weil so wenig Gebrauch von ihr gemacht wurde, „lasst Euch jetzt nicht bekümmern. Mehr wird kommen. Ich bitte Euch, Ihr müsst Euch noch etwas in Geduld üben. Alle rechte Belohnung von oben wird nur denen zuteil werden, die sich in Geduld und Demut und Gehorsam üben. Unser Herr wird Euch ein Zeichen senden. Ein Zeichen, um Euch den Weg zu weisen. Es wird sich schon recht bald zeigen, vielleicht schon in den nächsten beiden Wochen. Es obliegt Euch, die Botschaft zu erkennen und den Anweisungen Folge zu leisten, und die Beschwerlichkeit Eurer Reise wird fortan gelindert werden.“
    Er starrte Fantin direkt in die Augen und Fantin fühlte, wie er ruhiger wurde, wie er Klarheit in der Vision vor ihm fand. Das rote Licht, das seine Welt eingetrübt hatte, verschwand wieder langsam. In der Tat, der Priester hatte Recht. Er musste nach dem Zeichen Ausschau halten. Er musste lang und hart beten. Er musste mit dem Werk der Reinigung fortfahren, die Aufgabe, die ihm so viele Jahre zuvor auferlegt worden war.
    „Ja, Vater ... Ihr seid in der Tat weise“, erwiderte Fantin mit seiner warmen, glatten Stimme. Er fügte ein Lächeln hinzu, das – auch wenn es sein Gesicht bewegte – nicht ganz bis in ihn hinein reichte. Er musste sich in Geduld üben, aber er fühlte dennoch die Enttäuschung ... seinen Drang ... wie er stärker wurde mit jedem Tag. Das rote Licht am Rande seines Gesichtsfeldes wurde in letzter Zeit immer wieder bedrohlich stark.
    Wenn er sich nur nicht auf den Priester verlassen müsste und seine eigenen Tage im Gebet zubringen könnte. Denn vielleicht würde er schneller verstehen, vielleicht könnte er auf diese Weise das, was er so dringlich suchte, rascher erfahren. Aber Fantin hatte nicht die Zeit, sich ausreichend lange und gründlich ins Gebet zu vertiefen, denn er musste seine Ländereien

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