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Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)

Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)

Titel: Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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Appetit.“
    „Nina, es ist schon Nachmittag. Essen ist wichtig für deine Genesung.“ Er sieht streng zu mir herunter. Als sich unsere Blicke treffen, werden seine Gesichtszüge gleich wieder weicher.
    „Would you like to eat with me?“, fragt er zärtlich.
    Unter der Intensität seines Blickes kann ich nur nicken. Ich brauche einen Moment, bis sich meine Hormone regulieren und ich meine Stimme wiederfinde. „David hat mir den Kühlschrank gefüllt, aber ich habe noch nicht wirklich die Energie, etwas zu kochen.“
    Eric schüttelt fassungslos den Kopf. „Glaubst du ernsthaft, ich würde dich jetzt arbeiten lassen? Entweder ich koche oder ich besorge uns etwas Take out. Deine Entscheidung.“
    „Take out klingt gut.“
    „Your wish is my command, darlin’“
     
    Eine Stunde später sitzen wir pappsatt vor dem Fernseher und schauen uns Wiederholungen von How I met your mother an. Wir hatten geniales chinesisches Essen. Eric hat von allem eine Kleinigkeit mitgenommen, weil er nicht sicher war, was mir schmeckt. Meinen Bücherkarton hat er auch schon vom Bett gehoben und dabei leise über meinen Bruder geflucht. Jetzt massiert er mir die Füße und ich muss mich echt anstrengen, nicht unangemessen laut zu stöhnen. Um meinen Bauch etwas zu entlasten, lege ich mich zurück. Dabei rutscht ein Stück meines Shirts hoch und Eric sieht die noch verbundene Narbe an meinem Bauch.
    „Kann ich dich was fragen?“ Er sieht zu mir und bearbeitet weiter meine Fußsohlen.
    „Klar.“ Ich bin gerade beinahe willenlos und würde fast allem zustimmen.
    „Die andere Narbe an deinem Bauch. Was ist die Story dahinter?“
    Verunsichert bedecke ich meinen Bauch wieder, doch Eric hält meine Hand fest. „Don’t hide. Please.“
    Ich seufze angestrengt und erzähle Eric die Geschichte, die ich nur wenigen Menschen anvertraue.
    „Ich war mit in dem Unfallwagen, in dem meine Eltern gestorben sind. Mein Vater hat auf der Landstraße, bei Blitzeis, die Kontrolle über den Wagen verloren. Er ist frontal in eine ausrangierte Erntemaschine geknallt. Diese Maschine stand mitten auf dem Feld, ansonsten kilometerweit nichts. Ausgerechnet dort musste er reinfahren. Meine Eltern hatten keine Chance. Bei mir hat sich nur ein Metallteil in meinen Unterleib gebohrt.“
    „Hast du das mitbekommen? Warst du wach, als du verletzt wurdest, und als sie gestorben sind? Du musst das nicht beantworten, wenn du nicht magst.“ Er streicht mit dem Daumen über meinen Handrücken und sieht mich verunsichert an.
    „Es ist ok. Das war vor 15 Jahren. Ich habe es nicht mitbekommen. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich gleich beim Aufprall das Bewusstsein verloren. Es ist wirklich okay.“
    Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich weine. Eric lässt meine Füße los und legt sich neben mich. Er zieht meinen Kopf an seine Brust und flüstert in meine Haare: „Apparently not.“
    Er lässt mich eine Weile weinen, bevor er mein Gesicht in seine Hände nimmt und mit den Daumen meine Tränen wegwischt.
    „Thorsten hat sich um dich gekümmert?“, fragt er.
    „Ja. Er war gerade 18, als er das Sorgerecht für mich übernommen hat. Er hat mich aufgezogen.“
    „Das erklärt einiges“, murmelt Eric mehr zu sich selbst.
    „Wann musst du wieder weg?“, frage ich leise.
    „Wenn du magst, dann erst morgen früh.“
    Mein Herz macht einen Hüpfer, obwohl es das nicht sollte.
    „May I ask another question?“ Ich habe eine vage Befürchtung, was jetzt kommt. Doch es macht keinen Sinn, dieses Thema zu umgehen.
    „Natürlich. Frag mich.“
    „Hast du irgendwelche Spätfolgen durch den Unfall?“
    „Nur eine.“
    „You don’t have to…”
    „Ich kann keine Kinder bekommen, auch nicht mit medizinischer Unterstützung. Es ist ausgeschlossen.“
    Ich muss ihm ja nicht solche abturnenden Dinge erzählen, wie die Tatsache, dass ich zwar noch Eierstöcke, aber keine Gebärmutter mehr habe. Ich habe einen normalen Hormonhaushalt, nur ohne monatliche Blutung. Was nicht bedeutet, dass ich nicht in die „Freuden“ von PMS komme.
    „I’m so sorry for you, pretty girl.”
    „Es ist nicht so schlimm. Ich bin mit dem Gedanken groß geworden, niemals eigene Kinder haben zu können. Eric, kann ich dir auch mal eine Frage stellen?“
    Sein Gesichtsausdruck wechselt zwischen Angst und Panik und sein kompletter Körper verkrampft sich neben mir. In einem halbherzigen Ablenkungsmanöver drückt er mir einen Kuss auf die Lippen, doch ich bleibe bewegungslos. Als er

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