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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Spiel zu setzen – sein Gesicht zu berühren, herauszufinden, ob es so unnahbar war, wie es erschien. Sie ballte die Hände zu Fäusten und befahl dieser närrischen Seite, sich nicht zu verraten.
    „Warum habt Ihr mich hinters Licht geführt? Warum habt Ihr uns nicht gestattet mit ein wenig Würde von hier fortzugehen?“
    Sie schluckte. Es kam nicht überraschend, dass ein Mann von seinem Einfluss über eine Hinterlist wie die ihre erzürnt war. Sie nahm einen der Spatel und schabte ein kleines bisschen von dem schwarzen Brei weg und fing an, diesen zu einer Kugel zu formen, während sie sorgfältig ihre Worte der Erwiderung wählte.
    Gavin schaute zu, wie ihre schmalen Hände die Spatel handhabten, wieder fielen ihm die drei Leberflecken auf, die eines ihrer Handgelenke zierten. Ihr Kopf war nach unten geneigt und der Rand des Schleiers verbarg viel von ihrem Gesichtsausdruck, auch wenn er die Länge von sehr langen Wimpern noch erkennen konnte, als sie blinzelte. Sie hatte bei seinem Erscheinen hier nicht überrascht gewirkt, auch nicht misstrauisch, dachte er. Wie konnte das sein?
    „Wir wollten damit nur uns selbst schützen.“
    Ihre Worte, als sie schließlich gesagt wurden, waren so ruhig und gelassen wie der Rhythmus ihres Atems. Sie sah ihn an und er sah nichts außer den grauen Tiefen ihrer Augen, klar und ohne Arg, ohne Furcht. Den Bruchteil eines Augenblicks fragte er sich, wann eine Frau ihn das letzte Mal ohne Furcht angeschaut hatte ... und mit solcher Arglosigkeit. Sie hatte nichts zu verbergen, so schien es hier ... aber er wusste, dass dem nicht so sein konnte.
    „Verzeiht uns, dass wir so handelten“, fuhr sie fort, „aber, Mylord, wir taten, was wir für das Beste hielten.“
    „Ihr habt uns aus der Abtei entfernt, damit wir den Weg hierher nicht wieder finden würden, und doch beunruhigt Euch meine Gegenwart nicht.“
    Sie blinzelte und er konnte eine winzige Bewegung ihrer Lippen erkennen, als sie kurz zusammengepresst wurden, ein erstes Anzeichen von Unruhe. „Es ist wahr, dass es mir lieber gewesen wäre, wenn Ihr nicht wieder hierher zur Abtei gefunden hättet ... aber jetzt seid Ihr da und ich kann nichts dagegen tun. Eure Gegenwart verheißt nichts Gutes für mich, aber ich flehe Euch an ... tut meinen Schwestern nichts.“
    „Es ist nicht meine Absicht irgendjemandem hier im Kloster von Lock Rose ein Leid zuzufügen“, entgegnete Gavin. „Ich bin lediglich auf Geheiß des Königs hier.“
    „Der König? Was hat er mit uns hier im Kloster zu schaffen?“ Verwirrung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab und sie ließ zu, dass die schwarz eingefärbten Spatel in den Topf mit dem Brei hineinfielen.
    „Seine königliche Hoheit König Heinrich befiehlt die Anwesenheit von Lady Madelyne de Belgrume an seinem Hof.“ Seine Worte waren förmlicher als nötig und er sprach sie mit Nachdruck und einer kleinen Drohung darin aus, um sicher zu gehen, dass sie den Ernst der Lage verstand. „Mir wurde aufgetragen Euch zu ihm zu geleiten.“
    Sie schwieg jetzt und Gavin wartete ungeduldig auf ihre zornige Erwiderung. Als sie nichts sagte, fragte er sie noch deutlicher. „Ihr leugnet also nicht Madelyne de Belgrume zu sein, die Tochter von Fantin de Belgrume, Lord von Tricourten?“
    „Nein.“ Der Atemhauch, den sie da ausstieß, war leise, aber so tief, dass er die Wärme davon an seiner Wange spürte.
    „Dann wisst Ihr auch, dass Ihr mit mir kommen müsst.“
    „Ja.“
    Gavin war wie gebannt von der klaren Ruhe in ihren Augen und dann fiel ein Schleier darüber, als sie die Lider senkte. Sie nahm das Tuch weg, das ihr zum Schutz ihres Kleides über dem Schoß lag, und legte es auf den Boden. Es schien wenig mehr zu geben, was man sagen müsste.
    Weil er wegen ihrem scheinbar so leicht gewährtem Einverständnis etwas verunsichert war, erhob Gavin sich und reichte ihr eine Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen.
    Madelyne streckte ihre Hand aus, hielt inne und ließ ihre Hand dann niedergleiten. Sie erhob sich ohne Hilfe. „Ich möchte Euch nicht schmutzig machen“, gab sie zur Erklärung und zeigte ihm ihre geschwärzten Hände. „Ich werde noch ein paar Tage so aussehen, bis es wieder verblasst. Jetzt muss ich mit Mutter Berthilde sprechen. Sie ist über Euer Eintreffen unterrichtet?“
    Gavin nickte und erneut fiel ihm ihre klare, praktische Art auf, gerade jetzt, in einem Moment, der sie eigentlich bestürzen müsste. „Ja. Aber wir müssen vor der Frühmette aufbrechen, also

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