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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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draußen.
    Mit einem Siegesgrunzen stieg Gavin über einen kaputten Schemel und während er sich immer noch das Tuch vor das Gesicht hielt, benutzte er eine Hand dazu, die Wand wieder hochzustemmen. Sie gab nach, hing in der Mitte stark durch, aber brach nicht auseinander, so dass er sie weit genug hochheben konnte, um die zwei Menschen darunter zu sehen, die davon verdeckt gewesen waren. Obwohl er nicht erkennen konnte, ob sie noch lebten, ließ er das Tuch aus dem Gesicht fallen, um die Wand nach außen wegzudrücken, und sie fiel außerhalb der Hütte auf den Boden, landete neben dem Nachbarhaus, das auch brannte. Der Rauch drang ihm plötzlich in Nase und Mund, und Gavin begriff, dass er sich auf den Boden ducken musste. Während er noch gegen den Husten ankämpfte, der in seinen Lungen da hochstieg, legte er sich das Tuch wieder über die Nase und streckte seine noch freie Hand aus, um die Frau am Arm zu packen.
    Er packte sie am Handgelenk, hob sie halb vom Boden hoch und ließ seinen Arm unter ihre beiden Arme gleiten. Dann bahnte er sich allmählich seinen Weg auf die Öffnung zu, wo die Wand eingestürzt war. Er war gerade dort angelangt, als ihm aufging, dass das Feuer nebenan zu nah war, als dass er sicher hinaus gelangen könnte, und er sah sich gezwungen umzudrehen.
    Mittlerweile brannte der Rauch ihm in den Augen, so dass sie heftig tränten und er wenig mehr erkennen konnte als verschwommene Umrisse. Es war heiß und der Schweiß machte ihn und sein Zupacken glitschig und unbeholfen. Er machte ein paar Schritte auf die Tür zu, bevor er stolperte und fast auf die Knie fiel.
    Nein, Vater, nimm mich nicht jetzt zu dir!
    Der Gedanke kam aus dem Nichts, aber mit einer durchschlagenden Stärke und Gavin spürte da einen Schub von Energie, welche die Müdigkeit wieder bezwang, die er gefühlt hatte. Er machte zwei weitere Schritte auf die Tür zu und war gerade dabei, nach dem Rand der Öffnung dort zu greifen, als ein lautes Krachen die Luft erfüllte. Eine plötzliche Welle aus Rauch und Flammen raste auf ihn zu und das Letzte, was er sah, war, wie das Dach auf ihn niederstürzte.

Acht
     
    Fantin de Belgrume erwachte mit einem Lächeln auf den Lippen.
    Endlich lag sein Schicksal klar vor ihm. Er fühlte sich leicht und frei und gesättigt, und nur teilweise war das dem warmen Körper geschuldet, der neben ihm schlummerte.
    Der einzige Wermutstropfen, das Einzige, was ihn vom vollkommenen Glück trennte, war es zu wissen, dass Gavin Mal Verne immer noch lebte. Allein der Gedanke an den Mann machte, dass es in Fantins Eingeweiden vor Wut und Hass brodelte – aber dann auch noch zu wissen, dass dieser abgrundtief böse Mann Fantins eigene, unschuldige Tochter in die Hände bekommen hatte, trieb ihn fast in den Wahnsinn mit dieser blutroten Raserei, die sich in letzter Zeit immer öfter in ihm bemerkbar machte.
    Eine Obsession ... vielleicht hatte Rufus die Wahrheit gesagt. In dem heraufdämmernden Licht des Tages, hier in den oberen Stockwerken und weg von den Sirenenrufen seines Laboratoriums, war Fantin imstande zuzugeben: Die Tatsache, dass er Mal Verne gegenüber derartig Gift und Galle spuckte, war womöglich eine stärkere Ablenkung als nötig.
    Ließ er es denn wirklich zu, dass sein Drang Mal Verne zu vernichten ihn von seinem heiligen Werke wegführte? Ja, da war vielleicht etwas dran.
    Aber er durfte nicht zulassen, dass der Mann ihn von seinem Ziel abhielt. Und Mal Verne, sollte er Gelegenheit dazu bekommen, würde Fantins Leben zerstören und damit auch jede Gelegenheit, dass er sein Werk vollbringen könnte. Es war reine Selbsterhaltung, redete Fantin sich ein, als er mit einem Finger an der langen Kurve von Retnas Rücken entlangfuhr.
    Als sich die Frau neben ihm räkelte, sich im Schlaf an ihm bewegte, konnte Fantin nicht umhin, an die unzähligen Male denken, als Mal Vernes Nicola das Gleiche getan hatte. Der Leib jenes Weibes war schlank und sinnlich gewesen, und sie hatte geglaubt, sie wäre in Fantin verliebt. Er hatte im Gegenzug geglaubt, dass sie die Frau war, die Gott ihm als Ersatz für seine verstorbene Gemahlin Anne zugedacht hatte. Vielleicht nicht von der gleichen Reinheit, aber würdig, um mit Fantin das Lager zu teilen und sich mit ihm zu vereinigen. Denn schließlich hatte der Schöpfer die Freuden der fleischlichen Kopulation allen Menschen gegeben und wie seine Schutzheilige, die Heilige Hure, verwehrte Fantin sich diese Erleichterung nicht.
    Es war keine schwere Aufgabe

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