Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
Vom Netzwerk:
schweren Stock griff. Er holte zum Schlag aus, gegen das Gesicht mit den winzigen Augen und der platten Nase, die so nahe war, dass er das Wasser sehen konnte, welches aus ihr tropfte, und ein wütendes Quietschen zerriss die Luft, als Gavin von den wild strampelnden Hufen und dem durchdringenden Gestank wegstolperte.
    Gerade als er sich wieder aufgerichtet hatte und fast stand, erklang ein weiterer Schrei und ein Quietschen der Wut von der Lichtung her ... gefolgt von einem zweiten Quietschen, das am Ende fast ein Stöhnen war. In dem Moment ritt Thomas heran und warf Gavin die Zügel von Rule zu. „Seid Ihr verletzt?“, fragte er, während sein Freund sich in den Sattel hievte.
    „Nein“, erwiderte Gavin außer Atem, als er seinen Verstand wieder so weit unter Kontrolle brachte, dass er den Anblick vor sich begreifen konnte. Der Eber lag auf der Seite und stieß zitternd seinen letzten Atemzug aus, mit drei Lanzen, die ihm in der Seite steckten. Die Hunde schnupperten eifrig an ihm und wurden von den Hundeführern zurückgerufen, als auch schon die Jäger sich dichter herandrängten.
    „Was für ein Sturz!“ Ferrell kam zu Pferd herübergetrabt.
    Gavin erinnerte sich plötzlich und glitt aus dem Sattel. „Ich habe gespürt, wie der Steigbügel nachgab, als Rule sprang“, erzählte er ihnen und hielt den kaputten Ledersteigbügel hoch. „Wenn ich für diesen Sprung nicht gestanden hätte, hätte ich mich wahrscheinlich im Sattel halten können“, runzelte er die Stirn. „Aber das hätte nicht von allein kaputt gehen können.“
    „Habt Ihr es vielleicht mit Eurer Lanze angeritzt?“, fragte Lord Michael d’Gloetherin. „Für was für einen Narren haltet Ihr mich denn?“, fuhr Gavin ihn an, der auf einmal den Schmerz an seiner Schulter und an seinem Arm spürte. „Ich beherrsche den Umgang mit meinen Waffen und würde einen solch törichten Fehler nicht begehen. Und wenn ich so nachlässig gewesen wäre oder wenn jemand anderes nahe genug gewesen wäre, um diesen Fehler zu machen, wäre Rule dann nicht auch verletzt?“
    „Ja. Und Ihr gebt stets gut Acht auf Euren Sattel und auf Rule“, fügte Thomas ernst hinzu. Seine Augen begegneten denen von Gavin und ihr beider Verdacht spiegelte sich darin. Fantin.
    In dem Moment ritt König Heinrich heran. „Mal Verne – seid Ihr verletzt? Ich habe den Sturz nicht gesehen, aber man sagt mir, er sei überaus prächtig gewesen.“ Sein ansteckendes Lächeln blitzte auf, als er sah, dass Gavin unverletzt war.
    „Auch wenn ich nicht den Wunsch verspüre, es zu wiederholen, so würde auch ich sagen, dass man es wohl nur schwerlich jemals wiederholen könnte.“ Gavin grunzte vor Schmerzen, als Thomas nahe genug an ihn heranritt, um ihm gegen die Schulter zu stoßen. „Ich werde mich um meinen Arm kümmern, wenn wir zurückkehren, aber er tut mir nicht übermäßig weh. Sollen wir weiterreiten?“
    „Nein. Wir kehren zurück. Die anderen fanden zwei Rehe und ein wildes Schwein, daher brauchen wir kein weiteres Fleisch“, antwortete ein anderer Jäger.
    Laut hätte Gavin es nicht zugegeben, aber er war dankbar für den Vorwand, eher früher als später zur Burg zurückzukehren. Jetzt da seine Kraft ihn etwas verlassen hatte und sie in einem deutlich weniger gefährlichen Tempo weiterritten, hatte das Pochen in seiner Schulter deutlich zugenommen, so dass er deswegen die Zähne zusammenbeißen musste und seine Beiträge zur Unterhaltung auf ein Minimum reduzierte.
    Ein plötzlicher Gedanke erblühte da in seinem Kopf und linderte seine Leiden: Er würde zurückkehren und Madelyne aufsuchen, damit sie sich um seine Wunden kümmerte.
    Wenn er in der Vergangenheit kleinere Verletzungen erlitten hatte, hatte er einen der Schildkappen oder einen der Pagen des Königs aufgetrieben, der eine Paste von stinkenden Kräutern drauf kleisterte und ihm die Wunde verband – wie es jeder andere Mann mit derartigen Wunden tun würde. Aber jetzt würde er sie darum bitten, sich um seine Bedürfnisse zu kümmern.
    Ihre langen, schmalen Hände würden etwas Paste sanft auftragen, die wahrscheinlich schrecklich roch, aber kühlte und die Wunde beruhigte. Sie würde es vorsichtig verbinden und ihm vielleicht einen Tee oder einen Heiltrank zu trinken geben, der ihm half einzuschlafen. Und er würde sie sich – wieder einmal – als eine heitere Madonna vorstellen ... und der Duft von ihr, wenn sie sich zu ihm beugte ... und die warme Schwere ihrer Berührung zu spüren...
    Das

Weitere Kostenlose Bücher